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Die Todesbotin

Die Todesbotin

Titel: Die Todesbotin
Autoren: Carter Brown
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Sein Kopf ruhte in einer Blutlache, die langsam größer wurde. Bevor
ich mich abwandte, hörte ich noch, wie die Ratten aufgeregt quietschend
näherkamen, um ihn in Augenschein zu nehmen.
     
     
     

13
     
    Ich gab der rechten Backe einen
spielerischen Klaps; Beth Allard drehte sich um und sah zu mir auf. »Glaubst du
nicht, daß wir endlich mal an die Luft gehen sollten ?«
    »Wie lange sind wir jetzt schon
hier ?« fragte ich.
    »Fünf Tage«, antwortete sie.
»Wir stehen nur zum Essen auf. Meiner Ansicht nach ist das dekadent .«
    »Eher herrlich«, berichtigte
ich. »Außerdem — was machen die anderen? Sind die schon an die frische Luft
gegangen ?«
    »Nein«, gestand sie.
    »Wenn sie gehen, dann gehen wir
auch«, entschied ich.
    Irgendwo im Haus begann ein
Telefon zu läuten. Zum Teufel damit, sagte ich mir. Es war Allards Haus, sollte doch er es abnehmen. Ich rollte Beth wieder auf den Bauch und
wandte mich von neuem den beiden rosigen Halbkugeln zu. Aber dann wurde ich
dabei robust unterbrochen. Es klopfte kurz und ungeduldig, und Filippa
marschierte ins Zimmer. Sie trug keinerlei Kleider am Leibe, was mich auf eine
neue Idee brachte.
    »Willst du dich nicht mal einen
Moment umdrehen ?« schlug ich hoffnungsvoll vor. »Ich
möchte nur schnell einen Vergleich anstellen .«
    »Boris ist am Apparat und will
dich sprechen«, sagte sie gepreßt. »Angeblich ist es dringend. Manche Leute
haben doch überhaupt kein Taktgefühl. Wir waren gerade dabei...«
    »Das können wir uns denken«,
unterbrach Beth. »Geh ans Telefon, Larry. Der Spaziergang wird dir gut tun .«
    Aber ich wartete noch, bis
Filippa sich umgedreht hatte, dann ging ich hinter ihr aus dem Zimmer. Ich
machte mir die Entscheidung nicht leicht und sah gründlich hin, trotzdem gewann
Beths Hinterhand um eine Nasenlänge — oder wie der Fachausdruck in diesem Falle
lauten mochte. Wir betraten Allards Schlafzimmer, der
mit einem Laken um die Taille im Bett saß.
    »Beeilen Sie sich, Baker«,
knurrte er. »Der Anruf kam gerade im unpassendsten Moment .«
    »Gewiß«, sagte ich und griff
nach dem Hörer.
    »Towarischtsch!« Boris Stimme
klang aufgeregt. »Du hast doch hoffentlich noch nichts an die Zeitungen
verkauft, oder ?«
    Hastig sah ich an mir hinunter
und bemerkte mit Erleichterung, daß nichts fehlte. »Nein«, sagte ich, »ich habe
noch nichts an die Zeitungen verkauft .«
    »Gott sei Dank !« antwortete er. »Kessel, von Stella, will dir alle Rechte
abkaufen .«
    »Woran ?« fragte ich verdutzt.
    »An der Inside-Story des Mapletonmonsters «, sagte er.
    »Mapleton war kein Monster, er
war geisteskrank«, berichtigte ich.
    »Aber das Gespenst war doch
echt ?«
    »Vielleicht«, antwortete ich.
»Aber seither bemühe ich mich nach Kräften, es zu vergessen .«
    »Kessel bietet uns
hunderttausend Dollar für die Rechte«, sagte Boris, »und noch einmal
hunderttausend für das Drehbuch. Der Film wird mit einem hohen Budget gemacht,
Towarischtsch, und uns als Produzent und Autor wieder ins Gespräch bringen .«
    »Großartig.«
    »Aber du mußt morgen nachmittag in London sein, um den Vertrag zu
unterschreiben .« Wieder klang Boris’ Stimme nervös.
»Geht das? Ich meine, du kannst doch noch laufen und so ?«
    »Es geht«, antwortete ich. »Ich
komme .«
    »Bitte ins Dorchester Hotel um drei Uhr morgen nachmittag «, sagte Boris und legte auf.
    Als ich mich umdrehte, hatten
sich die Dinge hinter mir geändert. Allard lag flach auf dem Rücken, und
Filippa saß breitbeinig über ihm.
    »Weißt du was, Larry ?« Als sie mir den Kopf zuwandte, sah ich, daß ihre Augen
erregt funkelten. »Ich hätte nie gedacht, daß Reiten so viel Spaß macht .«
    »Auf Pferden !« sagte Allard erstickt.
    »Er macht immer Witze .« Filippa kicherte leise. »Du wirst es nicht glauben,
Larry, aber gerade hat er vorgeschlagen, wir sollten einen Spaziergang machen .«
    »Wahnsinn !« sagte ich.
    »Genau das habe ich ihm auch
gesagt«, gurrte sie. »Wer geht denn zu Fuß, wenn er reiten kann ?«
    Ich kehrte in Beths Zimmer
zurück.
    »War der Anruf wichtig, Larry ?« erkundigte sie sich.
    »Überhaupt nicht«, antwortete
ich, weil der nächste Tag noch eine ganze Nacht weit weg war. »Dein Bruder
wollte spazierengehen, aber Filippa möchte lieber reiten .«
    »Sie muß unersättlich sein«,
empörte sich Beth. »Ich habe es mir überlegt, Larry: an die Luft gehen kann ich
auch noch nächstes Jahr, wenn ich älter bin .«
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