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Die Tochter der Konkubine

Die Tochter der Konkubine

Titel: Die Tochter der Konkubine
Autoren: Pai Kit Fai
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Dass das Mädchen vom Herrn des Hauses und einer weißen russischen Geliebten ungewisser Herkunft in die Welt gesetzt worden war, wurde im Preis berücksichtigt und ansonsten nicht erwähnt. Sie versprach neue Abenteuer im Bett und besaß gebärfreudige Hüften für weitere Söhne, doch das Wertvollste, das er an ihr erblickte, als sie zur Begutachtung vor ihn geführt wurde, waren ihre winzigen Lotusfüße, die es in diesen Tagen nur noch selten gab.
    Ihre verkrüppelten Zehen waren so zart, bis zur Ferse umgebogen - die elegante Missbildung war exquisit in bestickte Seide gehüllt -, dass er sie in seiner rauen Bauernhand halten und sie wie einen Jade-Handschmeichler liebkosen konnte. Dieses Mädchen war in der Tat qian-jin - tausend Goldstücke wert. Wie bei allen kostspieligen Dingen auf Gut Große Tanne wurde der verlangte Preis aus den randvollen Truhen der Älteren Schwester beglichen.
    Es war klar, dass seine Ehefrauen die so junge und schöne Pai-Ling kaum mit offenen Armen empfangen würden. Schließlich hatten sie sich ihren Platz in Munns Haus auch erst mühsam erarbeitet, um nun im Dorf Mah-Jongg spielen und sich im Schönheitssalon aufwendig pflegen lassen zu können, wann immer sie wollten.
    So war Yik-Munn mit seiner stolzen und eigensinnigen Konkubine, die jünger als sein jüngster Sohn und in rote und goldene Seide gekleidet war und in einer Sänfte über die schlammigen Felder befördert wurde, auf das Gut zurückgekehrt. In der Nachbarschaft hatte ihm das großes Ansehen eingebracht. Wenn sie ihm auf seinen häufigen Besuchen zum Tempel hinterhertrippelte, erweckten der Schwung ihres Rückgrats und das Wiegen ihres Hinterteils den Neid von Freunden und Feinden zugleich. Ja , hatte Yik-Munn gedacht, Pai-Ling ist ihr Geld wahrlich wert.
    Das war vor fast einem Jahr gewesen. Von Anfang an hatte sie ihm Probleme gemacht, hatte ihn in der ersten Nacht gebissen wie ein streunender Hund, weil er ihr, wie sie brüllte, zu hastig, zu groß und zu unbeholfen war. Auf seinen Befehl hin hatte Eins sie geknebelt, und Zwei und Drei hatten sie an Händen und Füßen festgehalten, während er sie fast bewusstlos geschlagen und seinen Samen so brutal in sie gepflanzt hatte, dass ihre Schreie die Tauben auf dem Scheunendach aufgescheucht hatten.
    Schlimmer noch, der Radau hatte seine Schwester aufgestört, im Haus auch als Goo-Mah - Großtante - bekannt, die mit ihrem schweren Schwarzholzstock auf den Boden gehämmert hatte, um für Ruhe zu sorgen.
    Yik-Munn fürchtete sich vor seiner Schwester, die partout nicht sterben wollte und schon lange die Jahre nicht mehr zählte, jedoch die Schnüre des Familiengeldbeutels weiterhin fest umklammert hielt. Auch Goo-Mah besaß Lotusfüße, nicht größer als die eines Kindes, konnte jedoch nicht länger stehen oder gehen und hatte das auch seit tausend Monden nicht mehr getan. Die Füße waren derart verfault, dass ihr Gestank selbst durch die fest verschlossene Tür drang.

    Verschanzt in eigenen Räumen im oberen Stockwerk, unfähig, ihr Bett zu verlassen, war sie umgeben von den Möbeln ihrer Blütezeit. Auf einem Regal standen wie seltene und wertvolle Spielzeuge stolz nebeneinander aufgereiht die winzigen Seidenschuhe, die ihre Füße einst so vollendet umhüllt hatten. Sie war senil, zahnlos und halb taub, ihre leblosen Stümpfe steckten zur Linderung ihrer Qualen in einer dampfenden Schüssel mit Kräutern, ihr bösartiger Geist durchstreifte das Haus wie ein Phantom.
    Goo-Mah fürchtete den Tod oder das Urteil der Götter, die sie erwarten mochten, nicht mehr. Sie betete täglich, man möge sie holen. Das Leben war so düster geworden, dass die einzig verbliebene Freude darin bestand, zu ihren Mitmenschen so unfreundlich wie möglich zu sein. Selbst die für ihre Arroganz und Grausamkeit berühmte Kaiserwitwe Tzu-hsi hätte alle im Haus ihres Bruders nicht mehr auf Trab halten können.
    Je eingeschränkter ihr Leben geworden war, desto mehr Stolz hatte sie entwickelt. Gehörte ihr nicht das Gut, das sie reich gemacht hatte, und das Haus, in dem sie sicher und bequem leben konnten? Ihr wertloser Bruder wäre doch samt seiner gierigen Frauen längst verhungert ohne die endlose Großzügigkeit der großen Goo-Mah.
    War sie nicht bislang die Einzige der Familie gewesen, die derart prächtige Füße hatte, dass sie mit Lotusschuhen geschmückt worden waren, von einem liebenden Ehemann, der sie mit Gold überhäuft hatte, gestreichelt wie ein Kätzchen? Mit solch zarten
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