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Die Terranauten 090 - Das Schiff des Friedens

Die Terranauten 090 - Das Schiff des Friedens

Titel: Die Terranauten 090 - Das Schiff des Friedens
Autoren: Andreas Weiler
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Strömungswechsels. Catala öffnete die Kiemen und hechelte. Hier oben war der Sauerstoffanteil des Wassers recht hoch. Er genoß den Rausch und die Euphorie, die die erhöhte Sauerstoffanreicherung seines Blutes mit sich brachte.
    »Vorsicht«, mahnte Djirad. »Das ist auch etwas, was du noch nicht weißt:
    Atme hier nicht zu schnell, denn sonst können sich deine Sinne verwirren, und du bist einem auftauchenden Gegner ausgeliefert.«
    Die Sonarrufe des Eschti-Hortes waren nur noch verhallende Echos, die aus den Tiefen Wassern zu ihnen empordrangen. Catala fühlte sich plötzlich sehr allein. So weit hatten sie sich noch niemals vom gemeinsamen Hort entfernt. Seine Unruhe nahm zu.
    »Was willst du mir zeigen, Lehrer? Du sprachst von einer Unterweisung in der Bedeutung von Angst …«
    »Hast du schon einmal Angst gehabt, Catala?« lautete die sanfte Gegenfrage. »Ich meine nicht Furcht. Ich meine wirkliche Angst.«
    »Nein«, sagte Catala. Djirad breitete die Steuerflossen aus. Catala glitt noch ein wenig weiter durch das warme Wasser, wandte sich dann mit einer geschmeidigen Bewegung um und kehrte zu Djirad zurück.
    »Ich habe etwas vorbereiten lassen«, sagte der Erstlehrer. Catala konnte deutlich erkennen, daß auch Djirads Erotikkammern prall gefüllt waren. Er schwamm näher an ihn heran, und seine Kurzflossen glitten liebkosend darüber hinweg. Eine der Kammern öffnete sich, und der Aromastoff regte Catala an. »Komm.«
    Sie glitten durch eine Schlucht inmitten des Berges aus Korallen. Kleine Brüder schwammen rasch davon und versteckten sich in winzigen Ritzen und Spalten.
    »Meide jene Zonen«, warnte Djirad und deutete mit einer Bewegflosse auf ein hauchdünnes Gespinst, das rechts von ihnen einen purpurnen Korallenstock bedeckte. »Darunter lauem oftmals die Naßspinner. Wenn du einen der Netzfäden berührst, ziehen sich die anderen sofort in einem Reflex um dich zusammen. Die winzigen Dorne dort enthalten ein schmerzendes und lähmendes Gift. Haben sie sich einmal in deine Haut gebohrt, dann bist du verloren.«
    Unwillkürlich schwamm Catala ein wenig zur Seite. Er begriff. Er hatte tatsächlich noch viel zu lernen. Und bevor er so weise und erfahren wie die Alten Soldaten war, mußte noch viel Zeit vergehen.
    Hier in den Korallenschluchten verlor die Aufwärtsströmung an Kraft. Djirad steuerte auf einen dunklen Höhleneingang zu. Catala hechelte kurz. Ein fremdartiges Aroma wehte zu ihm herüber, ein Duft, der etwas in ihm in Alarmstimmung versetzte. Djirad wandte sich kurz zu ihm um.
    »Wir kennen unsere Gegner«, sagte der Erstlehrer. Jetzt waren seine Erotikkammern wieder schlaff. »Es ist die Erinnerung all unserer Ahnen. Wir wissen auch, wie wir uns verhalten müssen. Doch bei manchen von uns ist diese Urerinnerung stärker ausgeprägt, bei anderen weniger. Du weißt nicht, was wirklich Angst ist, denn bisher bist du unter dem Schutz des Eschti-Hortes aufgewachsen. Doch du mußt die Angst kennenlernen. Nur jemand, der weiß, was Angst ist, kann ein respektabler Vollwert werden.«
    Catala wurde nervös. »Was willst du mir zeigen?«
    Doch Djirad antwortete nicht auf diese Frage, wandte sich mit einem Flossenschlag um und verschwand in der Höhle. Catala vernahm die Sonarstimme seines Erstlehrers, doch die Laute waren ihm unbekannt. Sie ähnelten einem melancholischen Gesang.
    Im dunklen Höhlenzugang bewegte sich etwas.
    Zunächst dachte Catala, Djirad kehre zu ihm zurück. Dann jedoch begriff er, daß es etwas anderes war.
    Ein Giftrochen …
    Der Schock rann wie kaltes Feuer durch Catalas Glieder.
    »Djirad!« rief er. »Ich …«
    Doch Djirad schwieg noch immer. Und er tauchte nicht auf. Er blieb in der Höhle verschwunden.
    Catala sah sich rasch nach einem Versteck um. Doch es gab keins in seiner Nähe. Keine Spalte inmitten des Korallenberges, die groß genug gewesen wäre, seinen schlanken Körper aufzunehmen. Nach rechts konnte er ohnehin nicht. Dort lauerte der Naßspinner hinter seinem Lähmnetz. Und nach links …
    »Hilfe!« rief er schrill, und die Sonarimpulse tropften wie dickes, zähes Plankton in die Tiefen der Wasser hinab. Niemand antwortete ihm. Die Soldaten des Eschti-Hortes waren viel zu weit entfernt.
    Und der Giftrochen griff an.
    Der breite, flache Körper endete in einem langen Schwanz, der mit tödlichen Dornen besetzt war. Eine einzige Berührung nur reichte aus …
    Catala handelte aus einem instinktiven Reflex. Ein Schlag mit den Steuerflossen, und sein heller Bauch
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