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Die Tiere in meiner Arche

Die Tiere in meiner Arche

Titel: Die Tiere in meiner Arche
Autoren: Gerald Malcolm Durrell
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zum Zeichen ihrer dankbaren Anhänglichkeit töten und auf der Stelle ausstopfen und stellten es dann vor der Tür zum Hause ihres Vaters auf.«
    EDWARD LEAR

Die Arche

    Ich hoffe, mit diesem Buch einiges erreicht zu haben. Vor allem hoffe ich, den Zoogegnern unter den Lesern gezeigt zu haben, daß gutgeführte Zoos für Tiere eine Hilfe sind, ja, daß in vielen Fällen die Zoos sich als letzte Zufluchtsstätte zahlreicher Tierarten in einer von Menschen wimmelnden Welt erweisen werden.
    Von den etwa 500 zoologischen Gärten auf der Welt sind einige ausgezeichnet, einige nicht einmal mittelmäßig, und die übrigen sind eine Schande. Wenn man aber davon ausgeht, daß Zoos für die Wissenschaft, für die Wissensvermittlung und für den Tierschutz von Wert sein können und sollten, dann finde ich, sollte man sich bemühen, sie zu verbessern. Es ist absurd, daß viele erbitterte Zoogegner, die mir erklärt haben, sie würden am liebsten sämtliche Zoos schließen lassen, mit größter Gelassenheit die sogenannten Safari-Parks hinnehmen, die heute überall wie Pilze aus der Erde schießen, obwohl die Tiere dort im allgemeinen viel schlechter dran sind als in einem Durchschnittszoo. Ein Tier kann in einem großen Freiraum genau so unglücklich sein oder genau so schlecht behandelt werden wie in einem kleinen; aber die sanft gewellten Hügel, die alten Bäume täuschen uns und lassen Kritik nicht aufkommen. Die Zoogegner aber bilden sich ein, gerade das sei das einzige, was die Tiere nötig hätten und sich wünschten.
    Es ist merkwürdig, wie es das Gewissen der Leute beruhigt, wenn sie ein Tier auf einer zehn Morgen großen Wiese stehen sehen. Safari-Parks sind ein reines Geldgeschäft. An wissenschaftlicher Forschung oder an den Tierschutz wurde bei ihrer Planung nicht ein Gedanke verschwendet. Wie ein häßlicher Pilz haben sie sich jetzt in der ganzen Welt ausgebreitet. Im großen und ganzen werden die Tiere dort schandbar behandelt, und die Zahl der Todesfälle — die im allgemeinen sorgsam verborgen gehalten wird — ist erschreckend hoch. Ich will hier nicht auf die Motive und Qualifikationen der Leute eingehen, die sie geschaffen haben, denn die liegen wohl auf der Hand; ich möchte aber betonen, daß es meines Wissens absolut unmöglich ist, für diese riesigen Gehege fachlich ausgebildetes und erfahrenes Personal zu finden. Soviel geschultes Personal gibt es nämlich gar nicht. Ich weiß das, weil ich selbst ständig auf der Suche nach solchen seltenen Perlen bin.
    Ich habe nichts gegen den Gedanken des Safari-Parks. Ich habe aber etwas gegen die Art und Weise, wie sie heute geführt werden. In ihrer gegenwärtigen Form stellen sie für die Wildtierbestände eine größere Gefahr dar als es der Zoo jemals war. Safari-Parks, die unter fachlicher Aufsicht stehen und nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten geführt werden, könnten einen bedeutenden Beitrag zur Erhaltung und zum Schutz solcher Tiere wie Antilopen, Hirsche und der größeren Raubtiere leisten. Aber sie haben noch einen weiten Weg vor sich, ehe man in ihnen was anderes sehen kann als Tierschlächtereien im wäldlichen Idyll.
    Wir sollten uns bemühen, Zoos und Safari-Parks zu verbessern und nicht einfach ihre Abschaffung verlangen. Wenn Florence Nightingale, als sie die grauenvollen Zustände in den Krankenhäusern des vergangenen Jahrhunderts entdeckte, sich damit begnügt hätte, ihre Schließung zu fordern, dann hätte in späteren Jahren wohl kaum jemand ihre Weitsicht gepriesen.
    Ich bin dafür, daß wir alle, ob wir nun Gegner oder Freunde des Zoos sind, uns anstrengen sollten, zur Verbesserung der Zoos beizutragen. Wir sollten dafür sorgen, daß sie den Tieren wirklich eine Hilfe sind und nicht eine zusätzliche Belastung. Das kann dadurch erreicht werden, daß man die Zoos und andere Tierhaltungsbetriebe viel kritischer unter die Lupe nimmt und sie so dazu bringt, sich selbst gegenüber kritischer zu sein, so daß auch die heute noch weniger guten Zoos sich bemühen, ihre Sache besser zu machen.
    Es ist eine außergewöhnliche Tatsache, daß es Zoos schon vor zweitausend Jahren in China gegeben hat. Die Konquistadoren entdeckten, als sie das Reich der Azteken in Mexiko eroberten, dort unglaubliche Tiersammlungen. Zoos in dieser oder jener Form hat es gegeben, seit der erste primitive Mensch sein erstes Riesenfaultier in einer Höhle einsperrte. Und doch gibt es kaum eine staatliche Gesetzgebung für Zoos.
    In Großbritannien beispielsweise
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