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Die Terranauten 090 - Das Schiff des Friedens

Die Terranauten 090 - Das Schiff des Friedens

Titel: Die Terranauten 090 - Das Schiff des Friedens
Autoren: Andreas Weiler
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Zweitaugen weit geöffnet, um eine bessere Orientierung im Weniglicht der Großen Tiefen zu ermöglichen. Aus dem Dunkel unter ihnen erschollen die Sonarrufe anderer Schianta. Sie waren auf Jagd. Bis zum Großen Strömungsfest dauerte es nicht mehr allzu lange, und der Nahrungsbedarf war groß, da die anderen Sippen der Einladung inzwischen zugestimmt und ihr Kommen angekündigt hatten.
    »Wann«, fragte Catala mit milder Unruhe, »darf ich selbst einmal hinab in die Zonen des Weniglichts? Bis ganz hinunter zum kalten Grund der Welt?«
    Er schmiegte sich an den Körper seines Erstlehrers und Erotikunterweisers. Die Saugnäpfe an der Unterseite seines Leibes öffneten sich. Djirad wich nicht aus und erwiderte die Liebkosung.
    »Du bist jung und ungeduldig«, erwiderte der Erstlehrer. »Ich habe versucht, dir Wissen zu übermitteln. Wissen und Erfahrung, die erst das Leben selbst bringt. Die Jugend aber möchte alle Erfahrungen selbst machen und nicht auf die Älteren hören.«
    »Nein«, widersprach Catala und spürte, wie sich an den Außenseiten seines Körpers die Erotikkammern füllten. »So ist es nicht. Ich bin nur … neugierig.«
    Seine Horchmembranen fingen die Belustigung Djirads auf. »Deine Antwort zeugt von Respekt, doch ich war selbst einmal jung und weiß, was in dir vorgeht. Nun, Catala, lassen wir uns hinauftreiben in die Geringen Tiefen.«
    Catala fuhr seine Steuerflossen aus, löste sich von Djirad und achtete darauf, in unmittelbarer Nähe des Erstlehrers zu bleiben. Die Geringen Tiefen. Das, fand Catala, war fast noch aufregender als die Aussicht, bald einmal die Regionen der Ewigen Dämmerung aufsuchen zu dürfen.
    »Hast du Angst, Schüler?« fragte Djirad.
    Sofortige Verneinung. »Nein, keine Angst.«
    »Angst vermag, den Geist zu schärfen«, entgegnete der Erstlehrer. »Keine Angst zu haben, kann sich als Fehler erweisen. Dies wird die heutige Lektion sein.«
    »Ich verstehe nicht …«
    »Du wirst verstehen.«
    Sie schwammen an einer Gruppe von Tiefenplankton-Sammlern vorbei. Die Sonarlaute waren eine andere Strömung, eine aus Sympathie und Ehrerweisung, eine aus Freude und Glück. An den Grenzbereichen der Planktonfarmen hielten die Soldaten nach Tiefengegnern Ausschau. Hier unten, nicht weit entfernt von den Korallenhorten, tauchten zwar nur sehr selten Giftrochen auf – zum letzten Mal, als Catala gerade geboren worden war –, doch der Eschti-Korallenhort zeichnete sich unter anderem durch besondere Vorsicht aus. Und möglicherweise wurden einige Giftrochen von den umfangreichen Vorbereitungen zum Strömungsfest angelockt.
    Einer der Planktonsammler glitt ein wenig zur Seite und schwamm in die Strömung hinein, die Catala und Djirad nach oben trug.
    »Ehre dir, Schüler!« ertönte die Sonarstimme. »Bald ist es soweit. Bald bist du Vollwert und Einsmitglied von Eschti. Nicht mehr lange, und du kannst uns begleiten auf unseren Ausflügen. Du hast einen guten Lehrer. Ich bin sicher, du wirst ein guter Vollwert.« Die Breitflossen des Planktonsammlers streichelten Catala. Er gab die Geste zurück und folgte dann Djirad, der bereits weitergeschwommen war. Über ihnen wurde es nun heller. Die Zonen der Geringen Tiefen waren nicht mehr fern. Die Wärme der Strömung nahm nun zu. Deutliches Zeichen dafür, daß der Richtungswechsel des Wärmebringers unmittelbar bevorstand. Das bedeutete viel Nahrung, denn mit dem Richtungswechsel kam das Warmplankton aus dem fernen Norden. Mit dem großen Strömungsfest brach eine Zeit des Überflusses an. Und zum erstenmal war Catala dann kein Schüler mehr, sondern Vollwert. Unruhe entstand bei diesem Gedanken in dem Schianta. Hatte er tatsächlich schon genug gelernt?
    Djirad hatte seine Unruhe wahrgenommen.
    »Nein, du hast noch nicht alles gelernt. Vieles wird erst mit der Zeit kommen. Aber bisher warst du ein guter Schüler, einer der besten, die ich hatte.«
    Das war ein ungewohntes Lob von seinem Erstlehrer. Es machte Catala stolz.
    Kurz darauf konnten sie die Zweitaugen schließen, denn hier oben nahe den Geringen Tiefen war genug Licht, um sich ausschließlich mit den Erstaugen orientieren zu können. Eine neue Welt erschloß sich Catala, denn die Erstaugen vermittelten Farbe. Er betrachtete die Hohen Korallenriffe, ihren purpurnen, goldenen und orangefarbenen Glanz. Er genoß das Planktonaroma der Hellorchideen. Und höher hinauf. Immer weiter.
    In die Zone des Lichterglanzes hinein. In die Zone der Wärme und des sich ankündigenden
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