Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tote vom Johannisberg

Die Tote vom Johannisberg

Titel: Die Tote vom Johannisberg
Autoren: Oliver Buslau
Vom Netzwerk:
voll. Er fiel auf den Rücken und versuchte, den Lauf der Pistole auf mich zu richten. Die Waffe war noch nicht entsichert. Ich ließ mich auf seinen Arm fallen. Doch ich besaß kaum Bewegungsmöglichkeiten. Mallberg dagegen war sofort wieder auf den Beinen - viel schneller als ich.
    Die Pistole landete auf dem Boden. Als er sich bückte, traf ich ihn mit den Füßen an der Kehle, und er fiel wieder nach hinten. Ein Tritt von mir, und die Buchhalterbrille splitterte. Das Blut schoß ihm aus der Nase. Aus den Augenwinkeln bemerkte ich, daß Jutta es geschafft hatte, aufzustehen. Sie kickte die Pistole weg. Mallberg kam wieder auf die Beine. Ich war nicht so schnell und verpaßte ihm kniend mit den gefesselten Händen eine Breitseite in die Leistengegend. Sofort klappte er wieder zusammen. Doch dann war ich am Ende. Jutta, die schon seit Stunden gefesselt war, ebenfalls.
    Mallberg konnte sich unbehelligt aufrappeln, ein paar Schritte gehen und die Pistole aufheben. Noch einmal nahm ich all meine Reserven zusammen und warf mich von hinten auf ihn. Er schüttelte mich ab und riß die Waffe hoch. Ein Grinsen ging über sein Gesicht, als er langsam auf mich zielte. »Hoch, Rott. Ich bin wirklich enttäuscht von Ihnen. Stehen Sie auf. Sterben Sie wie ein Mann.«
    Plötzlich gab es einen ohrenbetäubenden Knall. Ein blutroter Schleier senkte sich vor meinen Augen.
    Als alles wieder klar wurde, war der Raum voller Menschen. Jetzt ist alles aus, dachte ich und hob die Hände. Mir wurde wieder schwarz vor Augen. Hoffentlich machen sie es kurz. Aber nichts passierte. Irgendwann erkannte ich, daß die Männer grün gekleidet waren und Schirmmützen trugen.
    Es dauerte eine Weile, bis ich begriffen hatte, daß die Polizei gekommen war.
    Vor mir lag jemand. Regungslos. Mallberg.
    *
    Mit benommenem Kopf quälte ich mich die endlosen Treppen hinauf. Ich kam auf die Straße, und es war hell. Wie spät war es ? Ich sah auf meine Armbanduhr. Halb sieben am Morgen. Wo war Jutta?
    Auf der Straße wimmelte es von Polizisten. Das Lager wurde beschlagnahmt und die Kartons in Polizeifahrzeuge verladen. Überall drehten sich die blauen Lichter und flackerten an den Hauswänden entlang. An den erleuchteten Fenstern in der Nachbarschaft drängten sich die Neugierigen. Manche waren auf die Straße gekommen und wurden von Polizisten so gut es ging ferngehalten. Steinbachs Leute und der Chef der Schlägertruppe selbst verließen das Haus in Handschellen.
    Schließlich kam ein Krankenwagen. Jutta wurde auf einer Trage herausgebracht. Ich beugte mich hinunter. »Alles klar Remi«, sagte sie matt. »Die wollen mich nur sicherheitshalber untersuchen.«
    Ein Sanitäter sprach mich an. »Sind Sie in Ordnung?«
    »Ja, ja. Ich will mitfahren.«
    Jemand legte mir die Hand auf die Schulter. Ich drehte mich um. Es war Krüger. »Herr Rott, wir brauchen noch Ihre Aussage. Wo können wir Sie später erreichen?«
    Ich nannte ihm Juttas Adresse und Telefonnummer. Währenddessen schlossen die Sanitäter die hinteren Türen des Krankenwagens und fuhren davon.
    »He - ich wollte doch mitfahren«, rief ich.
    »Wir bringen Sie im Streifenwagen hin«, sagte Krüger. Er winkte einem der Uniformierten.
    Als ich im Wagen saß, klopfte Krüger noch einmal an die Scheibe. »Wir sprechen uns später. Sie haben uns einen großen Dienst erwiesen.«

22. Kapitel
    Mittags waren wir wieder bei Jutta zu Hause. Außer einer leichten Unterkühlung und deutlicher Übermüdung hatte sie keine körperlichen Schäden davongetragen.
    »Gegen Kälte habe ich was in der Bar«, sagte sie und öffnete die Säule in ihrem Wohnzimmer.
    Kurz darauf stießen wir an. »Auf was trinken wir?«
    »Auf Tom«, sagte Jutta.
    »Was?«
    »Na, wenn er mich nicht gekidnappt hätte, wäre Mallbergs Perverspornoproduktion nie aufgeflogen. Die hätten das Zeug nach Holland oder sonstwohin geschafft.«
    »Wenn du’s so siehst. Ich frage mich aber was ganz anderes.«
    »Was denn noch?«
    »Na, wer uns eigentlich gerettet hat. Erinnerst du dich? Mallberg war gerade dabei, mich zu erschießen.«
    »Dazu wird dir Krüger sicher was sagen können.«
    »Und was wird damit?« fragte Jutta und öffnete noch einmal den Karton, den ich bei Wolf gefunden hatte. »Da warten hunderttausend Mark.«
    »Auf Satorius«, gab ich zu bedenken. »Sie gehören ihm, und ich werde sie ihm zurückbringen. Genauso wie die Lehár-Partitur. Ist mir doch egal, daß er sie nicht selbst gefunden hat. Soll er sich ruhig weiter in seinem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher