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Die Todesbotin

Die Todesbotin

Titel: Die Todesbotin
Autoren: Carter Brown
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holte das Geld aus meiner Brieftasche. Als er
wieder gegangen war, warf ich Filippa einen Blick zu, die aber offenbar immer
noch kochte.
    »Sowie Désiree verheiratet war,
hat sie dich eingeladen, als Gast bei ihr zu wohnen ?«
    »Ja«, zischte sie.
    »Unbegrenzt?«
    »Jedenfalls solange ich bleiben
will«, antwortete sie vorsichtig. »Und wenn du mich weiterhin so dumm fragst,
Larry Baker, dann reiße ich mir die Kleider vom Leib und schreie
Vergewaltigung!«
    »Aber du weißt doch, daß ich
momentan gar nicht dazu imstande bin«, sagte ich vorwurfsvoll. »Noch zwei
Fragen, dann lasse ich dich in Ruhe. Das verspreche ich .«
    »Also zwei«, preßte sie durch
die Zähne.
    »Wußtest du, daß Burke
verschwunden ist ?«
    Sie riß die Augen auf. »Dieser
verrückte Hellseher? Ich habe heute noch nicht einmal an ihn gedacht. Was
meinst du damit: verschwunden ?«
    »Niemand hat ihn heute gesehen,
und sein Bett blieb über Nacht unberührt«, berichtete ich. »Hast du außerdem
gewußt, daß Lady Christine heute nacht umgegangen ist ?«
    »Désiree hat es mir erzählt«,
antwortete sie. »Das muß irgendein Trick gewesen sein, den sich Allard hat
einfallen lassen .«
    »Wie kommst du auf die Idee ?«
    »Soeben habe ich deine letzten
beiden Fragen beantwortet«, wehrte sie kühl. »Und jetzt laß uns endlich hier
verschwinden.«
    »Okay.« Ich stieß meinen Stuhl
zurück. »Wir können uns ja auch auf dem Rückweg ins Schloß unterhalten .«
    »Auf dem Rückweg kannst du dich
mit dir selbst unterhalten«, zischte sie. »Egal, wohin du gehst — ich gehe in die
Gegenrichtung .«
    Also wanderte ich allein ins
Schloß zurück und stieg sofort in mein Zimmer hinauf. Ich wollte mich gerade
aufs Bett sinken lassen, als es brüsk an der Tür klopfte und Mapleton eintrat.
    »Bedaure die Störung, Slaker«,
sagte er, »aber es dauert nur eine Minute .«
    »Was?«
    Vorsichtig strich er sich mit
dem Zeigefinger über den struppigen Schnurrbart. »Mit Burke haben Sie recht
gehabt. Kann ihn nirgends finden. Obwohl Hobbs im
ganzen Schloß gesucht hat. Der Bursche ist ganz offensichtlich verschwunden .«
    »Sie meinen, seine Leiche ist
verschwunden«, korrigierte ich.
    Langsam schüttelte er den Kopf.
»Geben Sie sich niemals mit Phantasien ab, Slaker, nur mit Tatsachen. Tatsache
bleibt, daß Burke verschwunden ist. Sie haben ihn als letzter gesehen, wußten
Sie das ?«
    »Sie waren das«, antwortete
ich. »Nämlich, als Sie ihm den Schlüssel zum Burgverlies gaben.«
    »Sagte Ihnen schon, daß ich das
nie getan habe .«
    »Désiree behauptet es aber .«
    »Désiree lügt«, sagte er
gelassen. Ȇbrigens, das wollte ich Sie schon vorhin fragen: hatten Sie letzte
Nacht eine Chance ?«
    »Welche Chance?«
    »Sie wissen schon .« Sorgsam räusperte er sich. »Mein Erbe — hatten Sie eine
Chance, etwas für ihn zu tun ?«
    »Nein«, knirschte ich.
    »Zu schade .« Sorgenvoll schüttelte er das Haupt. »Uns bleibt nicht mehr viel Zeit, Slaker.
Die Lady Christine ist mir letzte Nacht erschienen. Bevor der Monat um ist,
liege ich im Grab. Das steht fest .«
    »Wotherspoon ist überzeugt, daß
es sich um Blendwerk handelt«, sagte ich. »Er glaubt, daß Désiree es auf Sie
abgesehen hat, und zwar in Komplizenschaft mit Allard .«
    »Alles ist möglich«, stellte er
fest. »Und was halten Sie davon, Slaker ?«
    »Ich weiß überhaupt nicht mehr,
was ich von allem halten soll«, sagte ich. »Außerdem tut mir der Kopf weh .«
    »Slivitz glaubt an Sie«, sagte
er, scheinbar ohne jeden Zusammenhang. »Tüchtiger Junge, dieser Slivitz.
Verlasse mich auf sein Urteil .«
    »Selbst Boris kann sich mal
irren«, fauchte ich.
    »Würde Burke gern finden«, fuhr
er fort. »Mache mir richtig Sorgen um ihn. Was glauben Sie, wo er sein könnte,
Slaker ?«
    »Ich kann Ihnen sagen, wo ich
glaube, daß sich seine Leiche im Augenblick befindet«, antwortete ich kühl.
»Nämlich in diesem Geheimgang unter der Kerkergrube.«
    »Ja, schon gut«, seufzte er.
»Wie Sie sagten, haben Sie Kopfweh. An Ihrer Stelle würde ich mich etwas
ausruhen, Slaker .«
    Er verließ das Zimmer und
schloß die Tür leise hinter sich. Ich wollte böse auf ihn sein, machte aber den
Fehler, die Augen zu schließen, und war im nächsten Moment fest eingeschlafen.
Gegen sieben Uhr abends wachte ich wieder auf, duschte und zog mich frisch an.
Dann schlenderte ich ins Wohnzimmer hinunter. Boris stand an der Bar — wo
sonst? — und hatte dabei Gesellschaft. Geoffrey Allard grinste mich
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