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Die Todesbotin

Die Todesbotin

Titel: Die Todesbotin
Autoren: Carter Brown
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du mir taktvoll etwas
beibringen ?« erkundigte ich mich mißtrauisch.
    »Ich glaube, der Vorschlag,
seine Frau zu schwängern, war nur ein aristokratischer englischer Scherz«,
sagte Boris.
     
     
     

11
     
    Die Sitzordnung beim Dinner war
die vom Vorabend. Während der gesamten Mahlzeit konnte ich Allards Haß fast körperlich spüren, und er schien auch Beth zu bedrücken, denn sie gab
nicht mehr als ein paar Worte von sich. Sobald ich konnte, stand ich vom Tisch
auf und war fast noch vor Boris an der Bar im Wohnzimmer.
    »Ein Leichenschmaus wäre
lustiger gewesen«, sagte er und rollte ausdrucksvoll die Augen.
    »Recht hast du«, sagte ich und
bediente mich mit Kognak.
    »Dies ist die Sorte Abend, an
dem man sich einfach betrinken muß«, meinte Boris nachdenklich.
    »Gibt es für dich jemals eine
andere Sorte ?«
    »Selten« gestand er. »Ich habe
Allard während des Essens beobachtet, er haßt dich noch immer. Dabei kam ich
auf einen interessanten Gedanken: Er hat dich auch schon gehaßt, bevor du ihn
geschlagen hast .«
    »Tatsächlich ?« knurrte ich.
    »Bist du denn gar nicht
neugierig ?« fragte Boris leise. »Willst du nicht
wissen, warum er dich noch vor der Prügelei haßte ?«
    »Nein«, fertigte ich ihn ab.
»Ich...« Dann sah ich ihn schärfer an. »Du glaubst doch nicht...«
    »Was hättest du ihm denn sonst
angetan ?« gab Boris zu bedenken.
    Ich dachte einen Moment nach.
»Nichts.«
    »Na also.« Boris seufzte tief.
»Außer, daß du mit seiner Schwester geschlafen hast .«
    »Du bist ja verrückt !« stellte ich fest. »Diese Art Beziehung zwischen Allard
und Beth wäre...«
    »Inzest«, ergänzte Boris. »So
was gibt es, weißt du .«
    »Aber...« Ich mußte schlucken.
»Das ist unmöglich .«
    »Nein, höchstens
unwahrscheinlich. Aber nicht unmöglich. Warum sollte er dich sonst so
offensichtlich hassen? Wie du sagtest, Towarischtsch, hast du nichts getan, um
ihn zu beleidigen oder zu verletzen. Nichts anderes jedenfalls.«
    In diesem Augenblick betrat
Filippa das Zimmer, und damit war unsere Konversation beendet. Sie trug das
elegante kleine Schwarze, wie man es in New York so schätzte. Geschmeidig, mit
hüpfenden Brüsten und schwingenden Hüften kam sie durch das Zimmer auf uns zu,
und ich verspürte neues Leben in meiner Hose, als mir der Vormittag unten am
Fluß wieder einfiel.
    »Larry...« Ihre dunklen Augen
glühten vor Freundschaft. »Heute beim Mittagessen habe ich mich sehr dumm
benommen. Ich wollte dir nur sagen, wie leid mir das tut .«
    »Denk’ nicht mehr daran«, sagte
ich.
    »Also verzeihst du mir ?« Sie lächelte mich vielversprechend an.
    »Restlos !« versicherte ich.
    »Ich möchte dich um einen
Gefallen bitten .«
    »Heraus damit«, forderte ich
sie großmütig auf.
    »Na ja...« Sie warf Boris
schnell einen Blick zu. »Nicht gerade hier, wenn es dir recht ist.«
    »Aber sicher.«
    »Sie entschuldigen uns doch ?« Filippa lächelte Boris kurz zu, dann packte sie meine
Hand und zog mich zur Tür.
    Im nächsten Augenblick rannten
wir die Treppe hinauf, zwei Stufen auf einmal nehmend. Bis wir mein Zimmer
erreicht hatten, war ich fast außer Atem. Aber nur fast. Ich zog Filippa an
mich und küßte sie leidenschaftlich.
    Aber sie biß mich so heftig in
die Unterlippe, daß mir ein Schmerzensschrei entfuhr und ich sie blitzschnell
losließ.
    »Nimm dich zusammen«, fuhr sie
mich an.
    »Du hast mich wahrscheinlich
fürs Leben gezeichnet«, murmelte ich. Mein Taschentuch hatte einen Blutfleck,
als ich es wieder vom Mund nahm. »Weshalb hattest du es denn sonst so eilig ?«
    »Weil es mir die beste Methode
schien, dich schnell hier herauf zu locken«, sagte sie. »Désiree wollte es dir
nicht selbst sagen, weil das ein bißchen zu offensichtlich ausgesehen hätte .«
    »Was sagen ?«
    »George, Wotherspoon und die
beiden Allards spielen jetzt Bridge«, berichtete sie.
»Deshalb ist Désiree der Ansicht, daß du nicht warten mußt, bis sie alle zu
Bett gegangen sind. Sie sind leidenschaftliche Spieler und werden sich in den
nächsten Stunden nicht vom Tisch wegrühren .«
    »Und?«
    »Und deshalb wird Désiree zu
dir kommen, sobald ich ihr melde, daß du auf deinem Zimmer bist«, sagte sie.
»Viel Spaß, Larry.«
    Sie verschwand so schnell, als
hätte sie Düsenantrieb. Wenige Minuten später füllte Désiree die Lücke aus, die
Filippa hinterlassen hatte. Einen Moment war ich allein im Zimmer, im nächsten
hatte ich Gesellschaft. Désiree trug ihren Nahkampfanzug: einen
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