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Die Terranauten 086 - Die Gehetzte von Terra

Die Terranauten 086 - Die Gehetzte von Terra

Titel: Die Terranauten 086 - Die Gehetzte von Terra
Autoren: Robert Quint
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dürfen.
    Moderne Gladiatoren.
    Massaker zelebrierend, die von Atlantica-TV live und in Farbe übertragen wurden.
    Oder jene, die sich in den Sex-Ins verkauften. Oder die Musiker, Künstler, Scharlatane, die um die Gunst des Publikums buhlten.
    Kardelein blieb plötzlich stehen.
    »Sie sind mißtrauisch«, erklärte er und drehte sich zu Lucci herum. »Außerdem verachten Sie mich.«
    Lucci runzelte die Stirn.
    »Haben Sie in meinen Gedanken geschnüffelt?« gab er fast belustigt zurück.
    Der Treiber fluchte. »Sie wissen verdammt gut, daß ich Ihre Immunisierung nicht durchdringen kann.«
    So ist es, sagte sich der Rebellenführer zufrieden. Das Abschiedsgeschenk des Hausfreundes, den ich in diesen Tagen so vermisse. Wo mag Bolter jetzt sein? Warum hilft er mir nicht? Warum schweigt er beharrlich?
    Seit Bolters Hausfreund, der Computer aus der Hinterlassenschaft von Thule, von David terGorden die Mistel erhalten hatte, war er verschwunden.
    »Aber ich kenne mich mit Menschen aus«, fuhr Kardelein fort und riß Lucci aus seinen Überlegungen. »Sie mögen mich nicht. Sie benutzen mich nur.«
    Lucci seufzte.
    Der Disput war nutzlos, raubte ihm nur die Zeit, und er besaß so schrecklich wenig davon.
    »Gefühle sollten keine Rolle spielen«, entgegnete der Koordinator kühl. »Wir sind Geschäftspartner. Sie wurden und werden gut für Ihre Unterstützung bezahlt. Genügt das nicht?«
    Kardelein schnaubte.
    Rötlichgelb war das Licht der Fluoreszenzplatten und verlieh der Haut ein kränkliches Aussehen.
    »Ich setze mein Leben für Sie aufs Spiel«, brummte Kardelein. »Ich gehe ein verdammtes Risiko ein. Ich …«
    »Schweigen Sie«, unterbrach Lucci. »Sie haben einen Job übernommen, Kardelein, und Sie werden ihn ausführen. Und vergessen Sie nicht – wenn Sie mich hintergehen, sind Sie ein toter Mann.
    Noch immer ist die F.F.D.E. überall. Unser Arm reicht weit und sein Griff kann tödlich sein. Vergessen Sie das nicht.«
    Kardelein wandte sich mürrisch ab und ging weiter. Lucci folgte ihm in einigen Metern Abstand.
    Stunden schienen vergangen zu sein, seit Kardelein ihn aus seinem Versteck abgeholt hatte. Kardeleins Informationen hatten der F.F.D.E. fünf Millionen VE gekostet, und bald würde sich zeigen, ob sie ihren Preis wert waren.
    Niemand begegnete ihnen auf ihrem Weg.
    Der Spiralgang war leer. Und die Kameraaugen und Mikrofone registrierten ihre Anwesenheit nicht. Kardelein hatte dafür gesorgt.
    Die Kaisergardisten, die vor zwei Tagen eingetroffen waren und Atlantica seitdem systematisch durchsuchten, Computer und Elektrische Spürhunde einsetzten, würden Lucci nicht finden.
    Nicht, solange Kardelein ihn unterstützte.
    »Sie brauchen mir nicht zu drohen«, sagte Kardelein, als Lucci zu ihm aufschloß.
    »Nein?« gab Lucci ironisch zurück.
    »Ich helfe Ihnen nicht nur wegen des Geldes. Natürlich ist das Geld einer der Gründe, aber nicht der ausschlaggebende. Ich helfe Ihnen aus eigenem Interesse.«
    »So?« fragte Lucci.
    Kardelein hielt unvermittelt an und kniete vor einer Wartungsplatte nieder, die sich in nichts von all den vielen anderen unterschied.
    Aus der Overalltasche holte der Treiber einen elektronischen Schlüssel hervor und preßte ihn gegen die Plastiktür.
    Ein Summen.
    Die Klappe glitt zur Seite.
    Gab den Weg in einen vertikalen Schacht frei, aus dem der stickige Geruch verbrauchter Luft drang. Der Schacht wies metallene Haltegriffe auf. Eine Stahlleiter, deren Ende nicht abzuschätzen war.
    »Es sind nur zwanzig Meter hinunter«, beantwortete Kardelein Luccis unausgesprochene Frage. »Selbst Sie müßten das schaffen.«
    »Ich stimme Ihnen zu«, nickte der Koordinator gelassen.
    Innerlich erfüllte ihn Erregung. Sein Herz klopfte heftig. Ein schmerzhafter Knoten in seiner Magengegend löste Übelkeit aus.
    Warum bin ich so nervös? fragte er sich.
    Er kannte die Antwort. Viel hing von den nächsten Minuten ab. Für die F.F.D.E., für die Erde, für alle Welten des zerfallenden Sternenreiches der Menschheit.
    Kardelein stieg geschmeidig in den Schacht, griff nach der Metallsprosse und begann vorsichtig mit dem Abstieg in die dämmrige Tiefe.
    Lucci schloß sich ihm an.
    Die schlechte Luft ließ ihn schneller atmen, und schon nach kurzer Zeit überfiel ihn Schwindel.
    Wir hätten Sauerstoffmasken mitnehmen sollen, sagte er sich.
    Mit dem linken Fuß tastete er nach der nächsten Sprosse. Er hörte Kardeleins Schnaufen und das leise Kratzen, mit dem sein Plastikoverall gegen die
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