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Die Tote im roten Cadillac

Die Tote im roten Cadillac

Titel: Die Tote im roten Cadillac
Autoren: Alexander Borell
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während Grace... nein! Ich fahre zu Hunter.«
    »Tu’s nicht, Eddie«, sagte ich eindringlich. »Woher weißt du denn, daß sie nicht auch ein Auge auf dich geworfen haben — wegen Beihilfe. Wenn sie dich auch noch verhaften, dann brennen sie überall Freudenfeuer ab. Und ich hab’s doppelt schwer, irgend etwas für Grace und dich zu tun. Sie scheinen etwas gefunden zu haben, das Grace zumindest sehr stark belastet. Sonst hätten sie sie bestimmt nicht gleich verhaftet.«
    »Tja — «, sagte er sehr gedehnt. »Meinst du wirklich, ich sollte ...«
    »Ja. Natürlich. Es wäre das Vernünftigste, was du tun kannst. Ich habe hier noch eine halbe Stunde zu tun, dann komm’ ich zu dir ‘raus. Wir treffen uns bei dir, ich kann ja vorher sehen, ob die Luft rein ist. Wenn ich vor dem Haus auf und ab gehe, dann kannst du kommen. Packe schnell deine Sachen. Du läßt deinen Wagen stehen, und ich bringe dich ans Flugzeug. Du fliegst nach Mexiko, verstehst du? Mit der Zwei-Uhr-dreißig-Maschine.«
    »Tja«, sagte er wieder zögernd. »Meinst du, ich soll das wirklich ...«
    »Selbstverständlich«, unterbrach ich ihn. »So viel kannst du mir doch schließlich noch zutrauen, daß ich retten werde, was zu retten ist.«
    »Ja, also dann gut. Wenn du meinst...«
    »Jawohl, das meine ich. Bis nachher, Eddie.«
    »Bis nachher. Vielen Dank, Randy.«
    »Keine Ursache.«
    Ich hängte ein und holte Audrey wieder herüber.
    »Ein Schnäpschen?« fragte ich.
    Sie nickte. Ich ging in die Küche und holte den Whisky aus dem Kühlschrank. Dann setzte ich mich an meinen Schreibtisch und zog den Dollar, der noch immer in meiner Brusttasche steckte, heraus. Ich legte ihn vor mich hin, stäubte ihn mit dem Pulver ein und machte einen Abzug auf ein Stück Folie. Ich bekam einen prachtvollen, deutlichen Fingerabdruck.
    »Was machen Sie denn da?« fragte Audrey, die mir bis dahin interessiert und schweigend zugesehen hatte.
    »Dieser Dollar lag an der Stelle, wo Olivia ermordet worden ist. Der Mörder hat ihn dort verloren.«
    Sie schaute mich mit großen Augen an.
    Ich steckte die Münze und die Folie zusammen wieder in meine Tasche. Dann sagte ich zu Audrey:
    »Sie wollten mich vorhin gerade etwas fragen, als wir vom Telefon unterbrochen wurden. Was war das doch gleich?«
    »Ach«, meinte sie, »das war... es ist nicht so wichtig.«
    »Doch, doch«, beharrte ich. »Es ist sehr wichtig, scheint mir. Sie wollten wissen, wie das ist, wenn man... na — wie war das?«
    Sie senkte den Kopf und wurde ein wenig rot.
    »Ja«, murmelte sie. »Das wollte ich Sie fragen. Ist das so, daß man dann ununterbrochen nur an diesen einen Menschen denkt, daß man an gar nichts anderes mehr denken kann als an diesen einen Menschen? Daß man ihn sieht, wo man hinschaut? Daß man ihn hört, auch wenn er nicht da ist? Daß alles nach ihm riecht und daß man alles, was man in die Hand nimmt, ganz zärtlich anfaßt?«
    »Ja, Audrey — so ungefähr ist das wohl.«
    »Haben Sie das schon oft so gehabt?«
    »Hm — na ja. Ein paarmal schon.«
    Wieder schaute sie mich so hilflos und ergeben an wie vorhin.
    »Ich hab’ das aber jetzt zum erstenmal, Randy.«
    Ich stand auf und setzte mich neben sie auf die Couch. Ich legte meinen Arm um ihre Schultern und zog sie an mich.
    »Es ist so schlecht von mir«, flüsterte sie. »So schlecht, Randy! Ich müßte so traurig sein, wegen Robby, und ich denke unentwegt nur an dich.«
    Ich bog ihren Kopf ein wenig zurück und küßte sie.
    »Ach, Randy«, sagte sie. »Jetzt bin ich so glücklich.«
    Ich schob sie sanft beiseite, knöpfte mein Hemd auf und streifte es so weit ab, daß meine rechte Schulter frei wurde.
    »Da«, sagte ich. »Schau dir das mal an.«
    Sie betrachtete meine Schulter erstaunt und rief:
    »Du frierst ja, Randy!«
    »Nein«, lächelte ich. »Ich friere nicht. Aber das ist die Gänsehaut, die ich immer bekomme, wenn das Wort »Heiraten« durch die Gegend geistert.«
    Eine Blutwelle schoß ihr in den Kopf.
    »Abscheulich sind Sie, Mister Scott! Ganz abscheulich!«
    »Ich muß es sein, Audrey. Denn ich habe einen harten Beruf, und ich kann nicht an ein kleines Häuschen denken und nicht an Kinder. Möchtest du jeden Morgen aufwachen mit der Angst im Herzen, daß sie mich dir am Abend tot ins Haus bringen? Möchtest du Abend für Abend allein zu Hause sitzen, auf die Uhr schauen und warten, ob das Telefon klingelt und ob sie dir sagen, daß man mich umgebracht hat? Schau mal, Audrey, du bist erst Siebzehn, und du
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