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Die Terranauten 026 - Der Weg nach Argus

Die Terranauten 026 - Der Weg nach Argus

Titel: Die Terranauten 026 - Der Weg nach Argus
Autoren: Robert Quint
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fest, daß der violette Entladungsblitz größer geworden war. Nur langsam bewegte er sich auf die Kuppel zu, aber er bewegte sich. Und auch das Rumoren des Sturmes gewann wieder an Lautstärke.
    Durch ihren extrem beschleunigten Zeitablauf wurde selbst die Luft zu einem Hindernis. Nur mit äußerster Anstrengung gelang es den beiden, die Geschwindigkeit eines normalen Spaziergängers zu erreichen. Die Atmosphäre war wie ein durchsichtiges Polster, wie transparenter zäher Schlamm.
    »Beeilen Sie sich«, drängte der. Mann ohne Gesicht.
    Warum, dachte David, während er sich auf das Kraftfeld zuschob, warum ist er nicht in der Lage, diese Realität direkt zu beeinflussen? Wenn sie ein künstliches Produkt ist, muß es möglich sein, sie zu manipulieren, die Kaiserkraft-Entladung abzulenken oder zu verhindern …
    Nur noch Zentimeter trennten sie von der weißglühenden, aber trotzdem kühlen Energiewand.
    Der Blitz aus dem Weltraum II hatte sie fast erreicht. Das violette Gleißen war nahezu unerträglich. Die bizarre optische Veränderung, die die negativen Emissionen des anderen Weltraums auslösten, rückten den Entroper scheinbar ganz nah an sie heran.
    Das zinnfarbene Gebilde schwankte auf dem pflanzenähnlichen Stiel sanft hin und her, und sein Körper schien in Hunderte von Segmenten aufgeteilt zu sein, die durch absolute Finsternis voneinander getrennt wurden. Dann verschwand das Phänomen, und der Entroper fügte sich wieder zusammen.
    Und ein Gesicht flammte auf, verlieh dem runden Zinnkopf des Entropers menschliche Züge.
    Der Treiber wurde von dem Schock fast gelähmt, als er das Gesicht erkannte.
    Mutter! dachte er voll kalter Furcht.
    Dieses Gesicht war das seiner Mütter – Myriam terGorden, die bei ihren Experimenten mit Yggdrasil den Tod gefunden hatte.
    Sie lächelte ihm aufmunternd zu.
    Und vor ihm riß der strahlende Dom auseinander. Eine mannsgroße Öffnung tat sich auf.
    »Hindurch!« brüllte der Mann ohne Gesicht durch das Gleißen des violetten, unerträglich werdenden Lichtes.
    Atemlos stolperte David durch die rettende Öffnung und zerrte Helena Koraischowa hinter sich her. So schnell wie er entstanden war, schloß sich der Riß im Kraftfeld auch wieder.
    Der Sturm, die Kaiserkraft-Entladung, der Mann ohne Gesicht und die Ruinen Berlins waren verschwunden. Sie hatten das Chaos hinter sich gelassen. Und vor ihnen lag Frieden.
    Blauschimmernd, unzerstörbar, gewaltig, ein Ausdruck menschlicher Hybris, reckte sich der Doppelturm der Kaiser-Zentrale in die Höhe.
    Die Zitadelle.
    Und irgendwo in ihr – Lordoberst Max von Valdec.
     
    *
     
    Und weit entfernt …
    In diesem Augenblick – obwohl es nicht der gleiche Augenblick war …
    Auf dieser Erde, obwohl es nicht die gleiche Erde war …
    Getrennt durch einen Abgrund, der unüberwindbarer war als die Schlucht von Milliarden Lichtjahren oder die Barriere der Zeit …
    Weder in einem anderen Universum, noch in einer anderen Epoche …
    In einer Realität, die ebenso wirklich oder unwirklich war wie jene, in der sich David terGorden alias Hinnersen Bolter und die Manag, die sich Helena Koraischowa nannte, befanden …
    … schwebten die Gleiter der Grauen Garden über die Gletscher von Ultima Thule. Das Licht der Grönlandsonne durchdrang ohne Mühe die wie Glas erscheinenden Hüllen der gepanzerten Flugkörper. Die Düsentriebwerke und MHD-Generatoren funktionierten nicht mehr, aber dennoch schwebten die Gleiter still über die Eiswüste, unter der sich die gefrorenen Umrisse der Protopstadt abzeichneten.
    Starr wie das Eis unter ihr lag die Queen Delter in dem Servositz des Führungsgleiters, gelähmt und scheinbar leblos wie alle anderen Gardisten im Heiligen Tal.
    Weit, weit entfernt, fast noch hinter dem Horizont, schraubte sich ein Ringo mit seinen Magnetringen in die Höhe. Quälend langsam bewegte er sich, zentimeterweise, während die Zeit im Heiligen Tal dahinjagte.
    Die Queen Delter in ihrem gläsernen Sarg wußte nichts davon.
    Und sie bemerkte auch nicht den Mann – den Mann ohne Gesicht –, der aus dem Nirgendwo fiel und den Bruchteil einer Sekunde zwischen den Gletschern stand und prüfend hinauf zum Schwarm der gläsernen Gleiter blickte. Dann war er wieder verschwunden.
     
    *
     
    Chan de Nouille alias Helena Koraischowa löste ihre Hand aus Bolters Griff.
    Nüchtern nahm sie das Bild der Umgebung in sich auf. Im Innern der Schutzkuppel war es angenehm still. Nichts mehr deutete auf den Ausbruch der Weltraum-II-Energien
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