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Der Elfenthron - Brennan, H: Elfenthron

Der Elfenthron - Brennan, H: Elfenthron

Titel: Der Elfenthron - Brennan, H: Elfenthron
Autoren: Herbie Brennan
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meisten anderen Gebäude im Elfenreich, in dem Stadthäuser selten weniger als dreistöckig waren und Häuser auf dem Land eigene Parkanlagen, Gärten und ausgedehnte Güter besaßen. Dies hier waren Häuser auf dem Land (insofern sie in einiger Entfernung von der nächsten Stadt erbaut worden waren), aber die Grundstücke umfassten nicht mehr als ein paar Quadratmeter Rasen, ein paar Blumen, Büsche und, äußerst selten, einen einzelnen Baum. Kein Haus war höher als zwei Stockwerke. Mehrere hatten auch bloß eins. Keines war aus reinem Stein gebaut: Das beliebteste Material schien rostfarbener Backstein zu sein. Der Gedanke war unglaublich, dass ihr Vater einst hier gelebt hatte.
    Sie erreichte einen offenen Unterstand mit einem Schild auf einem Pfahl, bei dem sie lächeln musste. Auf dem Schild stand
Bushaltestelle
. Zu Hause hieß »bus« küssen. Hier war es natürlich ein Kürzel für »Omnibus«, ein riesiges mechanisches Fahrzeug, das Dutzende von Menschen auf den Straßen befördern konnte. Sie lächelte auch noch aus einem anderen Grund. Dies war haargenau dieselbe Bushaltestelle, die ihr Vater vor all den Jahren benutzt hatte, wenn er von der Schule nach Hause kam. Was bedeutete, dass sein altes Haus nur noch ein Stückchen entfernt sein konnte.
    Mella ging etwas langsamer, damit sie ihre Geschichte noch einmal im Kopf durchgehen konnte. Aus dem Journal ihres Vaters wusste sie, dass er angeblich in Neuseeland lebte. Mella hatte keine Ahnung, wo Neuseeland lag, aber sienahm an, dass es sehr weit entfernt sein musste und auch nicht in der Nähe des Elfenreiches lag. Henry hatte Neuseeland gewählt, weil auch Mr Fogarty angeblich dort lebte. Mella hatte Mr Fogarty nicht mehr kennengelernt, er war vor ihrer Geburt gestorben. Aber sie hatte ein- oder zweimal mit ihm gesprochen, und er war bereit gewesen, ihre Fragen zu beantworten. Er hatte ihr die Geschichte erzählt, die sie damals Henrys Mutter aufgetischt und zur besseren Glaubwürdigkeit mit etwas subtiler Zauberei unterfüttert hatten. Grundsätzlich war sie im Glauben, dass ihr Sohn ein Mädchen aus Neuseeland geheiratet hatte und dass beide auf gar keinen Fall nach England kommen würden, weil sie Mr Fogarty pflegten, der inzwischen neunundneunzig Jahre alt und bettlägerig war. (Der tote Mr Fogarty hatte das hochgradig amüsant gefunden.) Noch mehr Zauberei sorgte dafür, dass auch Henrys Vater diese Geschichte glaubte. Keinem der beiden war mitgeteilt worden, dass sie vor fünfzehn Jahren Großeltern geworden waren. Mr Fogarty hatte Henry gesagt, dass es seine Eltern dazu bringen könnte, nach Neuseeland reisen zu wollen, wenn sie je erführen, dass sie eine Enkeltochter hatten, und dass dann das ganze Lügengebäude zusammenfallen würde.
    Aus allem, was sie in Henrys Journal gelesen hatte, hatte sie entnommen, dass Henrys Vater nett, aber schwach war. Als seine Frau ihn hinauswarf, tat er sich mit einem Mädchen zusammen, das halb so alt war wie er. Jetzt lebte er mit ihr in Stoke Poges zusammen, einem Ort, der sich für Mella wie eine der Gnomenstädte anhörte, aber das konnte nicht sein, weil der Ort in Buckinghamshire lag, einer bekanntermaßen völlig gnomenfreien Region. Mit Henrys Mutter war es dagegen etwas ganz anderes. Henrys Mutter faszinierte Mella. Sie war Rektorin einer Mädchenschule irgendwo in der Nähe. Sie war hart wie Stahl und zäh wie Leder. Sie war intelligent, starrsinnig, dominant und unabhängig. Sie schlief sogar mit anderen Frauen, zumindest mit einer anderen, einer Freundin namens Anaïs.
    Aber das Alleraufregendste war, dass Martha Atherton ein
Mensch
war. Mellas Vater war natürlich auch ein Mensch, aber er hatte schon so viel Zeit im Elfenreich verbracht, dass er praktisch zu einem Lichtelfen geworden war. Er redete wie einer, benahm sich wie einer, und die meiste Zeit vermutete Mella, dass er auch wie einer dachte. Ihre Großmutter war anders. Sie hatte noch nicht einmal vom Elfenreich gehört. Sie war durch und durch menschlich. Mella konnte es kaum erwarten zu erfahren, zu was für einer Frau einen so etwas machte. Sie konnte es kaum erwarten, ihre Großmutter kennenzulernen.
    »Guten Morgen, Großmutter   – ich heiße Mella.«
    Sie hatte im letzten Monat viel Zeit damit verbracht, diesem schlichten Satz so viel Feinschliff zu verleihen, bis er nahezu perfekt war. Nicht:
Du kennst mich nicht, aber du erinnerst dich vielleicht daran, dass du einen Sohn namens Henry hast? Nun   …
Nicht:
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