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Die Tote vom Johannisberg

Die Tote vom Johannisberg

Titel: Die Tote vom Johannisberg
Autoren: Oliver Buslau
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entdeckte eine Tür im Mauerwerk und sah jetzt auch, daß der runde Raum keineswegs leer war, sondern noch einen Tisch und Stühle enthielt.
    Nach einer Weile nahm ich eine Bewegung an der Tür wahr. Ein Mann kam herein und sah sich um. Es war Mallberg. Als er sah, daß ich bei Bewußtsein war, lächelte er mir zu.
    »Hallo, Herr Rott. Schön, Sie bei mir begrüßen zu können.«
    Hätte ich die Augen geschlossen und mir einen anderen Ort vorgestellt, hätte ich glauben können, Mallberg sei ein Hotelier, der mich zu Beginn der Ferien in Empfang nahm.
    »Ganz meinerseits«, wollte ich sagen, brachte aber nur ein unverständliches Gegurgel hervor.
    »Oh, ich vergaß«, sagte Mallberg in bedauerndem Tonfall, »meine Leute haben Ihnen ein paar Unannehmlichkeiten bereitet. Das tut mir leid. Aber es mußte sein. Ich werde Sie bald davon erlösen.«
    Ich versuchte zu sprechen. Es ging nicht. Ich räusperte mich ausgiebig. Mallberg setzte sich auf einen Stuhl und sah mir bei meinen Bemühungen zu. Er hatte etwas in den Händen. Ich erkannte meinen Revolver.
    »Schwein«, sagte ich mühsam.
    Mallberg setzte eine tadelnde Miene auf. »Aber Herr Rott, wir wollen doch höflich bleiben.«
    »Kein Wunder, daß Ihre Tochter damals versucht hat, sich das Leben zu nehmen - bei so einem Vater«, krächste ich.
    »An ihrem Tod bin ich nicht schuld. Manche Kinder sind eben etwas labil. Das gibt es. Ich habe mich damit abgefunden.«
    »Wie haben Sie der Polizei weismachen können, daß es Selbstmord war?«
    »Oh, das war einfach. Sie hatte bei dem damaligen Selbstmordversuch einen Brief hinterlassen, den aber niemand außer mir zu sehen bekommen hatte. Es war ein leichtes, das Datum abzuschneiden und ihn der Polizei zu präsentieren.«
    »Mit so einer plumpen Fälschung haben sich die Behörden zufrieden gegeben?«
    »Mit gewisser finanzieller Unterstützung gibt man sich gern mit einfachen Lösungen zufrieden. Vor allem als Beamter.« Er hob den rechten Zeigefinger. »Sie sind doch nicht so dumm, wie ich anfangs geglaubt habe, Rott. Sie haben zum Beispiel im Botanischen Garten den ›Milchstern‹ entdeckt. Erinnern Sie sich?«
    »Aber meine Findigkeit hat Ihnen ganz schön zu schaffen gemacht.«
    Er zuckte die Achseln. »Nur weil meine Frau plötzlich nicht an den Selbstmord glauben wollte. Ein bedauerlicher Zwischenfall. Wer hätte gedacht, daß sie so viel Eigeninitiative entwickelt und einen Privatermittler einschaltet.«
    »Eine Eigeninitiative, die auch Ihre Tochter schon an den Tag gelegt hatte.«
    »Mag sein. Jedenfalls mußte ich Sie aus dem Verkehr ziehen.«
    »Wissen Sie denn überhaupt, wie Ihre Tochter umkam? Daß Satorius erpreßt wurde und sie sich praktisch für ihn geopfert hat, weil dem großen Herrn Dirigenten sein Auftritt wichtiger war als die Probleme, in denen er steckte?«
    »Unsere Tochter hat uns hintergangen. Und dieser sogenannte Professor hat sie schamlos ausgenutzt.«
    »Regina war kein kleines Kind mehr. Warum haben Sie sich überhaupt so viel Mühe gegeben, die Polizei mit dem falschen Brief abzulenken?«
    »Die Schande für Regina. Und natürlich muß ich die Behörden möglichst von meinen Geschäften hier fernhalten.«
    »Wo sind wir hier?« fragte ich, teils aus Neugier, teils um Zeit zu gewinnen.
    »In einem Bunker in der Elberfelder Südstadt. Stammt aus dem Zweiten Weltkrieg und liegt genau unter meinem Haus in der Chlodwigstraße. Das genialste Versteck. Vor allem für einen wie mich.«
    »Sie sind der ›Große Boß‹«, sagte ich.
    »Na ja, das ist eine etwas übertriebene Bezeichnung, die in gewissen Kreisen in dieser Stadt kursiert. Ich befinde mich eigentlich noch in den Anfängen. Im Aufbau sozusagen.« Er schüttelte bedauernd den Kopf. »Sie sind doch zu klug, Rott. Schade um Sie.«
    »Aber auch in diesem Bunker kann man Hausdurchsuchungen durchführen lassen«, gab ich zu bedenken und spürte, wie mir trotz Frösteln der Schweiß ausbrach.
    Doch Mallberg schüttelte den Kopf. »Da muß ich Sie leider enttäuschen. Diese Räume sind von allen Plänen verschwunden. Die Behörden wissen nichts mehr davon. Auch in den Archiven findet sich nichts. Ich habe den zuständigen Amtsleiter bei der Stadtverwaltung jahrelang entsprechend finanziell versorgt. Alle Dokumente darüber sind nicht mehr existent. Selbst meine eigenen Leute kennen das Versteck nur zum Teil. Und es ist genial, Rott.« Mallbergs Stimme verriet Stolz.
    »Hier wird mit Filmen Geld verdient, die an eine große deutsche Zeit
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