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Die Terranauten 086 - Die Gehetzte von Terra

Die Terranauten 086 - Die Gehetzte von Terra

Titel: Die Terranauten 086 - Die Gehetzte von Terra
Autoren: Robert Quint
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F-00345/44/5-289 Zentralarchiv Genf, Zugriff POLFALSCH Kode Priorität A
     
    *
     
    Die Gejagten
    Den Himmel über dem Relaxviertel von Perth beherrschte das Dröhnen von Gleitertriebwerken.
    Und von der Hochstraße her summten gepanzerte Schweber heran.
    Der Mann rannte. Sein Atem ging keuchend und Schweiß perlte über seine Stirn. Der Mann trug einen Spiegelanzug und das reflektierende Material zeigte in grotesken Verzerrungen tausend Abbilder der Wohntürme, die rechts und links emporschossen.
    Die Straße leerte sich. Sie bestand aus Feststoff. Flüssigkristallbänder gab es nur in der City oder in den Villen-Vierteln der Manags. Die Menschen strömten zurück in ihre Apartments. Furcht zeigte sich in allen Gesichtern.
    Jeder wußte, warum die Grauen Garden – nein, die Kaiser-Garden, verbesserte sich der Mann – das Perther Relax-Viertel umstellten.
    Der Mann stolperte und wäre fast gestürzt.
    Ein Fluch löste sich von seinen Lippen.
    Er sah sich um.
    In der Ferne teilte sich die Kolonne der Schweber. Die muschelförmigen, gepanzerten Bodenfahrzeuge schwärmten aus. Hinter den transparenten Protopkuppeln waren grauuniformierte Gestalten zu erkennen.
    Angst und Überraschung erfaßten den Mann.
    War die Kontrakonditionierung der alten Gardisten schon so weit fortgeschritten, daß Valdec eine ganze Legion allein in Perth einsetzen konnte?
    Seit Tagen hüllt Schweigen die Lunaporter Basis ein, dachte der Mann. Selbst die Kommunikationsverbindungen zu den anderen Kontinenten sind blockiert.
    Er lief weiter, hetzte über einen überdachten Weg und erreichte den Park, der sich im Zentrum der kreisförmig angelegten Wohnturmsiedlung ausbreitete.
    Wo die halb verdorrte Rasenfläche endete und das kleine Wäldchen begann, hatten sich Graugardisten postiert. Ihre schweren Laserkarabiner blitzten im Sonnenlicht.
    Der Mann wich hastig zurück und fluchte erneut.
    Umstellt, durchfuhr es ihn. Alles umstellt. Hier kommt keiner mehr ’raus.
    Kurz dachte er an die Zubringerbahnhöfe im untersten Kellergeschoß der Wohntürme. Mit einem der Minicabs konnte er in weniger als einer Minute die nächste MHD-Station erreichen.
    Der Mann schüttelte den Kopf.
    Zwecklos. Wahrscheinlich fing man jedes Minicab ab.
    Langsamer nun wandte er sich nach links. Neben dem Eingang H des Wohnturms Perth 233-R hingen Wandzeitungen an der Protopfassade. Einige waren vergilbt und fleckig, andere frisch und neu.
    AUFRUF ZUM ZIVILEN UNGEHORSAM, flackerte eine der Fluoreszenzschriften vor den Augen des Mannes.
    NIEDER MIT VALDEC! ES LEBE DIE F.F.D.E.! lautete eine andere.
    Der Mann lächelte bitter und suchte in den Taschen seines Spiegeloveralls.
    Parolen, dachte er. Unnütze Parolen. Valdec ist ins Sonnensystem zurückgekehrt und hat die Jagd auf seine Feinde eröffnet. Das, was das Zeitalter der Freiheit werden sollte, dauerte nicht einmal sechs Monate.
    Der Mann legte drei computergerechte ID-Karten, einen kleinen Nadler und mehrere eierförmige Gegenstände auf den Boden.
    Immer wieder sah er sich um. Nichts. Alles leer. Das Dröhnen der Triebwerke klang lauter. Aber das Vordach schützte ihn vor den Kameras an Bord der Gleiter.
    Der Mann schob alles zu einem kleinen Häufchen zusammen, hantierte an einem der lackschwarzen Kunststoffeier und eilte davon.
    Als er im Eingang H verschwand, schoß draußen eine grelle Stichflamme in die Höhe. Mit einem Zischen verschmorten die belastenden Indizien.
    Der Mann atmete auf.
    Wenn alles gut ging, befand er sich jetzt in Sicherheit. Die in seiner Brusttasche verbliebene ID-Karte wies ihn als Relax Cos Andetti aus. Die Andetti-Identität besaß genug Datenbackground in den Computern der Konzilsverwaltung, um glaubhaft zu wirken. Und in keiner Datei der Sicherheitsorgane war Andetti bisher als F.F.D.E.-Sympathisant gespeichert.
    Der Mann entspannte sich.
    Zielbewußt steuerte er auf das Bündel Liftröhren im Mittelpunkt des weitläufigen Foyers zu.
    Bei jedem Schritt warf der Spiegeloverall Falten und reflektierte in schneller Folge die verschlungenen Mosaike, mit denen die Wände verziert waren.
    Mit einemmal verharrte der Mann.
    Sein Gesicht wurde totenblaß. Die Augen traten hervor. Er ächzte und preßte beide Hände gegen die Stirn.
    Etwas schien sein Bewußtsein zusammenzupressen. Eine kalte, rohe Macht griff nach seinen Gedanken, seinen Erinnerungen.
    Der Mann empfand Schmerz und er schrie. Lange Zeit hallte der Schrei durch das Foyer.
    Erst als er verstummte und zu einem Röcheln herabsank,
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