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Die Terranauten 086 - Die Gehetzte von Terra

Die Terranauten 086 - Die Gehetzte von Terra

Titel: Die Terranauten 086 - Die Gehetzte von Terra
Autoren: Robert Quint
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das diffuse Heimweh der eigroßen Mikrobenballung. Sofort beschleunigte sich ihr Herzschlag.
    Nein! dachte sie entsetzt. Nicht schon wieder! Nicht jetzt, nicht hier!
    Die Killer-Queen taumelte und vernahm die Meldung des Garden-Hauptmanns, der sich vor ihr aufgebaut hatte, nur als sonores, unverständliches Gemurmel.
    Die ganze Welt schien sich unter einer dicken Watteschicht zu befinden. Dir Blick trübte sich. Alles war schwarz. Alles war naß. Wasser. Finsteres Wasser, das die mörderisch helle Strahlung der Sonne Calina filterte.
    Daheim ist keiner allein, wisperte der Mikrobencomputer.
    Seine Rezeptoren reizten Leas Synapsen und gaukelten ihr Phantombilder und gespenstische Empfindungen vor.
    »Bringt mich fort«, hörte sie sich wie aus weiter Ferne sagen. »Schnell!«
    Dann gab es nichts als das kühle Wasser, das Treiben und Steigen vom Grund hinauf zur Oberfläche und das stimmlose Schwatzen von Myriaden Mikroben.
    Und die schrecklich menschliche Traurigkeit des Mikrobencomputers, der eingesperrt war in der Knochenhülse von Leas Schädel und der niemals wieder in die Tiefen der Seen von Lancia zurückkehren würde.
    Alles, was ihm blieb, waren die Erinnerungen.
    Erinnerungen, in denen Lea jetzt ertrank und ihre Identität zu verlieren drohte.
     
    *
     
    … stammt die hybride Mikrobenmutation demnach nicht von Lancia. Berichte der Humos von einem Meteor, der im Jahre 2402 auf die Nordhalbkugel des Planeten stürzte und im Bebel-Weiher versank, wurden durch die Dateien des KAISER-LANCIA-KOMPLEXES bestätigt.
    Die Untersuchungen der in jenem Gewässer lebenden Mikrobenkolonien brachten erstaunliche Dinge zu Tage. Zweifellos handelt es sich um eine semi-intelligente Lebensform, deren absurdes Gen-Muster auf einen künstlichen Ursprung hindeutet. Ballungen von 107 Mikroben entwickeln eine Datenverarbeitungskapazität, die der der leistungsfähigsten irdischen Elektroniken um das Tausendfache übersteigt. Sobald die Mikrobenanzahl einen Wert von 107 Einheiten erreicht, kommt es zur Herausbildung psionischer Fähigkeiten, die jedoch nur latent vorhanden sind.
    (Ich verweise auf die Experimente Ziffer 23 und 29 und die Anweisung Baumeister Zarkophins, weitere Menschenversuche wegen der bedauerlichen Todesfälle vorübergehend einzustellen.)
    Positive Ergebnisse lieferten die Experimente Ziffer 55 und 56. Eine Ballung von 108 Mikroben kann ohne die bislang beobachteten Immunabwehrphänomene in ein menschliches Gehirn transplantiert werden. Als Folge kommt es zu einer gesteigerten Sensitivität sämtlicher Sinnesorgane, zu subjektiven Zeitverzerrungen und einer erheblichen Empfindlichkeit gegenüber psionischen Aktivitäten.
    (Siehe auch Abschlußbericht Ziffer 65/Queen Lea.)
    Obwohl der Beobachtungszeitraum für eine empirische Beweisführung noch zu kurz ist, darf ich mit Vorbehalt behaupten: Die mit einem Mikrobencomputer ausgerüstete Queen Lea ist für die Jagd auf die geflohenen Schatten bestens präpariert. Sämtliche Szenarios deuten darauf hin, daß selbst die psionisch begabten Spezialagenten der Cosmoralität der Queen unterlegen sind.
    Allerdings ist es erforderlich, die Queen darüber hinaus mit einem Potentialverstärker auszurüsten.
    Ich bestätige die Freigabe.
    COSMORAL YAZMIN, FÜHRUNGSGRAUE DER KAISERGARDEN
    In einem Memo an Lordoberst Max von Valdec
     
    *
     
    Die Gejagten
    Schmutzigweiße Wellen brandeten in einem ewigen Hin und Her gegen die himmelhohe Stahlbetonfassade.
    Wie eine graue Insel ragte der uralte Wolkenkratzer aus den Fluten des Atlantischen Ozeans. Am Horizont erstreckte sich als blasses, nebelverhangenes Band die amerikanische Ostküste. Möwen kreisten am Morgenhimmel. Ihre hellen Rufe waren außer dem Rauschen der Brandung die einzigen Laute.
    Vor Jahrhunderten schon war Manhattan von den Fluten überspült worden.
    Und nur wenige Wolkenkratzer hatten bis zum heutigen Tag den Bissen des Salzwassers widerstehen können.
    Unkraut wucherte in den Spalten und Ritzen, die das flache Dach des Neil-Armstrong-Buildings einem bizarren Spinnennetz gleich überzogen.
    Dunkle Fensterhöhlen gähnten wie die Mäuler exotischer Raubtiere.
    Der Wind pfiff kalt und klamm von der See heran und ließ den hochgewachsenen, dünnen Mann frieren.
    Der Mann trug das zerlumpte Wickelgewand eines Relax. Sein Gesicht war faltenlos, doch blickte man genauer hin, so konnte man die rudimentären Überreste von Runzeln erkennen.
    Das Haar besaß eine blauschwarze Farbe und reichte dem Mann bis zu den
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