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Der Elfenthron - Brennan, H: Elfenthron

Der Elfenthron - Brennan, H: Elfenthron

Titel: Der Elfenthron - Brennan, H: Elfenthron
Autoren: Herbie Brennan
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Silas?«
    »Ja«, murmelte Brimstone und blickte ihn finster an.
    »Natürlich wissen Sie das!«, rief der Krankenpfleger Nastes fröhlich aus. Er war ein dicklicher, kahlköpfiger Mann,der unerwarteterweise lispelte und einen herabhängenden Schnurrbart trug, den er sich in Nachahmung Dr.   Philenors zugelegt hatte. »Heute ist der Tag, an dem wir den Termin mit unserer Überprüfungs-Kommission haben. Und das bedeutet, dass wir unseren Sonntagsanzug tragen, nicht? Denn wir müssen so gut aussehen wie möglich.« Er stellte das Tablett auf den Boden neben Brimstone. Darauf stand ein Becher mit medizinischem Ale, einem Laib trockenen Brots und einem Stück schimmligen Käses.
    »Danke«, murmelte Brimstone, der sorgsam darauf bedacht war, Pfleger Nastes nicht in die Augen zu sehen. Es war wichtig, den Pflegern nicht in die Augen zu sehen, da sie über besondere Einsätze in den Augen verfügten, die einem unsichtbare Strahlen in den Kopf schossen und einem das Gehirn schmolzen. Brimstone streckte die Hand nach dem Käse aus und begann, ihn in kleine Bröckchen zu zerbröseln.
    »Wie geht’s George?«, fragte Pfleger Nastes im Plauderton.
    Warum fragst du ihn nicht selber?
, dachte Brimstone angesäuert. George war frühzeitig aufgetaucht, wie so oft, wenn Käse in der Nähe war. Er lehnte an der Wand, überragte sie deutlich und seine Hauer waren entblößt. Aber die Erfahrung hatte Brimstone gelehrt, dass Idioten wie Nastes Dinge, die sich direkt vor ihrer Nase befanden, selten bemerkten, und so murmelte er bloß: »Gut.« George lächelte und nickte zustimmend.
    Pfleger Nastes hustete diskret. »Ein wohlgemeinter Rat, Silas. Wenn ich Sie wäre, würde ich George der Kommission gegenüber nicht erwähnen.« Er tippte sich an den Nasenflügel. »Haben Sie meinen Rat verstanden?«
    »Ja«, brummelte Brimstone. Er wollte, dass Pfleger Nastes jetzt ging, damit er sein Ale trinken und George mit dem Käse füttern konnte. Wenn George Hunger hatte   – und George hatte
immer
Hunger   –, fraß er vielleicht Pfleger Nastes statt des Käses. Und wie sollte er
das
dann der Kommission erklären?
    Aber Pfleger Nastes war schon auf dem Weg nach draußen.»Dann frühstücken Sie jetzt mal schön, Silas«, sagte er. »Die Schwester kommt dann in Kürze, um Sie zur Überprüfung zu bringen.« Er schüttelte sein Schlüsselbund und wählte den Dreier, der die Tür verschloss. »Tja, dann viel Glück.«
    Sobald Nastes gegangen war, streute Brimstone den zerbröselten Käse auf dem Boden aus und legte hübsche kleine Käsebahnen, wie George das mochte. Aber George konnte überhaupt nicht hungrig gewesen sein, weil er den Käse nicht anrührte und das Essen dort liegen blieb, bis die Ratte, die Brimstone gehört hatte, vorsichtig aus einem Loch in der Fußleiste krabbelte. Sie starrte Brimstone, der unbeweglich in seiner Ecke saß, lange an, dann krabbelte sie vor und begann, an dem Käsekrümel in ihrer Nähe zu knabbern. Brimstone fing sie und aß sie, wobei er mit dem Kopf begann, da er keine Kakerlake war.
    Sie schmeckte sogar noch besser als die Schmeißfliege.

Vier
    Gegenwelt-Kleidung war wirklich
schräg
. Sie hatte sich an die Bilder gehalten und trug blaue Hosen (wie ein Junge!), die ihr am Hintern klebten, und eine Art knopfloses Baumwollhemd, auf dem vorn
Warnung vor dem Nerd
stand. Mella hatte keine Ahnung, was das hieß   – sie hatte noch nie von einem Nerd gehört   –, aber das Mädchen im Laden hatte ihr versichert, dass das cool war.
    Die ganze Gegenwelt war schräg. Sie hatte sich inzwischen an die mechanischen Kutschen gewöhnt, sie war sogar in einer mitgefahren. Sie hatte sich die kleinen Kästchen angehört, die mit einem redeten und einem Musik ins Ohr spielten. Sie hatte auf einem Hotelbett gesessen und durch eine Art Fenster auf eine Szene geblickt, die sich die ganze Zeit veränderte und ihr gestattete, Menschen dabei zuzusehen,wie sie die erstaunlichsten   – und manchmal auch die hässlichsten   – Dinge taten. Aber dies waren alles bloß magische Spielzeuge, auch wenn in dem Journal ihres Vaters stand, dass es in dieser Welt keine Magie gab. Aber was sie
wirklich
schräg fand, waren die riesigen Wege und Straßen aus Teer und Stein, die diese Welt wie Spinnweben kreuz und quer durchzogen. Gerade befand sie sich auf einer davon, ging über den Asphalt und betrachtete fasziniert die Häuser auf beiden Seiten.
    Sie waren natürlich kleiner als der Purpurpalast, aber auch kleiner als die
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