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Die Tote im roten Cadillac

Die Tote im roten Cadillac

Titel: Die Tote im roten Cadillac
Autoren: Alexander Borell
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Eddie. Kannst du irgend etwas dagegen sagen?«
    Er hatte mir bis dahin bewegungslos, wie erstarrt zugehört. Nun zog er sich hastig ein Päckchen Zigaretten aus der Tasche und zündete sich mit zitternden Händen eine an.
    Er zwang sich deutlich zur Ruhe. »Warum... warum, zum Teufel, hast du dann nicht alles einfach der Polizei übergeben? Das wäre für dich doch einfacher gewesen, nicht?«
    »Auch dafür habe ich einen zwingenden Grund, Eddie. Ich wollte nämlich nicht, daß dir dein Freund Al Hunter zu Hilfe kommt. Es lag mir unendlich viel daran, dich allein für mich hier zu haben.«
    »Ach«, machte er. »Deine alte Wichtigtuerei also! Immer willst du der große und kluge Mann sein, nicht wahr? Aber noch ist nicht aller Tage Abend, mein Lieber!«
    »Doch«, sagte ich. »Für dich ist es Abend, Eddie. Das war nämlich der Hauptgrund, weshalb ich dich hier ganz allein brauchte: ich habe es dir nämlich nie vergessen, daß du mir einmal das Leben gerettet hast. Nein, Eddie — auch so etwas vergißt man nicht. Und deshalb habe ich es auf mich genommen, jetzt hier bei dir zu sein... Ich möchte nicht, daß du in die Gaskammer oder auf den elektrischen Stuhl kommst.«
    Ich zog meinen Revolver aus dem Halfter und legte ihn vor Eddie auf den Tisch.
    »Hier, Eddie — das ist mein Dank.«
    Er saß noch zwei oder drei Sekunden regungslos, dann nahm er mit einer raschen Bewegung den Revolver und zielte damit auf meine Stirn.
    Er lachte auf.
    »Du sentimentaler Narr!« rief er, noch immer lachend. »Immer schon bist du ein sentimentaler Narr gewesen. Du glaubst doch nicht im Ernst, daß ich mir jetzt eine Kugel durch den Kopf jage? Los — Freundchen! Steh auf und nimm die Hände hoch, Amigo! Aber ein bißchen schnell!«
    Ich stand ganz langsam auf, aber ich nahm meine Hände nicht hoch. Lieber Gott im Himmel, dachte ich, ich habe Audrey versprochen, sie heute zu sehen — bitte, laß mir nur noch dieses eine Mal den Bluff gelingen!
    »Wirklich«, sagte ich verächtlich. »Du bist wirklich nichts mehr wert. Und ich habe dich genauso eingeschätzt, wie du bist: feige. Glaubst du tatsächlich, ich hätte dir einen Revolver in die Hand gegeben, wenn er geladen wäre?«
    So primitiv und abgedroschen dieser Trick auch war — Eddie stutzte einen Augenblick, und diese Sekunde benützte ich. Ich warf mich auf ihn, packte seinen Arm und schlug ihm den Revolver aus der Hand, so daß er quer durchs ganze Zimmer flog.
    Und dann spürte ich seine Hände an meinem Hals, und ich versuchte, ihm auf die Halsschlagader zu schlagen. Wir kämpften miteinander, verbissen, zäh und brutal. Wir kämpften um den Revolver; denn auch Eddie hatte nun den Bluff erkannt.
    Wir wußten beide, daß es in diesem Kampf kein Pardon mehr geben konnte.
    Fast hatte ich es geschafft, nur noch ein paar Zentimeter mußte ich vorwärts kommen, um den Revolver packen zu können, da trat mir Eddie mit aller Kraft auf die rechte Hand. Ein rasender Schmerz durchfuhr meine Hand, und Eddie kam aus meiner Umklammerung frei. Er taumelte zu seinem Nachttisch, riß die Schublade auf und hatte plötzlich eine Pistole in der Hand, im gleichen Augenblick, als ich meinen Revolver mit der Linken zu fassen bekam.
    Ich schoß dreimal hintereinander.
    Er blieb sekundenlang aufrecht stehen, dann schlug er mit einer kleinen Drehung schwer vornüber.
    Ich suchte den Dollar, der mir beim Kampf aus der Tasche geglitten war. Ich fand ihn unter dem Fenster und steckte ihn ein. Dann verließ ich das Zimmer.
    In der Diele stand Molly, das Dienstmädchen; zitternd drückte sie sich an die Wand, als ob sie mir nicht weit genug ausweichen könne.
    Ich nahm den Hörer ab und wählte McGorvyns Nummer.
    »Kommen Sie noch mal zu Eddies Haus«, sagte ich. »Ich habe ihn gerade erschossen. Er ist der Mörder von Olivia, Robby und Mabel. Behalten Sie Grace trotzdem im Krankenhaus, bis sie den Schock überwunden hat. — Nein, ich werde nicht da sein, wenn Sie hier ankommen — es ist ja alles klar. Ich habe dreimal geschossen: der erste Schuß ging daneben, weil ich links schießen mußte, der zweite in seine Stirn, und der dritte in sein Herz. — Nein, ich mag jetzt eine Stunde lang nichts mehr hören und nichts mehr sehen. Aber dann melde ich mich bei Ihnen.«
    Ich hängte ein und verließ das Haus. Dann fuhr ich langsam durch Glendale. Ich hatte einen ekelhaften Geschmack im Mund. Vor einer kleinen Kneipe hielt ich und ging hinein.
    »Einen doppelten Whisky«, bestellte ich bei dem Burschen
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