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1538 - Teufelspilger

1538 - Teufelspilger

Titel: 1538 - Teufelspilger
Autoren: Jason Dark
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Die Straße war eine Serpentine, die sich durch die Hügellandschaft von Kent schlängelte. Einsam lag auch das Haus, in dem sich die Pokerrunde in regelmäßigen Abständen traf. Dort konnten die vier Männer ihren Spaß haben, und die Frauen, die zur Verlosung standen, waren ausgesprochen willig.
    Bisher war alles glatt über die Bühne gelaufen. Es gab keinerlei Probleme.
    Mit dem Novemberlaub auf der Fahrbahn kam Percy Piper gut zurecht.
    Da kein Gegenverkehr herrschte, hielt er sich mit seinem Jaguar auf der Straßenmitte. Das Laub lag sowieso zumeist an den Rändern.
    Piper hatte am späten Nachmittag noch einen Kunden zu betreuen gehabt. Sonst hätte er nicht so zu rasen brauchen, aber der Beruf ging vor, und der Kunde hatte ihm einen guten Auftrag gebracht.
    Die Hügel rechts und links der Straße sahen aus wie Schattenwellen.
    Dunkel und auch unregelmäßig bildeten sie eine Landschaft, die nur schwer zu überblicken war. Wälder gab es allerdings nicht. Wenn es Hindernisse gab, dann Hecken oder Büsche. Häuser oder Orte waren auch nicht zu sehen. Sie befanden sich in den Tälern, wie auch das Haus, zu dem er wollte.
    Es lag einsam. Es duckte sich in die Hügelwellen hinein. Piper und seine Kumpel hatten es gemietet, und der Bauer, dem es gehörte, war froh über den monatlichen Mietzins.
    Es passierte vor einer Kurve, die sich recht lang dahin zog. Das wusste Piper, der die Strecke im Schlaf hätte fahren können. Er wusste auch, dass er an dieser Stelle niemals Probleme gehabt hatte, doch genau das sollte sich diesmal ändern.
    Er war noch nicht in die Kurve hineingefahren, als er die Gestalt sah.
    Früh genug, denn sie erschien dort, wo das Fernlicht seine Grenze erreichte.
    »Scheiße!« Der Fluch rutschte über seine Lippen. Piper vergaß, auf die Bremse zu treten, und als er es tat, war er dem Mann schon ziemlich nahe gekommen. Im grellweißen Licht sah er etwas, was er nicht glauben wollte. Die Gestalt musste…
    BREMSEN!
    Piper erlebte es wie einen Schrei in seinem Kopf. Danach handelte er automatisch. Er trat das Bremspedal nach unten. Sein Gesicht verzerrte sich. Seine Augen wurden so groß wie nie. Sein gesamter Körper fing an zu zittern und war doch auf eine bestimmte Weise starr.
    Die Reifen griffen, aber das verdammte Laub lag ausgerechnet auf diesem Teil der Straße in der Mitte.
    Der Wagen rutschte!
    Und Piper hatte Mühe, ihn in der Spur zu halten. Er saß auf seinem Sitz wie ein Dummy. Zahlreiche Gedanken schössen ihm durch den Kopf, und dennoch hatte er das Gefühl, an nichts denken zu können.
    Es passierte doch!
    Der Zusammenprall des Körpers mit der Kühlerschnauze. Er hörte den Laut, der ihm durch Mark und Bein ging. Er sah den Mann durch die Luft fliegen. Er wurde zur Seite geschleudert, rutschte über die glatte Fahrbahn und genau in den Straßengraben an der rechten Seite, wo er das dort versammelte Laub noch aufwühlte und beinahe darunter verschwand.
    Endlich stand auch der Jaguar. Ein wenig schräg auf der Fahrbahn, was Piper nur am Rande wahrnahm. Er blieb hinter dem Lenkrad sitzen, hielt die Augen für die Dauer von einigen Sekunden geschlossen und lauschte dem Klopfen des eigenen Herzschlags.
    Das darf nicht wahr sein!, schoss es ihm durch den Kopf. Das ist der reine Wahnsinn. Wo ist der Kerl hergekommen? Ich bin zu schnell gefahren!
    Aber er hätte auch das Fernlicht sehen müssen. Es war hell genug.
    Warum ist er nicht ausgewichen? Zeit genug dazu hätte er gehabt.
    Fragen, auf die er keine Antwort wusste. Er musste sich mit den Tatsachen abfinden, und die sahen für ihn nicht gut aus. Er hatte einen Fehler gemacht und hätte früher reagieren müssen. Er hatte es nicht getan.
    Plötzlich verlor er seine Starre. Seine Schultern sackten. Die Brust schmerzte, als hätte er sich irgendwo gestoßen. In seinem Kopf hämmerte es, als sollten die Schläfen gesprengt werden. Als er wieder klar denken konnte, kam er sich vor, als wäre er aus einem kurzen, aber tiefen Schlaf erwacht.
    Piper schnallte sich los.
    Seine Kehle war wie ausgetrocknet. In seinen Augen brannte es. Im Nacken spürte er es abwechselnd kalt und heiß werden. Als er die Tür aufdrückte, wurde ihm bewusst, dass er am ganzen Körper zitterte.
    Er stieg aus.
    Die Luft war nicht nur kalt, sondern auch feucht. Nebel hatten sich allerdings noch nicht gebildet. Das würde in den Morgenstunden geschehen.
    Nicht ungewöhnlich um diese Jahreszeit.
    Er wunderte sich darüber, welche Gedanken ihm durch den Kopf
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