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Die Terranauten 026 - Der Weg nach Argus

Die Terranauten 026 - Der Weg nach Argus

Titel: Die Terranauten 026 - Der Weg nach Argus
Autoren: Robert Quint
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einzuschalten und die Identität des Fremden zu ermitteln, der Kontakt mit dem Psyter aufgenommen hatte. Vergeblich. Sie empfingen nur unverständliche Impulse – und ein Gefühl der Vertrautheit, des Friedens …
    Enttäuscht beendete Llewellyn 709 seine Trance.
    Die Loge löste sich auf, der kollektive Geist zerfiel wieder in eigenständige Individuen.
    »Ich glaube«, erklärte Altamont O’Hale nachdenklich, »daß es kein Zufall war, daß ausgerechnet Scanners Geist von der Kaiserkraft-Entladung erwischt wurde.«
    Der Riemenmann neigte den Kopf. »Du meinst …?«
    »Hast du es nicht gemerkt?«
    »Was gemerkt?« Llewellyn blickte den hageren Mann mit den schwarzen kurzgeschnittenen Haaren ein wenig verärgert an. »Ich verstehe nicht, worauf du hinauswillst.«
    O’Hale sah verblüfft drein. »Du hast es wirklich nicht bemerkt. Und ich dachte, es wäre so offensichtlich. Beide Serien PSI-Impulse – jene, die von Scanner ausgingen und die ihn von außen erreichten – sie waren identisch. Sie besaßen die gleiche Modulation. Ich befürchte, Scanner Cloud ist hier und doch nicht hier. Sein Geist hat den Körper verlassen und ist nur noch durch die Impulskette mit ihm verbunden.«
    »Da liegt Logik drin«, spottete der Riemenmann. »Nur – wenn er nicht hier ist, wo ist er dann? Und wer ist dafür verantwortlich?«
    Niemand wußte eine Antwort.
    Ein Gähnen durchbrach die Stille, dann leichtfüßige Schritte auf dem Boden. Leande trat an ihre Seite. »Was ist geschehen?« fragte sie verschlafen.
    »Nichts«, brummte der Riemenmann und wollte das magere Zentristenmädchen nicht noch mehr beunruhigen. Bisher hatte die vom Lerroon- Sekret geschädigte Psyche der Computertechnikerin den Schock der Gefangenschaft in dem Kaiserkraft-Gefängnis bewundernswürdig gut überstanden. Aber zu Cloud besaß sie eine besondere, unenträtselte Beziehung, und niemand wußte, wann der katatonische Zustand des Psyters Auswirkungen auf den seelischen Zustand der Zentristin haben würde.
    »Warum lügen Sie mich an, Llewellyn?« fragte Leande.
    Verblüfft folgte der Riemenmann dem Blick des Mädchens und erschrak beinahe.
    Der Psyter hatte die Augen geschlossen. Zum erstenmal seit Einsetzen der katatonischen Starre hatte sich sein körperlicher Zustand verändert!
     
    *
     
    Die Sturmbö packte Helena Koraischowa wie eine eiserne Faust und schleuderte sie meterweit über den Boden. Ihr Schmerzensschrei ging im Heulen des Windes unter. Erst nach einigen Metern gelang es ihr, sich am Boden festzukrallen und ein weiteres Abtreiben in Richtung Energiedom zu verhindern.
    David terGorden alias Hinnersen Bolter fluchte.
    Wie eine Wand ragte das weißglühende Kraftfeld vor ihnen auf, das in Gestalt einer zwei Kilometer durchmessenden Halbkugel Kaiser-Haus und Zentrum der Berliner Innenstadt umhüllte. Und über der strahlenden Kuppel wölbte sich ein furchtbarer Himmel. Auch er eine einzige rötlich glühende Fläche, die jeden Augenblick zu explodieren drohte.
    Ein Ausbruch drohte, erinnerte sich David benommen an die Worte des Mannes ohne Gesicht. Ein Ausbruch von Weltraum-II-Energie.
    Sein Instinkt warnte David.
    Er blinzelte und versuchte, etwas durch die Staubfahnen zu erkennen, die der Sturmwind vor sich hertrieb. Im Hintergrund erhoben sich die Ruinen der Berliner Neustadt wie bucklige Steinklumpen.
    Die Erde dieser Semi-Realität dämmerte in Agonie dahin. Genau wie das Sternenreich, wie ein Teil der Milchstraße. Kaiserkraft hatte die Stabilität des Raum-Zeit-Kontinuums gestört. Energie aus Weltraum II sickerte in das Normaluniversum und schuf überall Zerstörung.
    Die winzigen Sandkörner, die der Sturm mit sich führte, bissen in Davids Gesicht. Sie waren wie kleine feurige Zähne. Helena preßte sich noch immer eng gegen die Erde und begann, auf ihn zuzukriechen. Das war es nicht, was ihn beunruhigte …
    Seine Augen huschten weiter, verharrten kurz und prüfend auf dem beinlosen Zinnsoldaten, dem Entroper, der in jeder Sekunde um ein gutes Stück zu wachsen schien. Zum Glück war der Entroper so weit von ihnen entfernt, daß die Verzerrungen im naturgesetzlichen Gefüge der Welt und die millionenfache Beschleunigung der Entropie auf sie keinen Einfluß hatten.
    Die Entroper waren die bizarrsten Gestalten dieser Realitätsebene, in die eine fremde Macht David und Helena verschlagen hatte. Die zinnfarbenen nackten, glatten Körper der Entroper waren die Grabkreuze auf dem Friedhof Erde.
    David schüttelte unwillig den Kopf
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