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Die Tiere in meiner Arche

Die Tiere in meiner Arche

Titel: Die Tiere in meiner Arche
Autoren: Gerald Malcolm Durrell
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unter Ihnen, die sich mit der Erforschung der menschlichen Natur und den Abgründen ihrer Unaufrichtigkeit befassen, werden daran vielleicht eine Menge Spaß haben.
    Fragen Sie zunächst nach dem Zweck dieses Tierparks.
    Das kann wissenschaftliche Arbeit, Naturschutz, Wissensvermittlung oder Unterhaltung sein. Er sollte natürlich alle vier Sektoren einschließen, in den meisten Fällen jedoch erfüllt er nur den letztgenannten Zweck.
    Fragen Sie, ob die Tierarten studiert werden. Wenn ja, werden die Ergebnisse veröffentlicht? Gegebenenfalls, wo? Fragen Sie, ob ein Datensammelsystem existiert und wie umfassend es ist. Fragen Sie, welche Tiere gezüchtet werden und wieviele pro Jahr, wann sie gezüchtet werden, ob schon bis zur dritten oder vierten Generation?
    Ein sehr guter und gescheiter Zoodirektor sagte einmal zu mir: »Jeder Narr kann mit ein bißchen Glück eine Tierart einmal züchten. Von einer erfolgreichen Zucht kann man erst dann sprechen, wenn man die Tiere regelmäßig durch Zucht vermehrt, und zwar bis in die zweite und dritte Generation.«
    Wenn Tiere einzeln gehalten werden, dann fragen Sie, warum sie keine Gefährten haben. Fragen Sie auch, ob man bereit ist, die Einzeltiere zu Zuchtzwecken an andere Zoos auszuleihen.
    Fragen Sie, wie hoch der Prozentsatz von Todesfällen im Jahr ist. Wird über diese Zahlen Buch geführt, und werden sie veröffentlicht? Werden tote Tiere obduziert?
    Welche Einstellung hat die Verwaltung zum Tierschutz und welchen Beitrag leistet sie dazu?
    Welche gefährdeten Arten werden gezüchtet? Werden Sie in Paaren oder in Kolonien gehalten?
    Man kann wohl kaum von einem großartigen Beitrag zum Artenschutz sprechen, wenn man nur ein Tierpaar hat, da sich einmal im Jahr fortpflanzt und dessen Nachwuchs man unverzüglich verkauft.
    Hat man bei der Zucht gefährdeter Arten Erfolg? Wie ist der Erfolg?
    Wieweit kann der Zoo seinen Bestand aus eigener Zucht sowohl seltener als auch häufiger Tiere erhalten und aufstocken?
    Das Ziel jedes verantwortungsbewußten Zoos sollte es sein, den Punkt zu erreichen, wo er seinen Bestand völlig aus eigener Zucht erhält und die wild lebenden Bestände nicht noch weiter reduzieren muß.
    Was für Zukunftspläne hat man für den Tierschutz?
    Was für Zukunftspläne hat man für die Wissensvermittlung?
    Was für Zukunftspläne hat man hinsichtlich der wissenschaftlichen Erforschung der Arten, die zum Bestand gehören?
    Wie sieht die geplante Forschungsarbeit aus?
    Ich will nicht unterstellen, daß jeder Zoo in der Lage sein sollte, Ihnen auf jede dieser Fragen eine zufriedenstellende Antwort zu geben, oder daß er unbedingt dem Standard gerecht wird, auf den Sie meinem Vorschlag zufolge achten sollen. Ich bin aber dafür, daß allen Zoos diese Fragen mit wachsender Häufigkeit und Eindringlichkeit gestellt werden, damit sie endlich einmal aus ihrer Lethargie herausgerissen werden und gezwungen sind, etwas zu tun und ernsthaft darüber nachzudenken, wie die Rolle eigentlich aussieht, die sie auszufüllen haben.
    Wir haben in Jersey versucht, eine neue Art Zoo aufzubauen. Ich glaube, es ist uns geglückt. Wir haben viele Fehler gemacht und werden wahrscheinlich auch noch viele machen, aber wir stecken ja noch in den Anfängen. Ehe ich in Jersey begann, wurde mir von vielen Leuten viel negatives prophezeit, aber alle diese Prophezeiungen haben sich als unzutreffend erwiesen.
    Man sagte mir, an einem so entlegenen Ort wie Jersey würde ich niemals Unterstützung finden. Während ich an diesem Buch schreibe, haben wir über 15 000 Mitglieder, die in allen Teilen der Welt zu Hause sind, von Peking bis Pretoria, von Sydney bis Seattle.
    Jährlich kommen über 200 000 Besucher zu uns, und diese Zahl wächst von Jahr zu Jahr.
    Man sagte mir, daß die Schwierigkeiten, die mit der Haltung und der Aufzucht seltener und in ihrer Existenz gefährdeter Tiere verbunden sind, ungemein groß, in vielen Fällen unüberwindlich wären. Ich will zwar nicht behaupten, daß es ein Kinderspiel ist, Wildtiere zu züchten, aber es kann geschafft werden, und der beste Beweis dafür sind unsere Zuchtstatistiken, die für einen Zoo unserer Größe phänomenale Erfolge ausweisen.
    Man sagte mir, ich könnte keinesfalls eine große Auswahl von der gleichen Tierart zur Schau stellen; das würde die Leute langweilen. Eines unserer anziehendsten Schaustücke sind unsere sechs Volieren (Vogelhäuser), in denen ausschließlich weiße Ohrfasane zu sehen sind. Eine große
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