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0103 - Ich - der Mörder Jerry Cotton

0103 - Ich - der Mörder Jerry Cotton

Titel: 0103 - Ich - der Mörder Jerry Cotton
Autoren: der Mörder Jerry Cotton
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Nur ein Häuserblock trennte uns von der skrupellosesten Frau, die New York je gesehen hatte.
    Es war abends gegen acht Uhr. Phil und ich saßen in meinem Jaguar. Seit einer Stunde warteten wir darauf, daß in einem bestimmten Fenster in einem Eckhaus der Columbus Avenue ein Handtuch zum Trocknen rausgehängt würde. Das sollte unser Einsatzsignal sein.
    Wir standen mit unserem Wagen ein Stück westlich der Columbus Ave in der 76. Straße.
    Zur Verhaftung der Frau hatte unser Einsatzleiter drei Mann bewilligt. Phil Decker, mich und Bob Rogester.
    Bob stand hinter dem bewußten Fenster und beobachtete den Eingang des schräg gegenüberliegenden Hauses. Sobald Mabel Rossly — allein oder in Begleitung eines ihrer Gangster — das Haus betrat, würde Bob das Handtuch ins Fenster legen. Phil saß neben mir, ebenfalls mit einem Fernglas bewaffnet.
    »Wie wollen wir's machen?« fragte Phil, ohne sein Glas vor den Augen wegzunehmen.
    Ich zuckte die Achseln.
    »Wir haben nur eine Möglichkeit, Phil. Am Fenster ihres Schlafzimmers führt die rückwärtige Feuerleiter vorüber. Einer muß vom Hof aus die Feuerleiter hinansteigen, der andere betritt die Wohnung von vorn durch die Wohnungstür.«
    »Okay. Wer geht in den Hof? Wer geht durch die Wohnungstür?«
    »Mir gleichgültig.«
    »Mir auch.«
    »Dann lassen wir das Los entscheiden.« Ich nahm eine Münze in die Hand und fragte: »Wappen oder Zahl?«
    »Zahl«, sagte Phil, unentwegt hinauf zu dem Fenster in der sechzehnten Etage starrend.
    Ich warf die Münze hoch, so daß sie sich ein paarmal überschlug, und fing sie mit der flachen Hand auf.
    »Zahl«, sagte ich. »Also nimmst du die Wohnungstür, ich die Feuerleiter.« Mein Freund nickte.
    »In Ordnung. Warte drei Minuten, bis du die Feuerleiter hinankletterst. In der Zeit müßte ich mit dem Lift oben angekommen sein. In welcher Etage wohnt sie eigentlich?«
    »Elfte. Apartment 342.«
    »Apartment 342«, wiederholte Phil nachdenklich. »Na, ich schätze, daß diese Wohnung ab morgen für neue Mieter zur Verfügung steht.«
    »Das schätze ich auch«, sagt ich. »Es wird höchste Zeit, daß dieser Mabel Rossly das Handwerk gelegt wird.«
    Wir schwiegen. Ich steckte zwei Zigaretten an und schob eine davon Phil zwischen die Lippen.
    »Danke«, murmelte er.
    Dann herrschte wieder Schweigen, wir hingen unseren Gedanken nach. Phil mit emporgestrecktem Kopf und unentwegt nach oben starrend, wo Bob mit seinem Fernglas saß und darauf wartete, daß Mabel Rossly endlich nach Hause kam.
    Die Rossly war ungefähr achtundzwanzig Jahre alt. Sie hatte ein hübsches, aber nichtssagendes Gesicht und eine herausfordernde Figur, die sie durch raffinierte Kleidung noch betonte. Seit einem halbem Jahr sang sie im »Club der 21«, einem verdammt vornehmen Laden am Broadway. Sie hatte Verehrer scharenweise. Und sie ließ sich abends gern zu einem Glas Sekt einladen, wenn sie ihre drei Lieder gesungen hatte. Nur wurden die meisten freundlichen Sektspender regelmäßig auf dem Nachhauseweg überfallen und ihrer Barschaft beraubt. Und bei den Leuten, die im 21er Club verkehrten, lohnte es sich immer, ihnen die Brieftaschen wegzunehmen.
    Monatelang hatten wir den Zusammenhang einer Bande mit Mabel Rossly vermutet, aber nichts beweisen können. Heute nachmittag hatten wir Glück gehabt. Ein kleiner Gangster ging uns in die Netze und sagte vor lauter Schreck über seine plötzliche Verhaftung aus, daß er für Mabel Rossly arbeite. Sein Geständnis gab uns das Beweismaterial in die Hand, das wir brauchten, um dieser Schlange endlich auf den Pelz rücken zu können.
    »Wie spät ist es?« fragte Phil nach einer Weile.
    Ich sah auf die Uhr.
    »Zehn nach acht.«
    »Dann verstehe ich nicht, daß sie nicht längst gekommen ist. Meistens kommt sie zwischen sieben und acht von einer Masseuse oder aus dem Hallenbad. Um neun muß sie im Club sein. Ob Bob sie übersehen hat?«
    »Das glaube ich nicht«, sagte ich kopfschüttelnd. »Die übersieht man doch nicht, Phil!«
    Er lachte leise.
    »Da hast du allerdings recht. Na, warten wir eben noch.«
    »Und wenn sie ausnahmsweise mal gleich vom Schwimmen zum Club fährt?« fragte ich.
    Phil zuckte die Achseln.
    »Dann müssen wir warten, bis sie den Club verläßt. Das wird natürlich nicht ohne Aufsehen abgehen, denn meistens verläßt sie den Club in Begleitung einiger Verehrer. Und Aufsehen sollten wir ja vermeiden.«
    »Wenn sie gleich zum Club fährt, werden wir es nicht anders machen können«, sagte
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