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Die Tochter des Praesidenten

Die Tochter des Praesidenten

Titel: Die Tochter des Praesidenten
Autoren: Jack Higgins
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an die Tür ihrer Suite. Sie öffnete. Tränen liefen ihr übers Ge­ sicht.
      »Oh, Jake.« Sie warf die Arme um seinen Hals. »Gott sei Dank, daß du da bist. Ich wollte gerade weg und wuß­ te nicht, ob ich dich noch mal sehen würde.«
      »Weg? Aber – was ist denn passiert?«
      »Man hat Jean gefunden. Er lebt, Jake! Eine Patrouille hat ihn schwer verwundet im Busch aufgelesen. Man hat ihn heute morgen hierher ins Mitchell Military Hospital geflogen. Bringst du mich hin?«
      Jake hatte das Gefühl, das ganze Zimmer drehe sich um ihn, aber er ließ sich nichts anmerken. »Natürlich. Ich habe draußen meinen Jeep stehen. Brauchst du noch et­ was?«
      »Nein, Jake, fahr mich nur hin.«
      Sie entglitt ihm bereits wie ein Schiff, das den Hafen verließ und einen anderen Kurs einschlug.
      Im Krankenhaus betrachtete er durch das Fenster in der Tür des Privatzimmers Captain Comte Jean de Bris­ sac, dessen Kopf völlig bandagiert war. Neben seinem Bett standen Jacqueline und ein Arzt, der sie nach drau­ ßen begleitete.
      »Wie geht es ihm?« fragte Jake.
      »Eine Kugel hat seinen Schädel verletzt«, antwortete der Arzt, »und er war halb verhungert, als man ihn ge­ funden hat, aber er wird überleben. Sie haben beide sehr viel Glück gehabt.«
      Nachdem er sich verabschiedet hatte, lächelte Jacque­ line de Brissac unter Tränen. »Ja, das haben wir, nicht?« Ihre Stimme brach. »O Gott, was soll ich nur machen?«
      Jake wußte, daß er um ihretwillen stark sein mußte, und eine geradezu unheimliche Ruhe überkam ihn. Mit seinem Taschentuch wischte er sanft die Tränen von ih­ rem Gesicht. »Du gehst natürlich zu deinem Ehemann.«
      Sie schaute ihn einen Moment wortlos an, dann wand­ te sie sich um und öffnete die Tür des Privatzimmers. Ca­ zalet ging den Korridor entlang zum Haupteingang. Auf der obersten Treppenstufe blieb er stehen und zündete sich eine Zigarette an.
      »Weißt du was, Jake? Ich bin verdammt stolz auf dich«, sagte er leise und marschierte rasch auf den Jeep zu, wo­ bei er die Tränen zu unterdrücken versuchte, die ihm in die Augen stiegen.

    Als seine Zeit um war, kehrte er nach Harvard zurück, vollendete seine Doktorarbeit und trat in die Kanzlei sei­ nes Vaters ein, doch fast zwangsläufig führte ihn sein Weg schließlich in die Politik. Zunächst wurde er Kongreßab­ geordneter und heiratete mit fünfunddreißig Jahren Alice Beadle, eine nette, anständige Frau, für die er große Zu­ neigung empfand – obwohl die treibende Kraft im Grun­ de sein Vater gewesen war, der fand, es sei angebracht, ei­ ne Familie zu gründen. Die Ehe blieb jedoch kinderlos. Alice hatte gesundheitliche Probleme und bekam schließ­ lich Leukämie, gegen die sie jahrelang ankämpfte. Jake hatte zwar mitverfolgt, daß Jean de Brissac im Lauf der Zeit in den Rang eines Generals aufgestiegen war, doch Jacqueline schien wie eine Erinnerung, die so weit zu­ rücklag, daß alles, was geschehen war, ihm wie ein Traum vorkam. Dann starb de Brissac an einem Herzanfall. Die New York Times brachte einen Nachruf samt einem Foto des Generals mit seiner Frau. Cazalet erfuhr, daß sie nur ein Kind gehabt hatten, eine Tochter namens Marie. Er spielte mit dem Gedanken, Jacqueline zu schreiben, ent­ schied sich dann aber dagegen. Womöglich war es ihr peinlich, an die Vergangenheit erinnert zu werden, und außerdem hatte sie im Moment Sorgen genug.
      Nein, das beste war es, nicht mehr daran zu rühren …
      Nachdem er zum Senator gewählt worden war und all­ gemein als vielversprechender Mann galt, mußte er öfter in Regierungsangelegenheiten Auslandsreisen unterneh­ men; für gewöhnlich allein, da Alice nicht in der Lage war, ihn zu begleiten. Daher war er auch 1989 nur mit seinem treuen Berater und Privatsekretär, einem einar­ migen Anwalt namens Teddy Grant, in Paris, wo sie unter anderem eine Einladung zum Ball des Präsidenten erhiel­ ten. Cazalet saß am Schreibtisch im Wohnzimmer seiner Suite im Ritz, als Teddy sie ihm vorlegte.
      »Sie können nicht absagen, es ist eine Pflichtveranstal­ tung wie im Weißen Haus oder im Buckingham Palast, nur eben im Elyseé-Palast.«
      »Ich habe auch gar nicht vor abzusagen«, erwiderte Cazalet. »Und ich weise Sie darauf hin, daß es hier heißt: Senator Jacob Cazalet und Begleitung. Also suchen Sie mal schön Ihre schwarze Krawatte für heute abend her­ aus, Teddy.«
      »Hab’ nichts dagegen«,
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