Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tote im roten Cadillac

Die Tote im roten Cadillac

Titel: Die Tote im roten Cadillac
Autoren: Alexander Borell
Vom Netzwerk:
sind überall die gleichen.«
    »Sie müssen wiederkommen, Mister Rodney — bald! Ich bin so ruhig, wenn Sie da sind.«
    Ich hatte das Gefühl, daß es nun höchste Zeit wurde, zu verschwinden; womöglich hätte sonst dieses krampfhaft nach Liebe suchende Herz versucht, bei mir vor Anker zu gehen, und das wollte ich uns beiden denn doch nicht antun.
    Ich verabschiedete mich ein wenig hastig und versprach ihr, sie sofort anzurufen, sobald ich Audrey gefunden hatte.
    Als ich das Anderson-Haus gerade verlassen wollte, brachte der Chauffeur den schwarzen Lincoln wieder, frisch gewaschen und poliert.
    »Nanu?« fragte ich. »Fährt Mister Anderson schon wieder weg?«
    »Ich bin seit etwa anderthalb Stunden hier. Inzwischen hat das Telefon schon dreimal geklingelt, aber ich bin nicht drangegangen.«
    »Wenn’s wichtig ist, wird’s auch ein viertes Mal läuten. Setzen Sie sich mal einen Augenblick hierher.«
    Ich nahm den Hörer ab und rief das Anderson-Haus an. Es meldete sich Webster.
    »Sagen Sie Mrs. Anderson, daß Audrey bei mir ist. Ich werde sie in einer Viertelstunde unversehrt heimschicken.«
    »Gut, Sie Protz«, sagte er nur und hängte ein.
    Audrey saß mir gegenüber auf der Couch und blickte mich fragend an.
    »Ich war gerade dort«, erklärte ich. »Ihre Mutter ist in Sorge um Sie.«
    »Um mich?«
    »Ja, um Sie, Sie Dickschädel.«
    Wir sahen uns eine Weile schweigend an. Dann senkte sie den Blick und sagte leise:
    »Ich schäme mich so furchtbar, Randy, ich kann Ihnen nicht sagen, wie sehr. Ich müßte doch jetzt ganz furchtbar traurig sein, daß Robby — getötet worden ist. Ich finde das auch entsetzlich, bestimmt, ich finde es ganz schrecklich, und er tut mir so sehr leid — aber, so traurig, wie ich eigentlich sein müßte, bin ich nicht. Das ist doch gemein von mir, nicht?«
    »Die ganz große Traurigkeit, Audrey, die lernt man erst dann kennen, wenn man etwas verliert, was man wirklich geliebt hat. Sie hatten Robby gern, aber Sie haben ihn nicht geliebt.«
    Sie blickte mich hilflos an, hilflos und ergeben.
    »Randy — wie ist das, wenn man einen Menschen so liebhat, wie Sie es meinen? — Ist das so, daß man ...«
    Das Telefon unterbrach sie. Ich nahm den Hörer ab und meldete mich. Es war Eddie.
    »Hallo, Randy!« rief er. »Endlich habe ich dich erwischt. Was war denn gestern abend noch mit Mabel los? Du wolltest es mir doch heute sagen. Hat sich irgend etwas Neues ergeben? Bist du weitergekommen?«
    »Ja, Eddie — einen Augenblick mal bitte...« Ich verdeckte die Sprechmuschel mit der Hand und sagte zu Audrey: »Bitte, gehen Sie einen Augenblick ins andere Zimmer hinüber. Das ist etwas, was ich mit Eddie allein besprechen muß.«
    Sie stand auf, folgsam wie ein kleines Kind, und ging hinüber. Sie machte die Tür hinter sich leise zu, und ich hätte meine Hand dafür ins Feuer gelegt, daß sie nicht lauschte.
    »Hallo, Eddie«, fuhr ich fort. »Es war jemand hier, der es nicht unbedingt zu hören braucht. Ich habe gerade die Nachricht bekommen, daß McGorvyn Grace verhaftet hat.«
    »Was?« rief er. »Grace verhaftet? Ist der Kerl verrückt? Was wirft er ihr denn vor? Weißt du etwas Näheres?«
    »Nein, nicht viel. Er sagte mir nur, daß er einige Anhaltspunkte dafür habe, daß Grace Olivia umgebracht hat. Er sagte irgend etwas von Eifersucht. Du, Eddie, sag doch um Gottes willen: hast du etwas mit Olivia gehabt?«
    »Verdammt noch mal«, sagte er. »Ja und nein, Herrgott, ich... also ja, gut, es war nichts Ernstliches, nur so ein kleines Techtelmechtel, aber das ist... nein, das ist kompletter Blödsinn! Grace kann das doch nicht getan haben! Ich werde sofort zu Al Hunter fahren. Dieser McGorvyn — der kann sich auf etwas gefaßt machen.«
    »Ich würde das nicht tun, Eddie. Ist doch klar, daß die irgendeinen Täter brauchen, schon allein für die Presse. Drei Morde hintereinander sind doch...«
    »Was?« unterbrach er mich. »Drei Morde? Sagtest du drei?«
    »Ja. Mabel. Mabel ist heute nacht vergiftet worden. Es muß passiert sein, als wir hier zusammen auf Robby warteten. McGorvyn meint, daß deine Frau in dieser Zeit reichlich Gelegenheit hatte, es zu tun. Ich würde der Polizei an deiner Stelle nicht allzu viele Chancen geben, Eddie. Laß mich das hier machen und verschwinde mal für eine kurze Zeit, bis wir hier wieder in Ordnung gekommen sind.«
    Ich hörte ihn heftig schnauben.
    »Blödsinn«, murrte er. »Was heißt denn verschwinden? Soll ich mich vielleicht dünnemachen,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher