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0460 - Der grausame Wald

0460 - Der grausame Wald

Titel: 0460 - Der grausame Wald
Autoren: Jason Dark
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Ray Askin zog den Kopf ein, als er das Geräusch der Propeller-Maschine zum viertenmal hörte.
    Nicht daß er etwas gegen Flugzeuge gehabt hätte, aber wenn sie die friedliche Ruhe eines sommerlichen Nachmittags störten, ärgerte er sich darüber schon.
    Er schaute zum blauen Himmel und schirmte dabei die Augen gegen die Sonne ab. Die Maschine entdeckte er im Westen, in der Nähe einiger Wolken, die an Zuckerwatte erinnerten.
    Das Flugzeug, das Askin sah, war knallrot, als hätte man es mit dickem Blut übergossen.
    Askin hatte das Geräusch der beiden Motoren schon des öfteren vernommen. Er sah die Maschine jedoch zum erstenmal, denn er hatte den dichten Wald unter sich gelassen und war auf eine Hügelkuppe gestiegen.
    Während die Jungen eine Ruhepause machten, sah sich Askin um, denn für den folgenden Tag war eine Wanderung mit gleichzeitiger Schatzsuche geplant. Für den Schatz suchte er noch ein gutes Versteck.
    Als Leiter der Boy Scouts, der Pfadfinder, trug er die Verantwortung für die Gruppe. Askin war schon seit seiner Kindheit dabei. Inzwischen zählte er 22 Jahre, und es machte ihm noch immer Spaß, sich um die jungen Leute zu kümmern. Er war flexibel, hatte gute Ideen, erfand neue Spiele.
    Eine Reise mit ihm als Leiter war nie langweilig.
    Der anstrengende Weg den Hang hoch hatte ihm den Schweiß auf die Stirn getrieben. Mit einem breiten Zipfel seines Halstuchs wischte er ihn fort. Die Suche nach dem geeigneten Versteck war für ihn plötzlich zweitrangig geworden. Viel mehr interessierte ihn das Flugzeug im Westen, das einfach nicht fortfliegen wollte und dort kreiste, wo der Wald beendet war und die weiten Felder begannen.
    Die Gruppe hatte sich in eine sehr einsame Gegend zurückgezogen. Bis zum nächsten Ort waren es einige Meilen. Dort sollte es nicht einmal eine Telefonzelle geben.
    Askin fragte sich, was der Pilot in diesem Gebiet zu suchen hatte. Er wollte das Flugzeug so lange beobachten, bis es verschwand.
    Vielleicht wurden Fotos geschossen für neue Karten. Möglicherweise übte auch ein Schüler für seinen Pilotenschein. Mit beiden Annahmen lag Ray Askin falsch.
    Plötzlich ging die Maschine tiefer. Askin hatte den Eindruck, als würde sie sich in Höhe der Hügelkuppen befinden. Sie flog noch eine Schleife und war mit einemmal in einer Wolke verschwunden. Es war keine normale Wolke, das Flugzeug hatte sie abgegeben. Aus zahlreichen Düsen war das rotbraune Zeug gequollen. Es war schwerer als die Luft und senkte sich dem Boden entgegen.
    Wie ein gewaltiger Teppich breitete sich das Zeug aus, und die Düsen der Maschine versprühten immer mehr dieses Mittel.
    Askin ballte die Hände. Er wußte Bescheid, und er bekam vor Wut und Zorn einen, roten Kopf. Man konnte ihn nicht gerade als Öko-Freak bezeichnen, aber er haßte es, wenn mit der Chemie das Wachstum der Natur allzu stark manipuliert wurde. Zudem sah er keinen Grund dafür, irgend etwas in der Nähe dieses Waldes zu besprühen. Auf dem Herweg hatten sie die Felder gesehen. Sie standen in einer prächtigen Reife und leuchteten in Farben, wie sie nur die Natur hervorbringen konnte.
    Und jetzt das…
    Askin schüttelte sich. »Ihr Hundesöhne«, flüsterte er. »Könnt ihr dieses Scheißzeug nicht woanders ausprobieren?«
    Niemand hörte ihn. Man hätte sich auch seinen Wünschen sicherlich nicht gefügt. Und so drehte die Maschine weiter ihre Kreise und sprühte das Gift.
    Es dauerte noch eine gute Viertelstunde, bis der Pilot die Arbeit beendete und in einem weiten Bogen nach Norden abdrehte.
    Askin, sah ihm noch nach, bis die Maschine in der Weite des Himmels verschwunden war.
    Zurück blieb die Erinnerung an sie.
    Die rotbraune Wolke legte sich langsam auf die Felder. Askin schüttelte sich. Er hatte vorgehabt, ein Versteck für den Schatz zu suchen, doch jetzt änderte er seinen Plan. Er wollte das Lager abbrechen und mit seinen sechs Pfadfindern zu einem Bahnhof wandern, um mit dem Zug in eine andere Region zu fahren.
    »Schade«, sagte er und schüttelte den Kopf, während sein sonnenbraunes Gesicht einen traurigen Ausdruck annahm. »Bald wird es nirgendwo auf der Welt mehr einen Flecken geben, den man als heil bezeichnen kann. Daß die Menschen sich immer selbst das Leben schwermachen müssen, ich verstehe es einfach nicht.«
    Einen letzten Blick warf er noch dorthin, wo sich die Wolke befinden mußte.
    Sie hatte sich nicht gesenkt. Noch immer trieb sie durch die Luft, auch der Wind schaffte es nicht, sie aufzulösen. Im
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