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Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition)

Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition)

Titel: Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition)
Autoren: Ruth Saberton
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1
    A l s die Kutsche unvermittelt zum Stehen kam, begann Millandras Herz heftig zu pochen. Sie legte ihre zarte Hand auf ihren anmutig gerundeten Busen und hielt den Atem an. War es möglich, dass ihre Kutsche vom berüchtigten Banditen Jake Delaware überfallen wurde? Jake Delaware, von dem jedermann wusste, dass er auch Küsse raubte …
    Ich unterstreiche den Namen Jake. Weil ich mir nicht sicher bin, ob es diesen Namen im achtzehnten Jahrhundert schon gab, mache ich ein Fragezeichen an den Zeilenrand. Aber Jake klingt so männlich, oder? Kantig und ein bisschen gefährlich mit genau dem richtigen Beiklang von rauer Wildheit. Ein Jake ist hochgewachsen, hat starke muskulöse Oberarme, üppige dunkle Haare und klare markante Gesichtszüge. Ein Mann namens Jake trägt enge weiße Reithosen und ein pludriges weinrotes Hemd und wirkt überaus maskulin, was man von jemandem namens Nigel nicht behaupten kann.
    Ich kaue an meinem Kuli.
    Es bleibt also bei Jake.
    »Rückt das Geld raus!« Die Stimme klang so kraftvoll und männlich, dass sich die goldenen Härchen an Millandras zierlichen Armen lustvoll sträubten.
    Millandra ist ein idealer Name für eine romantische Heldin – er klingt irgendwie mädchenhaft, blond und nach Rüschen. Meine Heldin wird gertenschlank und anmutig sein und eine goldene Lockenpracht haben.
    Sie wird jedenfalls ganz anders aussehen als ich. Ich bin nämlich ziemlich klein und habe fuchsrote Haare.
    Nie im Leben würde man Millandra in Doc-Martens-Stiefeln und abgeranztem Hoodie zu Gesicht kriegen. Sie würde sich auch nicht nach einem nervigen Arbeitstag die Hucke vollsaufen – weil sie nämlich gar nicht arbeiten muss. Stattdessen wandelt sie den lieben langen Tag in zarten Blumenkleidern umher und erwehrt sich ihrer Verehrer.
    Wenn sie eine Reifenpanne hätte, würde Jake bestimmt nicht von ihr erwarten, den Platten zu wechseln und sich dabei schmutzig zu machen. Er würde von seinem Pferd springen, ihr die Hand küssen und umgehend selbst zu Werke gehen. Kein Mann unter der Sonne käme auf die Idee, Lady Millandra zu sagen, sie solle den Wagenheber holen und schon mal anfangen, weil man das von einer modernen Frau wohl erwarten könne. Nein, Millandra würde niemals mit Radmuttern kämpfen müssen, die offenbar ein Kugelstoßer zugedreht hat, während ihr Verlobter ihr vom Kühler des Autos Durchhalteparolen zuschreit.
    Die hat Schwein.
    Hätte ich doch bloß im achtzehnten Jahrhundert gelebt.
    Germaine Greer sollte man mal zur Rechenschaft ziehen.
    Ich frage mich jedenfalls, ob Kutschen Reifen haben.
    Und nehme mir vor, das zu recherchieren. Nicht dass es heutzutage im Westen von London allzu viele Kutschen gäbe, aber eigentlich müssten die so ähnlich funktionieren wie Autos, oder?
    Die Tür der Kutsche wurde aufgerissen.
    »Guten Abend, werte Damen und Herren, verzeiht die Störung, aber ich muss Euch um einen bescheidenen Wegezoll erleichtern, bevor Ihr Eure Reise fortsetzen könnt.«
    Millandra zitterte unwillkürlich wie Espenlaub. Würde er sie erschießen? Oder in seine Arme reißen und schänden?
    Ist das nicht ein fantastischer Ausdruck? Ich bin noch nie geschändet worden, aber ich finde, das hört sich ziemlich vergnüglich an. James, mein Verlobter, ist nicht so der Schänder-Typ. Der hätte viel zu viel Schiss, dass sein Chef dahinterkäme und damit seine Aussicht auf Beförderung den Bach runterginge – was wohl schon okay ist, einer von uns beiden muss schließlich halbwegs vernünftig sein. Aber wäre es nicht toll, so unwiderstehlich zu sein, dass der Mann nicht mehr an sich halten könnte?
    Na ja. Dergleichen kommt wohl in der Realität nicht vor. Jedenfalls nicht in der von Katy Carter. Zurück zu Millandra also …
    »Meine Dame«, sagte der Bandit und nahm ihre zarte Hand. Millandra spürte die Hitze seiner Haut durch ihren Handschuh, und ihr Herz pochte noch heftiger. »Gestattet mir, Euch aus der Kutsche zu helfen.«
    Und im Nu umfassten seine Hände ihre grazile Taille, und sie wurde an seine starke Brust gedrückt.
    Als James mich zum letzten Mal getragen hat, war ich so besoffen, dass ich nicht mehr allein die Treppe hochkam. Nach der Aktion hatte er eine Woche lang Hexenschuss. Millandra dagegen hat – praktisch für meinen Helden – eine Nullgröße. Würde den Roman verderben, wenn Jake sich irgendwelche Muskeln zerren würde. Ich habe nämlich auf den nächsten Seiten mit einem bestimmten Muskel von ihm noch allerhand vor.
    Während er sie festhielt,
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