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Die Tochter des Praesidenten

Die Tochter des Praesidenten

Titel: Die Tochter des Praesidenten
Autoren: Jack Higgins
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Schatten flog über ihr Gesicht. »Wie Jean?«
      »Tut mir leid.« Zerknirscht griff er nach ihrer Hand.
      »Nein, eher müßte ich mich entschuldigen«, lächelte sie. »Ich habe behauptet, ich hätte mit der Vergangenheit ab­ geschlossen und dann … Wissen Sie was? Ich möchte gern eine Fahrt in einer dieser Pferdekutschen machen. Beglei­ ten Sie mich?«
      »Ich hab’ nur darauf gewartet, daß Sie mich darum bit­ ten.«
      In den Straßen Saigons herrschte ein so lärmender Be­ trieb wie immer. Es wimmelte von Autos, Motorrollern, Radfahrern und Menschen. Vor den Bars standen Mäd­ chen und hielten nach Kunden Ausschau.
      »Ich frage mich, was sie alle machen, wenn wir abzie­ hen«, meinte Cazalet.
      »Sie sind auch irgendwie zurechtgekommen, als wir Franzosen weggegangen sind. Das Leben geht immer wei­ ter, so oder so.«
      Er nahm ihre Hand. »Daran sollten Sie immer denken.«
      Sie wehrte sich nicht, erwiderte nur seinen Druck und schaute nach draußen. »Ich liebe Städte, alle Städte, ganz besonders bei Nacht. Paris zum Beispiel. Man hat ständig das Gefühl, daß alles mögliche geschehen könnte, gleich hinter der nächsten Ecke.«
      »Was für gewöhnlich auch stimmt.«
      »Sie sind kein echter Romantiker.«
      »Dann bringen Sie mir bei, einer zu werden.« Als sie ihm ihr Gesicht zuwandte, küßte er sie sehr sanft und leg­ te einen Arm um sie.
      »Ach, Jake Cazalet, was sind Sie für ein wunderbarer Mann«, seufzte sie und lehnte ihren Kopf an seine Schulter.

    Im Excelsior reichte sie ihm wortlos den Schlüssel, den sie an der Rezeption geholt hatte, und ging die breite, mit Teppich ausgelegte Treppe hinauf. An der Tür ihrer Suite blieb sie stehen und wartete, bis Cazalet aufgeschlossen hatte.
      Sie durchquerte das Zimmer und trat hinaus auf den Balkon. Regungslos schaute sie hinunter auf die belebte Straße. Cazalet schlang seine Arme um ihre Taille.
      »Bist du dir auch sicher?«
      »O ja«, flüsterte sie. »Wie wir schon sagten, das Leben ist dazu da, es zu leben. Laß mir ein paar Augenblicke Zeit, dann komm nach.«
    Friedlich schlafend lag sie neben ihm, während Cazalet eine Zigarette rauchte. Es war so wundervoll gewesen, wie er es noch nie erlebt hatte. Mit einem unterdrückten Seufzer sah er auf seine Uhr. Schon vier, und um acht mußte er zu einer Einsatzbesprechung im Stützpunkt sein.
      Vorsichtig schlüpfte er aus dem Bett und begann sich anzuziehen. »Du gehst, Jake?« fragte eine leise Stimme.
      »Ja, ich habe Dienst. Eine wichtige Besprechung. Kön­ nen wir uns zum Mittagessen treffen?«
      »Das wäre wunderbar.«
      Er beugte sich über sie und küßte ihre Stirn. »Dann bis später, mein Liebling.«

    Da der Generalstab an der Einsatzbesprechung teilnahm, konnte sich niemand davor drücken. Sein Colonel, Arch Prosser, erwischte ihn beim Kaffee und sagte: »General Arlington will mit Ihnen reden. Sie haben sich wirklich wieder mal vorbildlich verhalten.«
      Der General, ein kleiner lebhafter Mann mit weißem Haar, schüttelte ihm die Hand. »Bin verdammt stolz auf Sie, Lieutenant Cazalet, genauso wie Ihr ganzes Regiment. Was Sie da draußen gemacht haben, ist jede Anerken­ nung wert. Es wird Sie interessieren, daß auch andere meine Auffassung teilen und ich ermächtigt worden bin, Sie zum Captain zu befördern.« Er hob eine Hand. »Ja, ich weiß, Sie sind noch sehr jung für diesen Rang, aber das spielt keine Rolle. Ich habe Sie zudem für das Kriegs­ verdienstkreuz vorgeschlagen.«
      »Ich bin sprachlos, Sir.«
      »Ach was, Sie haben es verdient. Ich hatte übrigens das Vergnügen, vor drei Wochen im Weißen Haus Ihren Va­ ter zu treffen. Er war in blendender Verfassung.«
      »Das freut mich, General.«
      »Und er ist sehr stolz auf Sie, wozu er auch allen Grund hat. Ein junger Mann Ihrer Herkunft hätte sich leicht vor Vietnam drücken können, aber Sie haben Harvard verlas­ sen und sich freiwillig gemeldet. Sie machen unserem Land Ehre.«
      Er schüttelte ihm noch einmal kräftig die Hand und ging weiter. Cazalet wandte sich an Colonel Prosser. »Kann ich jetzt gehen?«
      »Ich sehe keinen Hinderungsgrund, Captain.« Prosser grinste. »Aber Sie verlassen nicht den Stützpunkt, bevor Sie sich beim Quartiermeister gemeldet haben und mit den korrekten Rangabzeichen versehen worden sind.«

    Er parkte seinen Jeep vor dem Excelsior, rannte aufgeregt wie ein Schuljunge die Treppe hinauf und klopfte
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