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Die Tochter des Praesidenten

Die Tochter des Praesidenten

Titel: Die Tochter des Praesidenten
Autoren: Jack Higgins
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Er zog Kimberley weg. »Dieser Mann hat seinem Land gedient. Was hast du dagegen bisher getan?«
      »Und wie ist’s mit dir, du reiches Jüngelchen?« höhnte Kimberley. »Bist doch auch nicht drüben, oder?« Er wandte sich um und tätschelte erneut Grants Gesicht. »Wenn wir uns künftig begegnen, machst du mir gefäl­ ligst Platz, klar?«
      Jake Cazalet betrieb als einzigen Sport Boxen und ge­ hörte sogar zur Studentenmannschaft. Daß Kimberley zwanzig Pfund mehr wog als er, kümmerte ihn nicht. Außer sich vor Wut verpaßte er ihm einen Doppelschlag in den Magen, so daß er zusammenklappte. Der Boxclub im Zentrum Bostons, in dem er trainierte, wurde von ei­ nem alten Engländer namens Wally Short geleitet.
      »Falls du je in eine echte Prügelei gerätst, will ich dir einen nützlichen Tip geben. In England sprechen wir da­ von, jemanden auf die Hörner zu nehmen; hier bei euch heißt es Kopfnuß, aber jedenfalls donnerst du dabei dei­ nen Schädel kurz und gezielt direkt an seine Stirn.«
      Genau das tat Cazalet, als Kimberley wieder hochkam und sich auf ihn stürzen wollte. Krachend landete er auf dem Tisch, die Mädchen kreischten, und ein Höllenlärm brach aus, bis schließlich der Sicherheitsdienst samt ei­ nem Erste-Hilfe-Trupp erschien.
      Cazalet fühlte sich so gut wie seit Jahren nicht mehr. »Du verdammter Narr«, sagte Grant zu ihm, »du kennst mich doch nicht mal.«
      »O doch«, erwiderte Jake Cazalet.
      Später stand er im Büro des Dekans und hörte sich dessen Strafpredigt an. »Es scheint zwar«, schloß der De­ kan, »daß Kimberley sich danebenbenommen hat, aber ich kann auf dem Campus keine Gewalt dulden. Ich muß Sie für einen Monat vom Unterricht ausschließen.«
      »Danke, Sir, ich mache Ihnen die Sache einfacher. Ich breche das Studium ab.«
      »Wie bitte?« Der Dekan war sichtlich betroffen. »Aber warum denn das? Was wird Ihr Vater dazu sagen? Und überhaupt, was wollen Sie denn dann tun?«
      »Ich gehe jetzt direkt zu diesem Rekrutierungsbüro in der Stadt und trete in die Armee ein.«
      »Jake«, bat der Dekan erschüttert, »denken Sie noch mal in Ruhe darüber nach, ja?«
      »Auf Wiedersehen, Sir«, erwiderte Jake Cazalet ledig­ lich und ging.

    Achtzehn Monate später hatte er bereits die Hälfte seiner zweiten Dienstzeit hinter sich, war aufgrund seiner Kenntnisse in Vietnamesisch als Fallschirmjäger im Rang eines Lieutenants zu den Special Forces gekommen, war ausgezeichnet und zweimal verwundet worden und fühl­ te sich wie ein ungefähr tausend Jahre alter Kampfvete­ ran.
      Der Sanitätshubschrauber überflog in tausend Fuß Höhe das Delta in Richtung Katum, wo es ein befestigtes Camp gab. Cazalet hatte man mitgenommen, weil man ihn dort brauchte, um einen hochrangigen vietnamesi­ schen Offizier zu verhören.
      Cazalet war nur rund einen Meter siebzig groß, hatte hellblondes Haar, das leicht rötlich schimmerte, und braune Augen; seine Nase war in seiner Zeit als Boxer einmal gebrochen worden, und die weiße Narbe, die quer über seine rechte Wange lief und von einem Bajonett stammte, sollte in den kommenden Jahren so etwas wie sein Markenzeichen werden.
      Er hatte die Ärmel seiner Tarnuniform hochgekrem­ pelt, das Barett der Special Forces ins Gesicht gezogen und entsprach durch und durch dem Bild eines Mannes, aus dem der Krieg einen rücksichtslosen Kämpfer ge­ macht hatte. Harvey, der junge Arzt, der zugleich Bord­ schütze war, und Hedley, der schwarze Chef der Crew, musterten ihn beifällig.
      »Es heißt, er ist schon überall gewesen«, flüsterte Hed­ ley. »Bei den Fallschirmjägern, den Luftlandetruppen und jetzt den Special Forces. Sein alter Herr ist ein Senator.«
      »Na klar, einem Mann, der alles hat, muß man schließ­ lich was bieten«, meinte Harvey und wollte seine Zigaret­ tenkippe aus der Tür werfen. »Oho, was ist denn da unten los?«
      Hedley blickte hinaus und griff nach dem schweren Maschinengewehr. »Es scheint, als gäb’s Probleme hier in River City, Lieutenant.«
      Cazalet kam zu ihm. Unter ihnen erstreckten sich bis ins Unendliche Reisfelder und schilfbewachsene Ufer. Auf dem Damm, der das Gebiet durchquerte, hatte ein Bus angehalten, da ein Karren den Weg blockierte.
      Harvey spähte über seine Schulter. »Mal wieder eine Pyjamaparty, Sir.«
      Sie entdeckten wenigstens zwanzig Vietcong in ihren typischen schwarzen Kitteln und den kegelförmigen Stroh­
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