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Die Terranauten 086 - Die Gehetzte von Terra

Die Terranauten 086 - Die Gehetzte von Terra

Titel: Die Terranauten 086 - Die Gehetzte von Terra
Autoren: Robert Quint
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Röhrenwandung schabte.
    In kurzen Zeitabständen wurde der Luftstrom heftiger und zerzauste Luccis schwarzen Haarschopf.
    Vielleicht, setzte der Koordinator seine Überlegungen fort, vielleicht ist alles umsonst. Illusion. Seit dreißig Stunden, seit dem Fall Edinburghs, habe ich keine Nachrichten aus der Außenwelt mehr erhalten.
    Möglicherweise ist die F.F.D.E. bereits zerschlagen. So gründlich, daß keine Aussicht auf Reorganisierung besteht.
    Trifft dies zu, so ist meine Mission von vornherein zum Scheitern verurteilt.
    »Warten Sie«, hörte er Kardeleins Baßstimme durch das Pfeifen und Rauschen des Luftstroms.
    Lucci gehorchte.
    Er vernahm das vertraute Summen. Rotgelbes Licht fiel in das Halbdunkel des Schachtes.
    Kardelein glitt durch die entstandene Öffnung, und Lucci stieg die letzten Sprossen hinab und folgte ihm.
    Ein verhältnismäßig kleiner, kahler Raum. Dutzende, Hunderte Röhren, die an den Wänden und der Decke entlangführten. Manche so dünn wie ein kleiner Finger, andere dick wie ein Menschenleib.
    Klobige Maschinenblöcke. Zwischen ihnen schmale Gänge.
    Kardelein räusperte sich. »Ich habe meine Zusage gehalten«, sagte er laut. »Jetzt liegt es an Ihnen, was Sie daraus machen.«
    Der Treiber sprach ins Nichts.
    Luccis Spannung wuchs.
    Ein Knistern. In seinem Rücken.
    Er wirbelte herum und wie von selbst flog der Stunner aus dem Gürtel und in seine Hand.
    »Schießen Sie nicht«, sagte die Frau. »Nicht auf mich.«
    Die Frau war hochgewachsen und schlank, vollbusig und schmalhüftig, und ihr Haar war lang und feuerrot.
    Gelassen lehnte sie an einer erloschenen Schaltwand und musterte Lucci mit jenem nachsichtigen Spott, der ihn schon während der Sitzungen des Wiederaufbau-Gremiums an den Rand der Beherrschung gebracht hatte.
    Langsam schob Lucci den Stunner in den Gürtel zurück.
    »Es freut mich, Chan de Nouille«, sagte er, »Sie lebend anzutreffen.«
    »Die Freude«, entgegnete die Große Graue, »ist ganz auf meiner Seite.«
    Kardelein hustete.
    »Ich muß gehen«, erklärte er. »In sechs Stunden hole ich Sie wieder ab, Lucci.«
    Er drehte sich herum und kletterte zurück in den Abluftschacht.
    Die Klappe schloß sich hinter ihm, und Lucci und Chan de Nouille waren allein.
    Der Koordinator näherte sich der Großen Grauen, und wie schon so oft wurde er von der erotischen Ausstrahlung der Frau fasziniert.
    Er räusperte sich.
    »Kommen wir direkt zum Thema«, sagte er rauh. »Sie haben gehört, meine Zeit ist begrenzt, und es gibt viel zu besprechen. Wir müssen einen Weg finden, die versprengte Opposition gegen Valdec wieder zusammenzuschließen. Wenn wir zusammenarbeiten, Chan, gibt es vielleicht eine Chance, den Lordoberst von der Erde zu vertreiben.«
    »Vielleicht«, murmelte die Große Graue.
    Im Hintergrund entdeckte Lucci eine spartanisch ausgestattete Schlafnische und Plastikkisten voller Nahrungsmittel.
    Chan de Nouille schien sich darauf vorbereitet zu haben, sich sehr lange auf Atlantica zu verstecken.
    »In Ordnung«, nickte Chan. »Reden wir. Wie lautet Ihr Angebot.«
    Lucci konzentrierte sich und begann, der Großen Grauen die Grundzüge des Plans zu erläutern, der von den überlebenden Kadern der F.F.D.E. ausgearbeitet worden war.
     
    *
     
    … viele Feinde. Dies bedrückt mich. Dieses Unverständnis! Diese Dummheit! Unter meiner Regierung lebte die Bevölkerung der Erde in Frieden, Freiheit und Wohlstand. Mit meinem Sturz begann auch der Niedergang der Erde.
    Es ist absurd, es ist lächerlich, aber man gibt mir die Schuld an den Schwierigkeiten und der Versorgungskrise. Man verteufelt die Kaiserkraft und sieht nicht, daß allein die Treiber und Terranauten die Verantwortung für den Niedergang tragen.
    Es schmerzt mich, beschimpft und gehaßt zu werden.
    Aber das wird sich ändern.
    Alles wird sich ändern.
    Für jene, die mir folgen, ist die Zukunft licht und hell. Aber meine Feinde erwartet der Tod.
    LORDOBERST MAX VON VALDEC, VIDEO-MONOLOGE 2504
    Reg.-Nr. F-00323/44/5-288 Zentralarchiv Genf, Zugriff POLFASCH Kode Priorität A
     
    *
     
    Die Jäger
    Hitze.
    Helligkeit.
    Kilometerweit Plantagen und Maisfelder. Fern am Horizont die blitzende Silhouette von Kilimandscharo-Stadt.
    Im Vordergrund die Wohngebäude und Lagerhallen, die Schuppen des Maschinenparks und der Metallpilz des Mikrowellenkollektors.
    Dunkle, kleine Gestalten – Mitglieder der Agrar-Kooperative Freies Kilimandscharo – hantierten an den Erntefahrzeugen und gingen ihren Beschäftigungen
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