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Die Tote vom Johannisberg

Die Tote vom Johannisberg

Titel: Die Tote vom Johannisberg
Autoren: Oliver Buslau
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Feuer.
    »Er hat mir aufgelauert. Mir gedroht. Es gab ganz groteske Situationen. Er hat meine Vorlesungen gestört. Er hat herumgeschrien, alles sei Lüge und Betrug. Aber niemand hat ihn ernst genommen.«
    »Dabei hätte er nur das Originalmanuskript zu zeigen brauchen.«
    »Vielleicht. Aber ich merkte schnell, daß es ihm gar nicht um die Entdeckung selbst ging.«
    »Sondern?«
    »Wie immer: ums Geld. Er begann, mich zu erpressen. Am Anfang ließ ich mich überhaupt nicht darauf ein.«
    »Dann aber doch?«
    Satorius zögerte, bevor er weitererzählte. »Es war an einem Abend, den ich mit Regina verbracht hatte. Ich hatte sie kurz zuvor nach Hause gebracht, und so war die Beifahrertür nicht abgeschlossen. Als ich von der Luhnsdorfer Höhe nach Hause fuhr und gerade vor meinem Haus parken wollte, sprang Wolf blitzschnell herein. Er hielt mir eine Pistole an die Schläfe und forderte mich auf, weiterzufahren.«
    Ich dachte an die Pistolenattrappe, die ich gefunden hatte.
    »Wir fuhren durch die Stadt. Er hielt mir vor, daß ich ein wissenschaftlicher Plagiator sei. Es war Abend, und es regnete stark. Ich war aufgeregt und konnte mich schlecht aufs Fahren konzentrieren.«
    »Worauf wollen Sie hinaus?«
    »Wir fuhren kreuz und quer durch die Stadt. An der Hofaue erwischte ich mit dem Wagen einen Fußgänger. Besser gesagt - eine Fußgängerin. Es war eines der Mädchen, die dort manchmal stehen. Wolf befahl mir weiterzufahren. Was sollte ich machen? Ich hatte seine Pistole an der Schläfe, und ich tat, was er wollte.«
    »Und das Mädchen ist gestorben.« Die Kollegin von Anja.
    Er nickte. »Ja, sie ist gestorben. Es stand zwei Tage später in der Zeitung. Es kam nie heraus, daß ich es war. Aber von nun an hatte Wolf gleich zwei Dinge in der Hand, mit denen er mich erpressen konnte.«
    »Und die Sie Ihre Karriere gekostet hätten, wenn sie herausgekommen wären.«
    »Mindestens«, sagte Satorius. »Abgesehen von der Strafe wegen der Fahrerflucht.«
    »Aber haben Sie sich nicht gewehrt? Haben Sie nicht versucht, Hilfe zu finden?«
    »Allerdings. Was glauben Sie, was ich hier zu suchen hatte?« Er nickte kurz in Richtung des Hauses. »Diese runtergekommene Bude da gehört Karl Steinbach. Er sollte mir helfen, Wolf unter Druck zu setzen. Und andere, die herumschnüffelten.«
    »Zum Beispiel mich.«
    »Zum Beispiel Sie. Nach dem sogenannten Interview alarmierte ich Steinbach. Daß seine Kerle dann mit dem Holzhammer vorgehen und Ihre Wohnung dem Erdboden gleichmachen würden, konnte ich nicht wissen.«
    »Und bei Wolf? Da haben sie auch den Holzhammer ausgepackt?«
    »Und wie. Der mußte dran glauben. Hab ich jedenfalls gerade erfahren. Armer Kerl.«
    Immer noch keine Bewegung am Haus. Was sollte ich tun? Allein gegen diese Gorillas? Ich versuchte, mich mit Satorius Informationen zu beruhigen, und fragte weiter. »Wie sind Sie an Steinbach gekommen? Das sind doch normalerweise nicht Ihre Kreise, oder?«
    »Sie werden es nicht glauben. Durch Regina. Steinbach ist ein Bekannter ihres Vaters. Als das mit Wolfs Erpressungen anfing, war sie der Meinung, ich sollte ihn um Hilfe bitten. Sie hat es wahrscheinlich nicht ganz ernst gemeint, aber schließlich sah ich keine andere Chance mehr.«
    »Am Tag, bevor sie starb, war sie bei mir.«
    Satorius machte ein überraschtes Gesicht. »Tatsächlich? Das wußte ich gar nicht. Und warum -«
    »Warum ich ihr nicht geholfen habe? Sie hat mich nicht beauftragt. Irgend etwas kam dazwischen. Sie stand bei mir im Büro, bekam einen Anruf über ihr Handy und verabschiedete sich. Am Telefon waren Sie, stimmt’s?«
    »Wann war das genau?«
    »Ungefähr um drei Uhr am Nachmittag.«
    »Ja. Wolf wollte wieder mal Geld haben. Eine riesige Summe. Ich hatte Schwierigkeiten, sie aufzutreiben.«
    »Hunderttausend Mark.«
    »Das ist richtig. Wolf hatte eine raffinierte Art, die Geldübergabetermine festzulegen. So befahl er mir immer einige Tage vorher, das Geld bereitzuhalten. Dann meldete er sich noch einmal unmittelbar vor der eigentlichen Übergabe. Diesmal wollte er es genau um zwei Minuten vor acht am Tag des Konzerts haben. Er wußte natürlich, daß ich kurz danach auf der Bühne zu stehen hatte. Aber das war ja gerade der Trick. Damit verhinderte er, daß ich Hilfe holen konnte. Er gab mir erst um neunzehn Uhr dreißig Bescheid. Er rief mich auf dem Handy an, als ich mich in der Garderobe befand.«
    »Und als Sie am Tag vorher Regina bei mir im Büro anriefen, teilten Sie ihr mit, daß Sie
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