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Flaming Bess 04 - Das Grauen an Bord

Flaming Bess 04 - Das Grauen an Bord

Titel: Flaming Bess 04 - Das Grauen an Bord
Autoren: Thomas Ziegler
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1.
     
    Goldberg duckte sich und glitt lautlos hinter den hydraulischen Ladekran, der wie das Stahlskelett einer vorzeitlichen Riesenechse die Container und Leichtmetallkisten überragte, die in ordentlichen Reihen in der großen Lagerhalle des 3. Unterdecks der NOVA STAR gestapelt waren.
    Er horchte.
    Es war unnatürlich still im Schiff, so still wie draußen im interstellaren Raum, wo sich die kosmischen Gaswolken zu gewaltigen Nebelbänken ballten, doch plötzlich durchbrachen schwere Schritte die Stille.
    Die Schritte näherten sich aus der Richtung des Frachtenaufzugs am anderen Ende der Halle, und während Goldberg lauschte, schienen sie zielbewusst auf den Kran zuzustreben.
    Samwell A. Goldberg unterdrückte einen Fluch. Er hatte nicht erwartet, hier im 3. UD auf andere Menschen zu stoßen — nicht um diese Zeit, nicht in dieser Situation: in der Bordnacht, während oben in den Flüchtlingsdecks Clusters Raumsoldaten patrouillierten …
    Er spähte durch das Gitterwerk des Krangerüsts zu den Laufgängen zwischen den Kistenstapeln hinüber. Niemand war zu sehen, doch die Schritte kamen näher und näher, aus dem Zwielicht und den Schatten, die im trüben Rot der Notbeleuchtung wie schwarze Flecke waren, wie Türen in eine andere Welt.
    Schatten, die wie Türen sind, dachte der drahtige, rothaarige Mann. Schaudernd erinnerte er sich an die herculeanische Station auf der Ödwelt im System der roten Riesensonne, von der sich die NOVA STAR mit halber Lichtgeschwindigkeit entfernte, an die Geheimbasis mit dem Schattentor, durch das die Herculeaner Flaming Bess und den Clansmann Ka entführt hatten. Der Kommandantin und dem Clansmann war die Flucht aus der Schattenwelt geglückt, doch jetzt waren sie — wie die gesamte Crew der NOVA STAR — Gefangene von Admiral Cluster.
    Die Schritte waren nun ganz nah.
    Goldberg rührte sich nicht. Mit trockenem Mund und nervös pochendem Herzen beobachtete er die Gänge. Vielleicht patrouillierten Clusters Soldaten auch hier unten in den Maschinendecks. Wenn sie ihn fanden, konnte er in eine unangenehme Lage geraten — jeder, der ohne Sondererlaubnis in den unteren Decks des Schiffes angetroffen wurde, galt als potentieller Saboteur.
    Goldberg schnitt eine Grimasse.
    Unter den gegebenen Umständen würde es schwerfallen, den Soldaten zu erklären, daß er nur ein harmloser Schwarzmarkthändler auf der Suche nach neuer Handelsware war.
    Ihm kam ein anderer Gedanke. An Bord hielten sich hartnäckig Gerüchte, daß die fanatischsten Anhänger des zerschlagenen Kultes der Letzten Tage untergetaucht wären und sich in einem der Maschinendecks versteckt hielten. Er konnte sich nur zu gut vorstellen, was diese verrückten Kultisten mit einem unerwünschten Zeugen wie ihm anstellen würden, wenn er in ihre Hände geriet.
    Eine Gestalt trat aus den Schatten.
    Unwillkürlich hielt Goldberg den Atem an. Dann, als er die purpurrote Uniform der Flotte erkannte, entspannte er sich. Ein Raumsoldat; kein Kultist. Der Soldat war noch jung, sein blasses, bartloses Gesicht war kaum mehr als ein helles Oval in den Schatten. Langsam, ein schweres Strahlgewehr schußbereit in den Händen, verließ er den Laufgang zwischen den Containerstapeln.
    Unvermittelt blieb er stehen, den Blick direkt auf den Ladekran gerichtet, hinter dem sich Goldberg verbarg, und einen schrecklichen Moment lang glaubte der Händler, daß er entdeckt worden war.
    Doch der Soldat wandte sich ab und musterte mit zusammengekniffenen Augen die elektromagnetische Containerstraße, die am Kran vorbei in den dunklen Hintergrund der Halle führte und im schwarzen Maul einer Tunnelöffnung verschwand, ein breites Silberband auf mannshohen Stahlpfeilern. Dann drehte sich der Soldat halb zur Seite. »Hier ist niemand«, rief er in den Laufgang. »Das Deck ist leer. Wir verschwenden nur unsere Zeit.«
    Ein paar Sekunden später tauchte ein zweiter Soldat auf, ein großer, kräftiger Mann mit blondem Haar und einer stilisierten Sonne an der linken Brustseite seiner Uniform.
    Goldberg stieß zischend die Luft aus. An Bord gab es nur einen einzigen Mann, der den Sonnenorden trug, die höchste Auszeichnung der ehemaligen Raumflotte des Sternenbundes: Calvin Kospodin, der das entscheidende Attentat des Kultes auf Flaming Bess vereitelt hatte.
    »Verdammt«, hörte er Kospodins Stimme. »Vielleicht verstecken sich die Kultisten in der Hecksektion, oder der Tip war falsch … «
    Etwas wie Bitterkeit stieg in Goldberg auf. Insgeheim hatte er
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