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Der Elfenthron - Brennan, H: Elfenthron

Der Elfenthron - Brennan, H: Elfenthron

Titel: Der Elfenthron - Brennan, H: Elfenthron
Autoren: Herbie Brennan
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Arzt hatte seine Instrumente eingepackt und zog sich unter Verbeugungen aus dem Thronsaal zurück. Henry bemerkte seinen Abgang kaum. »Hat sie denn niemand begleitet?«
    Blue schüttelte wieder den Kopf. »Sie hat einen Privatflieger genommen.«
    »Sie hat doch überhaupt keinen Pilotenschein!«
    »Sie ist eine Prinzessin des Elfenreiches, Henry. Glaubst du im Ernst, irgendjemand würde sie aufhalten?«
    Nach einem Augenblick des Schweigens sagte Henry: »Ich nehme an, sie ist
nicht
wirklich nach Haleklind geflogen?«
    »Nein. Keine Berichte darüber, dass ihr Flieger in ihren Luftraum eingedrungen ist oder ihn wieder verlassen hat, sie hat nirgendwo die Grenze zu ihrem Territorium überschritten,und es gibt keinen Hinweis auf irgendeine Datenmanipulation im Zusammenhang mit einer Beschreibung ihrer Person   – und du weißt ja, wie sehr die Tafel der Sieben auf so etwas Wert legt.«
    Die Tafel der Sieben war Haleklinds regierender Rat. Haleklinds
paranoider
regierender Rat. Henry starrte sie ausdruckslos an. »Dann kann sie also
sonst wo
sein.«
    Plötzlich war Blue neben ihm, drückte sich an ihn. Er spürte, dass sie zitterte.
    »Henry«, sagte Blue, »Mella könnte
tot
sein!«

Zwei
    »Ich will das Mädchen tot«, sagte der abgetrennte Kopf von Lord Hairstreak. Er starrte   – finster geradezu   – Jasper Chalkhill an, einen Nachtelfen, der sich in den letzten zehn Jahren dramatisch verändert hatte. Zunächst einmal hatte er abgenommen, und zwar eine ganze Menge. Hatte er immer noch einen Wangaramus in seinen Innereien, fragte sich Hairstreak. Die Würmer hatten ihre Vorzüge, aber sie lechzten auch nach Nahrung. Ihre Wirte neigten dazu, Monat für Monat dünner zu werden: Daran erkannte man sie normalerweise. Chalkhill wirkte regelrecht gespenstisch. Zum ersten Mal seit Jahren sah man wieder seine Wangenknochen. Aber das war nicht die einzige Veränderung. Er hatte seine affektierte Art abgelegt, der Dunkelheit sei Dank, und er sprach sehr wenig. Er war auch nicht mehr der Spion irgendjemandes, weder der Madame Carduis noch der Lord Hairstreaks selbst. Er war jetzt ein Auftragskiller, vielleicht der beste Auftragskiller im ganzen Elfenreich. Und genau so einen brauchte Hairstreak.
    Chalkhill starrte finster zurück. Es hatte eine Zeit gegeben, da hatte er sehr viel Angst vor Lord Hairstreak gehabt.Aber jetzt, da Hairstreak nur noch ein abgetrennter Schädel auf einem Onyxkubus war, war es schwierig, dieses kleine Stück Hundescheiße ernst zu nehmen. Man konnte, wenn man genau hinsah, die Adern und Sehnen ausmachen, die vom Halsstumpf baumelten.
    Dennoch musste Chalkhill zugeben, dass seine Lordschaft ein erstaunliches   – wenn auch hochgradig geheimes   – Comeback gefeiert hatte. Er war dank seines überaus geschickten Agierens und eines Netzwerks von Stellvertretern beinahe wieder so mächtig wie früher und noch erheblich reicher geworden. Er war derart reich, dass er Chalkhills monströse Honorare problemlos bezahlen konnte.
    »Nicht machbar«, sagte Chalkhill. »Die Sicherheitsvorkehrungen im Purpurpalast sind undurchdringlich.«
    Die Lippen am abgetrennten Kopf begannen zu zucken. Chalkhill brauchte einen Augenblick, bis er begriff, dass Hairstreak zu lächeln versuchte. Es war ein schauerlicher Anblick.
    »Sie ist nicht mehr im Purpurpalast«, sagte Hairstreak schließlich.
    Eine interessante Entwicklung, dachte Chalkhill. Die Situation des Elfenmenschmädchens brachte es mit sich, dass sie den Palast überhaupt nur zu Staatsakten verließ   – ein-, vielleicht zweimal im Jahr allerhöchstens. Und für die nächsten sechs Monate waren keine Staatsakte angesetzt.
    »Wo ist sie?«, fragte Chalkhill.
    Die Energie, die vom Onyxkubus generiert wurde, entlud sich in unregelmäßigen Schüben, was manchmal dazu führte, dass ein Auge Hairstreaks unabhängig von dem anderen zu rollen begann. Das tat es jetzt, wurde dabei für einen Augenblick weiß, bevor es den Blick irritierenderweise auf eine Stelle hinter Chalkhills linkem Ohr heftete. »Das weiß niemand«, sagte Hairstreak.
    Auf dem Kubus unterhalb des verschlungenen VMD Logos von »Vereinigte Magische Dienste« klebte ein diskreter
Körper-im-Kasten -Sticker
. Der Kubus selbst und der Kopf daraufwurden von einem Magischen Schild militärischer Stärke geschützt, was bedeutete, dass Hairstreak   – oder jedenfalls seine Überreste   – unzerstörbar und praktisch unsterblich geworden waren. Der Kubus bezog seine Energie direkt von der
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