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Der Elfenthron - Brennan, H: Elfenthron

Der Elfenthron - Brennan, H: Elfenthron

Titel: Der Elfenthron - Brennan, H: Elfenthron
Autoren: Herbie Brennan
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Eins
    »Wir haben eine
was
?«, explodierte Henry.
    »Wir haben eine Tochter«, wiederholte Blue. »Sie ist fünfzehn Jahre alt, fast sechzehn. Sie heißt Mella.«
    Henry und Blue waren zusammen im Thronsaal des Purpurpalastes. Blue hatte sich ärgerlicherweise auf die Kante des Prinzgemahlsessels gesetzt, und da es Henry nicht gestattet war, auf dem Kaiserthron zu sitzen, hockte er ihr zu Füßen auf der dritten Stufe des Thrones. Der kleine Arzt, der neben ihm saß, kratzte mit einem Instrument an seinem Arm herum, das stark an eine Zahnbürste mit Drahtkopf erinnerte. Henry schob ungeduldig seine Hand weg.
    »Was
machen
Sie da?«
    »Ich bereite Ihre Adern für eine Infusion mit Elementarteilchen vor, Hoheit.« Der Arzt hielt einen Lederbeutel hoch, in dem es zappelte. Einem der Elementargeister gelang es beinahe herauszukrabbeln, bevor der Arzt an der Schnur ziehen konnte, um ihn wieder in den Beutel zu sperren. Die Kreatur starrte Henry bösartig an.
    »Rede keine Unsinn«, sagte Henry zu Blue. »Natürlich haben wir keine Tochter.« Auf einmal kam ihm ein Gedanke. »Es sei denn   …«
    Blue schüttelte den Kopf. »Nein, bin ich nicht. Ein Elfenmenschkind reicht mir, vielen Dank.« Sie seufzte. »Sie hat einen
Lethe
kegel gegen uns eingesetzt.«
    Henry spürte, wie seine Kinnmuskeln versagten, als er sie anstarrte. »Wir haben eine Tochter namens   – wie hieß sie noch?«
    »Mella.«
    »Wir haben eine Tochter namens Mella, die einen
Lethe kegel
gegen uns eingesetzt hat?«
    Der kleine Arzt befestigte einen durchsichtigen Schlauch an seinem Arm, aber Henry beachtete ihn nicht. Sie konnten keine fünfzehnjährige Tochter haben. Sie
hatten
keine fünfzehnjährige Tochter. Sie hatten überhaupt keine Kinder. Obwohl sie inzwischen sechzehn Jahre verheiratet waren und er sich vage daran erinnern konnte, Kinder gewollt zu haben. Und auch wenn sie noch sehr jung gewesen wären, war es eine kaiserliche Elfenregel, so früh wie möglich für einen Erben und Thronfolger zu sorgen   …
    »Das machst du immer«, sagte Blue säuerlich. »Dinge, die ich sage, als Frage zu wiederholen. Du glaubst gar nicht, wie enervierend das ist.«
    Henry schob wieder die Hand des Arztes weg und runzelte die Stirn. »Ich glaube gar nicht   …?«
    Aber Blue schnitt ihm das Wort ab. »Lass den Arzt in Ruhe, Henry. Er muss dir diese Elementarteilchen ins Blut injizieren, sonst wirst du dich nie mehr erinnern.«
    Ihre Worte ließen ihn aufhorchen. Ein
Lethe
zauber ließ einen alles Mögliche vergessen: ganz bestimmte Dinge wie Leute oder Ereignisse. Ein guter Zauberer konnte einen Lethezauber brauen, der einen sogar alles vergessen ließ, was man je über die eigene Mutter gewusst hatte. War es möglich, dass er
tatsächlich
eine Tochter hatte? Der Arzt rieb ihm etwas Salbe auf die Haut, die daraufhin aufriss, und stieß dann den durchsichtigen Schlauch hinein.
    »Au!«, sagte Henry. »Das tut weh!«
    »Es dauert jetzt nicht mehr lange, Hoheit«, teilte ihm der Arzt fröhlich mit. Er befestigte einen Trichter am offenen Ende des Schlauches und schüttete den Lederbeutel mit Elementargeistern darüber aus. Die Kreaturen rutschten an den Wänden herab, veränderten dabei ihre Konsistenz und glitten wie Rauch in den transparenten Schlauch.
    Henry öffnete den Mund, um zu protestieren, und entdeckte, dass er nicht mehr sprechen konnte. Er hatte eine seltsame Empfindung von etwas Glitschigem, während die Elementarteilchen in seinen Blutkreislauf eindrangen. Dannüberkam ihn für einen Augenblick völlige Orientierungslosigkeit, als sie sein Gehirn erreichten und die Kristallstrukturen aufzulösen begannen, die
Lethe
hinterlassen hatte. Danach wurde ihm übel, speiübel, als ihm der ganze Müll in den Magen rutschte. Und dann strömten die Elementarteilchen aus seinen Ohren wieder in den Beutel, den der Arzt schon bereithielt. Henrys Kopf war sofort wieder klar.
    »Oh mein Gott«, sagte er.
    »Erinnerst du dich jetzt wieder?«, fragte Blue.
    Henry hielt den Kopf zwischen den Händen. »Oh mein Gott«, sagte er noch einmal. Er sah wieder zu Blue hoch. »Sie ist abgehauen, oder?«
    Blue nickte. »Ja.«
    »Wohin?«
    Blue schüttelte den Kopf und zuckte grimmig mit den Schultern. »Wer weiß?«
    »Wann?«
    »Vor drei Tagen.«
    »Vor drei
Tagen
?« Henry starrte sie wütend und ungläubig an. »Warum hat uns das niemand gesagt?«
    »Sie hat verbreiten lassen, wir hätten sie nach Haleklind geschickt, um ihre Ausbildung zu vertiefen.«
    Der kleine
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