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Flaming Bess 04 - Das Grauen an Bord

Flaming Bess 04 - Das Grauen an Bord

Titel: Flaming Bess 04 - Das Grauen an Bord
Autoren: Thomas Ziegler
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begegnen.
    Der stille, menschenleere Gang flößte ihm Angst ein. Wieder dachte er an die vom Wahnsinn gezeichneten Augen des Kälteschläfers, und plötzlich begann seine Wange erneut zu brennen, und dann …
    Schritte.
    Dicht hinter ihm.
    Goldberg fuhr herum und riß den entsicherten Laser hoch.
    Nichts.
    Verlassen erstreckte sich der schnurgerade Gang vor ihm bis zur fernen Lagerhalle. Aber die Schritte … Sie waren ganz nah gewesen. Verflucht, er hatte sie deutlich gehört!
    Mit dem Ärmel wischte er sich den Schweiß von der Stirn und wich langsam zurück. Wieder hörte er die Schritte — aber er sah niemand.
    Es war gespenstisch.
    Die Nerven, dachte Goldberg. Es sind nur die Nerven. Halluzinationen.
    Nur nicht durchdrehen, alter Junge!
    Er atmete tief durch und versuchte, die Schritte zu ignorieren. Er begann wieder zu laufen, doch so schnell er auch rannte, die Schritte des unsichtbaren Verfolgers blieben ihm dicht auf den Fersen. Sie ließen sich nicht abschütteln.
    Goldberg verließ den Korridor und stieg eine Nottreppe hinauf. Die Schritte folgten ihm.
    Bei allen Sternen! dachte Goldberg verzweifelt. Ich drehe durch, ich verliere den Verstand.
    Seine Wange brannte noch immer. Und das tap-tap-tap der Schritte begleitete ihn auf seinem Weg.
    Die Nerven, sagte er sich erneut, mit grimmig verkniffenem Mund. Es hat nichts zu bedeuten, nicht das geringste. Alles reine Nervensache …
    Er wußte nicht, wie recht er hatte.
    Noch nicht.
     

2.
     
    Die Kabine lag in der Bugsektion des 1. Oberdecks, am Ende eines langen, von Türen gesäumten Korridors, der zum Zellentrakt des Sicherheitsdienstes gehörte. Bis vor kurzem hatte SD-Chef Muller McLasky den großen, rechteckigen Raum mit der angrenzenden Naßzelle bewohnt, doch McLasky war wie die gesamte Führungsspitze des SD von Clusters Raumsoldaten verhaftet worden, und jetzt diente seine Kabine Clusters prominentester Gefangener als Unterkunft — Flaming Bess, der rechtmäßigen Kommandantin der NOVA STAR. Der Raum war behaglich eingerichtet.
    Die Wand mit dem verglasten Durchgang zur Naßzelle wurde zur Hälfte von einer komfortablen Liege eingenommen, es gab einen gut bestückten Bartisch, drei bequeme Sitzelemente und eine perlmuttfarbene Spiegelkommode. In einer Ecke rankte sich ein farbenprächtiger, vielfach verästelter Audiokristall bis zur Decke und erfüllte die Kabine mit leisen, an- und abschwellenden Flötenklängen. Auf dem Regal über der Liege reihten sich mehrere hundert Lesespulen aneinander, das dazugehörige Mikrofilmlesegerät hing neben dem Regal an einer magnetischen Halterung, und in der Ecke gegenüber dem Audiokristall stand eine Multimediakonsole zum Empfang der bordeigenen Radio-, Video- und Fühlfilmprogramme.
    Im Vergleich zu den SD-Zellen mit ihren kahlen Metallwänden bot die Kabine verschwenderischen Luxus, aber sie war trotzdem eine Zelle: Die Interkomanlage neben der Tür war blockiert, die Tür verriegelt, und draußen auf dem Korridor hielten schwerbewaffnete Raumsoldaten Wache. Weitere Soldaten waren an den Zugängen zum SD-Trakt postiert.
    Flaming Bess gab sich keinen Illusionen hin. Selbst wenn es ihr gelang, die Wachen vor der Tür auszuschalten, hatte sie keine Chance, aus dem SD-Trakt zu entkommen.
    Aber vielleicht gab es einen anderen Weg; vielleicht war die Zelle doch nicht so ausbruchsicher, wie Cluster glaubte …
    Sie bezwang ihre Ungeduld.
    Noch war es nicht soweit. Sie mußte den richtigen Zeitpunkt abwarten.
    Doch während sie auf dem Bett saß, scheinbar entspannt, mit gleichmütiger Miene, sah sie immer wieder zur Decke hinauf, zu dem dunklen runden Fleck neben der faustgroßen Kristallampe, die warmes, gelbes Licht verbreitete.
    Der Fleck war klein, kaum größer als ein Fingernagel, ein matter Klecks im schimmernden Stahl der Decke, die an dieser Stelle eine leichte Unregelmäßigkeit aufwies, nur für das geschulte Auge erkennbar: haarfeine Fugen, der quadratische Umriß einer Wartungsklappe.
    Der dunkle Fleck befand sich im exakten Mittelpunkt der Klappe — das elektronische Schloß, das sich nur mit einem kodierten Funkimpuls entriegeln ließ.
    Für einen flüchtigen Moment blitzte ein schmales Lächeln um ihre Lippen auf. Aber sie hatte keinen Kodegeber; man hatte ihr den Technogürtel zusammen mit dem Destruktor abgenommen, und ohne ihre Mikrotechausrüstung war das elektronische Schloß ein unüberwindliches Hindernis.
    Zum Teufel, dachte Bess zornig, es muß eine Möglichkeit geben, die Klappe zu
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