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Die Tiere in meiner Arche

Die Tiere in meiner Arche

Titel: Die Tiere in meiner Arche
Autoren: Gerald Malcolm Durrell
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Erläuterungstafel gibt Auskunft über unsere Erfolge bei der Zucht dieser Vögel und über die Gründe, weshalb wir mit ihnen arbeiten. Wir haben festgestellt, daß unsere Besucher die Geschichte faszinierend finden und für unsere Bemühungen voller Beifall sind. Keiner hat irgendwelche Anzeichen von Langeweile gezeigt.
    Man sagte mir, ich würde niemals Leute mit Universitätsausbildung dazu bewegen können, die >niedrigen< Arbeiten der Tierpflege zu verrichten. Ich konnte das nicht glauben. Qualifiziert zu sein bedeutet doch nicht, über gewisse Arbeiten erhaben zu sein. Fünfzig Prozent unserer Leute sind qualifizierte Kräfte, die mit Freuden die >niedrigen< Arbeiten anpacken, weil sie auf diese Weise engen Kontakt mit den Tieren bekommen und Gelegenheit zu gründlichen Studien haben, deren Ergebnisse sie in unseren Jahresberichten und anderen wissenschaftlichen Publikationen veröffentlichen.
    Schließlich wurde mir auch noch erklärt, meine Vorstellungen von der Zucht von Wildtieren in Gefangenschaft zu dem Zweck, gefährdete Arten vor der Ausrottung zu bewahren, wären illusorisch, grausam, biologisch nicht vertretbar. Heute wird langsam Wirklichkeit, wofür ich mich schon seit meinem sechzehnten Lebensjahr einsetze: In der ganzen Welt werden unter kontrollierten Bedingungen Zuchtgruppen aufgebaut. Sie sind nicht immer in den besten Händen, aber es ist ein Anfang. Selbst die etwas unbewegliche und sehr konservative Körperschaft, die Internationale Naturschutz-Union (IUCN) gibt mit einer gewissen Vorsicht zu, daß die Zucht unter kontrollierten Bedingungen dazu beitragen kann, bestimmte Tierarten zu retten.
    Als nächstes haben wir vor, aus dem Trust eine Art Mini-Universität zum Studium der Wildtierhaltung und Wildtierzucht zu machen. Ich muß betonen, daß es sich hier nicht um ein Ausbildungsprogramm für Tierwärter handelt, wie es von einigen Zoologischen Gärten eingerichtet worden ist. Diese Kurse sind ausgezeichnet und dringend notwendig, aber was uns vorschwebt, hat ein wesentlich umfassenderes Ziel. Unser Programm würde sich selbstverständlich nicht nur mit Zoologischen Gärten und ihrer Instandhaltung befassen.
    Wenn ich an der Artenschutz-Szene Kritik üben darf - mit besonderem Bezug auf kontrollierte Zuchtprogramme — , so möchte ich auf die seltsame und ganz überflüssige Kluft hinweisen, die zwischen den sogenannten Praktikern und den wissenschaftlich qualifizierten Leuten besteht. Diese Kluft ist breit und kann von Nachteil sein. Schuld haben beide Seiten: Der Praktiker neigt dazu, vor dem fachlich qualifizierten Mann in Ehrfurcht zurückzuweichen; der Fachmann andererseits neigt zu der Auffassung, daß der Praktiker, der keine Fachausbildung genossen hat, ein Analphabet ist, der seine Erfahrungen nicht artikulieren kann. Das ist hier so, wie es meistens ist: »Die Wahrheit liegt in der Mitte.« Ich kenne Praktiker, denen ich nicht einmal einen Chihuahua anvertrauen würde, und ich kenne Fachleute, die die berauschende Luft der Wissenschaft geatmet haben, und eine Tierart nicht einmal zu erkennen vermögen, wenn es nicht reglos in einem Behälter mit Formaldehyd schwimmt. Ich kenne einige höchst gescheite Praktiker, die ihre wertvollen Erfahrungen lediglich mit einer Serie unartikulierter Grunzlaute weitergeben können, und ich kenne qualifizierte Fachleute, die ihre wertvollen Kenntnisse nur in einem Schwall zwölfsilbiger Wörter mitteilen können. Zwischen dem Grunzen des Neandertalers und dem vielsilbigen Jargon des Wissenschaftlers muß eine Brücke geschlagen werden. Dieses Mißtrauen zwischen dem Fachmann und dem Praktiker ist Schuld an einem Mangel an Kommunikation, der wie ich schon sagte, auf dem Gebiet der kontrollierten Zucht von großem Nachteil ist.
    Beispiele für das, was ich meine, können verstreut in den verschiedenen Bänden der Red Data Books gefunden werden, die von der IUCN veröffentlicht werden. Diese ausgezeichneten Publikationen wie Listen gefährdeter Säugetiere, Vögel und Reptilien mit Angaben über ihre frühere und derzeitige Verbreitung, enthalten Abschnitte, die darüber Auskunft geben, wie viele Tiere einer bestimmten Art in Gefangenschaft gehalten werden und wie ihr Zuchtpotential in Gefangenschaft eingeschätzt wird. In vielen Fällen ist der Platz unter der Überschrift >Zuchtpotential< leer. Das ist ein korrektes und wissenschaftliches Eingeständnis von Unwissen. An vielen anderen Stellen aber stehen die Worte, >unbekannt, wahrscheinlich
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