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Die Tänzerin von Darkover - 9

Die Tänzerin von Darkover - 9

Titel: Die Tänzerin von Darkover - 9
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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durchzukneten. Der Teig fühlte sich zunächst noch kühl und matschig an, erlangte aber schon bald eine Konsistenz. Als nächstes stürzte sie ihn auf die große Steinplatte, auf der sich leichter arbeiten ließ; mit vertrauten und entspannten Knetbewegungen walkte sie den Teig, bis sie so eine glatte Pilzform mit winzigen Bläschen an der Oberfläche geformt hatte. Während sie den Teig auf dem Tisch ruhen ließ, reinigte und trocknete Kirsten die Schale, um den Teig dann mit der gerundeten Seite nach oben hineinzulegen. Ehe sie die Küche der Dienerschaft überließ, die mittlerweile eintraf, um das morgendliche Mahl anzurichten, stellte Kirsten die Schüssel sorgsam in eine warme Ecke nahe der Feuerstelle.
    Nachdem sie das Frühstück gemeinsam mit ihren Eltern und Geschwistern eingenommen hatte, kehrte Kirsten in die Küche zurück. Die Köche und Serviermädchen waren bereits damit beschäftigt, die Vorbereitungen für das Abendessen zu treffen.
    Kirsten versuchte, so wenig Aufsehen wie möglich zu erregen, als sie den Raum betrat und zur Feuerstelle hinüberging. Insbesondere wollte sie den scharfen Augen Mariselas entgehen, die das Küchenregiment führte. Kirsten hatte sich mitunter gar gefragt, ob nicht am Ende Marisela ihren Brotteig an jenen Tagen, da er sich unter ihren Händen zu Stein verwandelte, mit einem bösen Blick verhext hatte.
    Kirsten verstand einfach nicht, was ihre Brotlaibe wieder und wieder mißlingen ließ. Auch wenn Marisela oder Domna Helene ihr das nicht abnahmen. »Wenn Sie nur etwas mehr bei der Sache wären, Damisela«, hatte Marisela mehr als einmal gesagt. »Wie wollen Sie in Dom Lennarts Haushalt nach dem Rechten sehen, wenn Sie sich noch nicht einmal auf eine derart einfach Aufgabe wie das Brotbacken konzentrieren können?«
    Doch Kirsten verspürte auch, wie sich Hoffnung in ihr regte, und besann sich. Sie nahm die Schüssel mit dem Brotteig herunter, stellte sie auf einen Beistelltisch und lüftete das Tuch. Der herrlich warme Geruch von gärendem Sauerteig umfing ihre Nase, und ihre innere Verkrampfung löste sich allmählich.
    Sorgfältig überprüfte Kirsten den Teig. Jawohl, er war zu Genüge aufgegangen, vielleicht sogar etwas mehr, als es in den wenigen Stunden zu erwarten gewesen war! Mit gestärktem Selbstvertrauen stellte sie Mehl bereit. Dann preßte sie ihre Faust in die weiche Rundung, die die Schale ausfüllte, und hörte zu ihrer Genugtuung, wie dem Teig daraufhin ein schmatzendes Seufzen entfuhr. Kirsten begann nun erneut zu kneten und fügte immer wieder kleinere Mengen Mehl hinzu. Der Teig, der in der Schüssel wunderbar aufgegangen war, duftete verführerisch, und Kirsten fühlte sich bestärkt. Einen Augenblick lang wagte sie es, sich ein Abendessen mit wohlgeformten Laibern warmen Brots auf den Tabletts vorzustellen. Und wie stolz würde Domna Helene …
    Plötzlich wurde Kirsten aus ihren Träumereien gerissen. Mit äußerstem Entsetzen gewahrte sie etwas Lebendiges in ihren Händen. Dies etwas wogte hin und her, dehnte sich aus, quoll über den Rand der irdenen Schale und ergoß sich über den ganzen Tisch.
    Kirsten wußte nicht, wie ihr geschah. Sie stürzte gegen die Regalreihen hinter ihr. Die klebrigen Hände verkrampfen sich vor ihrer Brust, während die anschwellende Masse auf den Boden hinabtroff und sich weiter ausbreitete. Grundgütiger Avarra, nein, das darf nicht wahr sein! durchfuhr es sie. Was werden Mutter und Marisela
    … Doch für solche Gedanken blieb Kirsten keine Zeit mehr. Der Raum begann ihr vor den Augen zu verschwimmen, zunächst langsam, dann schneller und immer schneller, bis sie schließlich gänzlich in Finsternis versank.
    Domna Helene, von einer der Aufwartefrauen herbeigerufen, stürmte in die Küche, wo sie Kirsten in sich zusammengesunken und mit Mehl und klebrigem Teig bedeckt auf dem Boden liegen sah. »Was ist hier vorgefallen?« Dann ergriff sie Kirstens Schulter und rüttelte sie sacht. »Kirsten, was ist passiert? Woran hast du in Avarras Namen nur wieder gedacht?« Als Domna Helene keine Antwort erhielt, schnürte die Angst ihr die Kehle zu und erstickte ihre Stimme. »Kirsten, mein Kind, so hör mich doch! Steh auf! Bitte!
    Nun mach schon! Kirsten, kannst du mich hören? Was ist mir dir?«
    Sie strich Kirsten eine verklebte Haarsträhne aus der Stirn, dann richtete sie sich auf und rieb sich verzweifelt die Augen. Spannung erfüllte den Raum. Helene versuchte diese abzuschütteln und sich auf das Nächstliegende zu
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