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Die Tote vom Johannisberg

Die Tote vom Johannisberg

Titel: Die Tote vom Johannisberg
Autoren: Oliver Buslau
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Ruhm sonnen. Wegen der Fahrerflucht allerdings im Knast.«
    »Edel, edel.«
    Das Telefon klingelte. Jutta ging ran. »Für dich.«
    »Hier Krüger. Herr Rott, wir brauchen Ihre Aussage jetzt sofort. Können Sie ins Polizeipräsidium kommen? Es ist noch etwas anderes passiert.«
    »Was?«
    »Professor Satorius hat sich umgebracht. Erhängt. In seiner Wohnung. Ich denke, daß Sie uns dazu auch etwas sagen können.«
    »Ich komme gleich.«
    Wir fuhren mit einem Taxi ins Präsidium. Keiner von uns war in der Lage, sich ans Steuer eines Autos zu setzen. Wolfs Waffenattrappe nahm ich mit. Sie wurde beschlagnahmt.
    Ich fragte Krüger, wieso die Polizei bei unserer Befreiung zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen war, aber sich ansonsten von so fadenscheinigen Indizien wie einem uralten Abschiedsbrief hatte einwickeln lassen.
    »Ich nicht«, wehrte Krüger ab. »Es gab da in gewissen Etagen der Kripo einen Sachverhalt, den ich … nicht weiter benennen will.«
    »Korruption.«
    »Das haben Sie gesagt. Ich habe jedenfalls damit nichts zu tun. Und mir war von Anfang an klar, daß Sie letztlich Licht in die Sache bringen würden. Wir ermittelten auch schon wegen dieser rechtsradikalen Pornos. Wir hätten Mallberg früher oder später wegen dieser Nazi-Videos an den Wickel gekriegt. Aber das ist nicht alles. Mallberg war gewissermaßen Abnehmer im Menschenhandel. Die asiatischen und schwarzen Frauen in den Videos sind gegen ihren Willen zu diesen Sachen gezwungen worden. Sie wurden in der Chérie-Bar gefangengehalten.«
    »Jetzt sagen Sie mir doch noch eines.«
    »Ja?«
    »Wieso haben Sie das Haus gestürmt? Welchem Zufall verdanken Jutta und ich unser Leben?«
    »Hm. Sie waren heute nacht im Präsidium. Erinnern Sie sich? Die Kollegen haben Sie gesehen und später mit einem nicht angemeldeten Motorrad und ohne Helm auf der Straße wiedererkannt, als Sie weit über der Höchstgeschwindigkeit durch Wuppertal jagten.«
    »Das reicht aber noch nicht, um ohne Durchsuchungsbefehl in ein Haus einzudringen.«
    »Erstens wurden Sie von Polizisten beobachtet, wie Sie in das Haus gegangen sind. Zweitens hat man in einem günstigen Moment den Inhalt des Umzugswagens unter die Lupe genommen. Das reichte für drittens: den Durchsuchungsbefehl. Ich muß dazu sagen: Uns war die Existenz dieser Videoproduktion bekannt. Wir wußten nur nicht, wo sich die Quelle befand. Mallberg hat das Zeug weltweit angeboten - auch über Internet.«
    Ich hatte genug erfahren. Wir standen auf und gingen. Auf dem Flur stand Frau Mallberg mit versteinertem Gesicht.
    »Auf Wiedersehen, Frau Mallberg«, sagte ich.
    »Auf Wiedersehen, Herr Rott.« Sie sah mich eine Weile an. »Ich weiß jetzt alles. Sie haben richtig gehandelt. Danke.« Sie gab mir die Hand.
    Alles in mir sehnte sich nach Schlaf.
    Juttas Gästebett war eine Wohltat.

23. Kapitel
    Ich erwachte am nächsten Morgen gegen elf.
    Jutta war schon auf. Der Tisch war bereits gedeckt, und die Sonne schien. Wir frühstückten und redeten kaum.
    Irgendwann ging Jutta zur Haustür, kam mit der Zeitung zurück und legte sie vor mich hin. »Das Ende vom Großen Boß«, schrie die Schlagzeile der WZ.
    »Ich glaube, ich will das jetzt nicht lesen«, sagte ich. »Später vielleicht.«
    »Deswegen habe ich dir die Zeitung auch nicht gegeben.«
    »Warum dann?«
    »Hier.« Jutta zog einen bunten Prospekt hervor. »Ich glaube, das hast du dir jetzt verdient«, sagte sie. Sie schob mir das Blatt hin. Es war ein Angebot für Fernseher.
    Ich goß mir die zweite Tasse Kaffee ein und nahm einen Schluck. »Und woher soll ich das Geld nehmen?«
    »Hast du das vergessen? Auf dem Wohnzimmertisch liegt dein Honorar. Jedenfalls gewissermaßen. Hunderttausend. Satorius ist tot. Niemand wird das Geld vermissen.«
    »Hm.«
    Ich überlegte, ob es Zeugen dafür geben könnte, daß das Geld in meine Hände gekommen war. Wolf hatte es besessen, bevor ich es in seiner Wohnung fand. Ob nun er es verjubelt hätte oder ich es tun würde, lief auf dasselbe hinaus. Jutta hatte recht.
    »Und da liegt noch etwas«, sagte ich.
    »Die Partitur.«
    »Genau.« Ich stand auf.
    »Wo willst du hin?«
    »Zu einem Rendezvous.«
    »Mit einer Frau?« staunte Jutta.
    »Was denkst denn du?«
    »Aha, jetzt kommt die große Auflösung. Die unbekannte Geliebte des Detektivs. Da bin ich aber gespannt.«
    »Kannst du auch sein. Ich brauche noch mal deinen Wagen.«
    »Den brauch ich gleich. Du kannst mit der Enduro fahren.«
    »Noch mal ohne Nummernschild und
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