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ENTWEIHT

ENTWEIHT

Titel: ENTWEIHT
Autoren: Brian Lumley
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ERSTES KAPITEL
    BILDER AUS DER VERGANGENHEIT
    Ben Trask und seine Leute waren wieder zu Hause, aber ihnen blieb nur wenig Zeit, sich auszuruhen und zu erholen. Die Erde mochte zwar ein eher kleiner Planet sein, trotzdem war sie immer noch groß genug. Es gab zahllose Übel auf der Welt, und England hatte stets seinen Teil abbekommen.
    Verglichen mit dem, was Trask und seine bedeutendsten ESPer – der Lokalisierer David Chung und der Hellseher Ian Goodly – in Australien erlebt hatten, schien die Routine in der Zentrale des E-Dezernats eintönig und beinahe langweilig. Beinahe. Doch hier, im Herzen Londons, war Trask bewusst, dass ihn in seiner eigenen kleinen Welt voller Geister und technischer Apparate nichts wirklich langweilen konnte. Denn selbst wenn die Geister schwiegen, arbeiteten die Apparaturen weiter und umgekehrt, obwohl zumeist beide gleichzeitig aktiv waren.
    Im Moment hatten die Apparate – in Gestalt der Telefonanlage des Hauptquartiers, seiner boden- und satellitengestützten Kommunikationssysteme, seiner Computer, Fernseh- und Videoschirme – die Oberhand, um aufzuarbeiten, was liegen geblieben war, als Trask, eine Handvoll seiner ESPer und Techniker und einige Neuzugänge nicht zu erreichen gewesen waren, weil sie am anderen Ende der Welt zu tun hatten. Doch dem Leiter des E-Dezernats war durchaus bewusst, dass die Geister sich schon bald wieder bemerkbar machen würden. Er wusste es, schließlich hatte er das Kommando über sie. Nun ja, über eine gewisse Art von Geistern jedenfalls.
    Seit acht Tagen wühlte er sich nun unaufhaltsam durch den Papierkram, legte fest, was als Erstes zu erledigen war, und teilte seinen Mitarbeitern die ihren jeweiligen Talenten entsprechenden Aufgaben zu. Kurz, Trask war bemüht, alles wieder in Gang zu bringen. Es musste sein, denn ihm war klar, dass er sich früher oder später wieder auf den Weg machen musste – er persönlich, denn mittlerweile war es zu einer persönlichen Sache geworden –, hinaus in eine Welt, die vom größten aller nur denkbaren Übel bedroht war.
    Einem Übel, das aus einer fremden Welt stammte und dessen Name gleichermaßen fremdartig und unverkennbar böse war ... Wamphyri!
    Obwohl Trask eigentlich anderes zu tun hatte, ging ihm dies nicht aus dem Kopf, während er – den Stift in der Hand, der im Moment allerdings stillstand, anstatt über das ein oder andere hunderter unterschiedlicher Dokumente oder Formblätter zu kratzen – an seinem Schreibtisch saß, in seinem Büro am Ende des Hauptkorridors in der Zentrale des E-Dezernats.
    Reglos verharrte sein Kugelschreiber über dem Blatt Papier, von einem plötzlichen Gedanken zum Stillstand gebracht – vielleicht auch nicht ganz so plötzlich, denn seit nunmehr drei Jahren konnte er an nichts anderes mehr denken – nämlich daran, dass in einer Welt, in der es keine Zek mehr gab, in dieser monströsen, unglaublich leeren Welt, trotz allem noch die Wamphyri existierten. Sie waren hier, darum war Zek tot.
    Überrascht stellte er fest, dass sich seiner Kehle ein Grollen entrang, ein Knurren, das er nur mühsam unterdrückte. Die Knöchel an seiner Hand traten weiß hervor. Er hielt den Kugelschreiber wie einen Dolch gepackt. Die Wamphyri: Malinari, Szwart und Vavara, lebendig oder doch zumindest untot in dieser Welt, der Welt, in der sie Zek ermordet hatten! Noch immer hallten ihre letzten Worte – ihre letzten Gedanken, die sie ihm hastig gesandt hatte – in ihm nach, ein Seufzen, das er wohl niemals aus seinem Gedächtnis streichen konnte und auch nicht wollte, obwohl es ihm wahrscheinlich besser ginge, wenn er dazu in der Lage wäre:
    Leb wohl, Ben. Ich liebe dich ...
    Dann das gleißende Aufblitzen, das ihn aus dem Schlaf gerissen hatte, damals, vor drei Jahren – und wie er gehofft hatte, dass es nur der Schein seiner Nachttischlampe war, die mit einem Mal aufflammte. Vielleicht hatte er ja in seinem Albtraum um sich geschlagen und mit dem Arm das Kabel getroffen. Das hatte Trask gehofft, gewiss, doch tief im Innern hatte er gewusst, dass es sich anders verhielt. Denn Ben Trask war mit der Wahrheit seelenverwandt. Sie war sein Talent und mitunter sein Fluch, insbesondere bei Anlässen wie damals .
    Dieser blendend weiße Lichtblitz ...
    … Allerdings war er gar nicht weiß, sondern grün, und er blendete ihn auch nicht, sondern blinkte nur – eines der winzigen Lämpchen an der Gegensprechanlage auf seinem Schreibtisch holte Trask in die Gegenwart zurück. Er erwachte aus
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