Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Todesbotin

Die Todesbotin

Titel: Die Todesbotin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
engsitzenden,
schwarzen Pullover, die passende Hose und Tennisschuhe. Außerdem trug sie zwei
riesige Stablampen.
    »Hat Filippa Ihnen erzählt, daß
sie unten Bridge spielen ?«
    »Hat sie«, bestätigte ich.
    »Also bleiben uns mindestens
zwei Stunden, in denen wir nicht gestört werden«, sagte sie. »Hier.« Sie
reichte mir die eine Stablampe.
    »Okay«, sagte ich. »Wo fangen
wir an ?«
    »Darüber habe ich auch schon
nachgedacht«, sagte sie geschäftsmäßig. »Wenn diese Falltür eine Sperre hat,
dann besteht doch kein Grund, warum jemand sie inzwischen gelöst haben sollte .«
    »Richtig.«
    »Also versuchen wir lieber, den
Eingang hinter dem Porträt im Ostflügel zu finden .«
    »Das habe ich heute morgen schon fieberhaft versucht — ohne Ergebnis .«
    »Vielleicht haben Sie nicht an
den richtigen Stellen nachgesehen. Los, kommen Sie, wir verlieren nur Zeit .«
    Ich folgte ihr aus dem Zimmer
und die Treppe hinunter. Niemand begegnete uns unterwegs, aber wen hätten wir
auch treffen sollen? Vier von ihnen spielten Bridge, Filippa war noch irgendwo
oben, und Boris betrank sich im Wohnzimmer. Wenige Minuten später standen wir
vor dem Porträt der Lady Christine.
    »Heute morgen habe ich auf
jeden verdammten Quadratzoll dieser Wand gedrückt«, berichtete ich. »Überall um
das Porträt herum.«
    »Vielleicht ist die Lösung
nicht so simpel«, überlegte sie. »Vielleicht gibt es eine Art Fernbedienung .«
    »Etwa elektronisch gesteuert?«
    »Machen Sie keine Witze«, fuhr
sie mich scharf an. »Wahrscheinlich funktioniert es nach dem
Gleichgewichtssystem .« Sie sah sich sorgfältig um.
»Achten Sie auf jede Art Vorsprung .«
    Vorsprung? Das Bild hing an
einer völlig kahlen Wand, einen knappen Meter von einem großen Kamin entfernt,
der rußgeschwärzt und unbenutzt aussah. Ich ging und musterte ihn näher. Er
hatte einen marmornen Sims, der auf zwei Holzpaneelen ruhte, die reich
geschnitzt und verziert waren. Die Tier- und Menschenfratzen des Musters
mochten Jahrhunderte alt sein, aber mich konnten sie nicht begeistern.
Trotzdem, überlegte ich, sie waren Vorsprünge.
    Ich packte den nächsten und zog
fest daran. Nichts geschah. Dann versuchte ich dasselbe mit der Fratze
darunter, mit dem gleichen Ergebnis. Ich hatte das zweite Paneel bis etwa zur
Hälfte abgesucht und einen besonders widerwärtigen Dämonenkopf in der Hand, als
das Ding sich plötzlich vorwärts bewegte. Irgend etwas dahinter klickte leise, dann rutschte der Kopf wieder in seine ursprüngliche
Position zurück, als ich ihn losließ.
    »Was war das ?« fragte Désiree erschreckt.
    »Vielleicht ein Volltreffer«,
antwortete ich.
    Flüchtig musterte sie die Wand.
»Aber ich sehe keine Öffnung .«
    »Was für ein herrliches
Porträt«, meinte ich hinterhältig.
    »Larry!« Erstaunt riß sie die
Augen auf. »Das Porträt — es ist verschwunden !«
    »Laß die Augen nicht von der
Wand«, riet ich und zog wieder an dem abscheulichen Kopf. In der Wand tat sich
eine Öffnung auf, die sich wieder schloß, indem das Porträt an seine alte
Stelle rückte. Deshalb zog ich ein drittesmal an der
Fratze, diesmal jedoch sehr viel langsamer, und ließ sie sofort los, als die
Tür in der Wand sich zur Hälfte geöffnet hatte.
    »Sie sind gar nicht so dumm,
wie Sie aussehen«, stellte Désiree fest.
    Wir standen vor der halboffenen
Tür und sahen uns an.
    »Damen gehen vor«, sagte ich
schlau.
    »Sie sind der Mann«, stellte
sie fest, »Ihnen gebührt die Ehre .«
    »Verbindlichsten Dank !« knurrte ich. Also ging ich vor, und Désiree folgte dicht
hinter mir. Langsam stiegen wir die Steintreppe hinunter, bis wir den Gang an
ihrem Fuß erreichten. Überall konnte ich Rascheln und Kratzen hören, was
hoffentlich nur von Ratten stammte, die vor uns davonrannten. Langsam schritten
wir durch den Geheimgang, dessen Decke auf unseren Köpfen zu lasten schien. Als
wir den zweiten Abschnitt erreichten, der den Fußboden der Kerkergrube über uns
bildete, stieß Désiree plötzlich einen Ruf aus.
    »Sehen Sie — da !«
    Der Lichtstrahl ihrer
Taschenlampe spielte über eine dicke Eisenstange, die den Boden in zwei Hälften
teilte; dann wanderte er langsam weiter, bis ich den dünnen Spalt sehen konnte,
der den Rand des Fußbodens kennzeichnete. Die Eisenstange war an der Decke so
verriegelt, daß sie den oberen Fußboden am Umkippen hinderte.
    »Das hätte ich letzte Nacht
sehen müssen«, murmelte ich. »Und es wäre mir auch nicht entgangen, wenn ich
nicht halb

Weitere Kostenlose Bücher