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Die Tochter des Praesidenten

Die Tochter des Praesidenten

Titel: Die Tochter des Praesidenten
Autoren: Jack Higgins
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dieu, das hatte ich ganz vergessen. Sie ha­ ben ihr in Vietnam das Leben gerettet.«
      »Ja, genau, das hatte ich auch völlig vergessen«, rief Teddy. »Dafür haben Sie doch damals Ihr Kriegsver­ dienstkreuz bekommen.«
      »Sind Sie nicht in Verbindung geblieben?« fragte der Botschafter.
      »Nicht so richtig.«
      »Die Tochter war mit einem Captain Guyon verlobt, einem prächtigen jungen Mann. Ich kannte die Familie. Bedauerlicherweise ist er im Golfkrieg gefallen.«
    »Das tut mir sehr leid. Und die Gräfin?«
      »Krebs, mein Freund, und soweit ich weiß, geht es mit ihr zu Ende. Wirklich ein Jammer.«

    Cazalet eilte durch einen Korridor im Weißen Haus. »Ich muß hier raus, und zwar schnell«, sagte er zu Teddy. »Setzen Sie sich mit unserer Botschaft in Paris in Verbin­ dung und lassen Sie feststellen, wie es der Comtesse de Brissac momentan geht, und dann rufen Sie am Flugha­ fen an, daß man die Gulfstream für einen Flug nach Paris bereithält.«
      Nach dem Tod seiner Mutter hatte er vor ein paar Jah­ ren ein beachtliches Vermögen geerbt, aber da sein Inter­ esse allein der Politik gehörte, hatte er sich damit be­ gnügt, alles treuhänderisch anzulegen, und es anderen überlassen, sich darum zu kümmern. Allerdings ver­ schaffte ihm das Geld einige Privilegien, wozu auch der Privatjet gehörte.
      Teddy telefonierte bereits über sein Handy, und als sie in ihre Limousine stiegen, meldete er: »Man ruft mich zu­ rück.« Er schloß die gläserne Trennscheibe zwischen den Rucksitzen und dem Fahrer. »Jake, gibt es Probleme, von denen ich wissen sollte?«
      Cazalet griff in die Bar und nahm ein Kristallglas her­ aus. »Gießen Sie mir einen Scotch ein.«
      »Jake, ist alles in Ordnung?« fragte Teddy besorgt, da Cazalet sonst nie während des Tages trank.
      »Aber klar. Die einzige Frau, die ich jemals wirklich ge­ liebt habe, stirbt an Krebs, und meine Tochter ist ganz al­ lein, also geben Sie mir einen Scotch.«
      Verdattert goß Teddy Grant ihm ein. »Ihre Tochter, Jake?«
      Cazalet kippte den Scotch in einem Schluck hinunter.
      »Das war gut«, seufzte er, und dann erzählte er ihm al­ les.

    Am Ende erwies sich der überstürzte Flug über den At­ lantik als vergebens. Jacqueline de Brissac war zwei Wo­ chen zuvor gestorben und vor fünf Tagen beerdigt wor­ den. Cazalet hatte das Gefühl, sich in Zeitlupe zu bewe­ gen, und überließ es Teddy, sich um alles zu kümmern.
      »Sie ist auf einem Friedhof in Valency im Mausoleum der Familie de Brissac beigesetzt worden«, berichtete er und legte den Telefonhörer in ihrer Suite im Ritz auf.
      »Danke, Teddy. Wir werden ihr die letzte Ehre erwei­ sen.«
      Cazalet sah um zehn Jahre älter aus, als sie die Limou­ sine bestiegen. Teddy Grant musterte ihn beunruhigt. Ja­ ke bedeutete ihm mehr als irgendein anderer Mensch auf dieser Welt, sogar mehr als sein langjähriger Lebensge­ fährte, der Professor für Physik in Yale war.
      Cazalet war wie ein älterer Bruder, den er nie gehabt hatte. Seit jenem Vorfall in der Cafeteria in Harvard hatte er ihn beruflich gefördert, ihm eine Anstellung in der Anwaltskanzlei der Familie besorgt und schließlich den absolut einzigartigen Job als sein persönlicher Assistent angeboten, den Teddy mit Begeisterung angenommen hatte.
      Bei einer Besprechung in einem Senatsausschuß hatte er einmal neben Cazalet gesessen und ihm Hinweise und Ratschläge gegeben, worauf anschließend ein älterer Mit­ arbeiter des Weißen Hauses wutschnaubend zu Cazalet gekommen war.
      »Verdammt, Senator, ich verwahre mich entschieden dagegen, daß dieser kleine Schwule ständig bei den Sit­ zungen erscheint. Ich will keine warmen Brüder in die­ sem Ausschuß.«
      Es wurde still im Raum. »Teddy Grant hat sein Jura­ studium in Harvard magna cum laude abgeschlossen«, erwiderte Jake Cazalet mit eisiger Miene. »Er hat die bronzene Tapferkeitsmedaille und das vietnamesische Tapferkeitskreuz für seinen mutigen Einsatz in Vietnam erhalten. Und er hat einen Arm für dieses Land geopfert. Aber vor allen Dingen ist er mein Freund, und seine se­ xuelle Neigung geht nur ihn etwas an.«
      »Also, hören Sie mal!«
      »Nein, Sie hören jetzt mal zu. Ich trete aus diesem Aus­ schuß aus. Gehen wir, Teddy.«
      Nachdem der Präsident von der Sache gehört hatte, endete es jedoch damit, daß statt Jake Cazalet der Regie­ rungsbeamte gehen mußte, und Teddy hatte es
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