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Die Tänzerin von Darkover - 9

Die Tänzerin von Darkover - 9

Titel: Die Tänzerin von Darkover - 9
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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konzentrieren: wie war die Leronis Shoshanna aufzufinden, die ins Dorf hinabgegangen war, um einem kranken Kind beizustehen?
    Kirsten hörte ihre Mutter nicht, da sie einsam auf einer weiten, konturlosen Ebene in einer grauen Welt umherwanderte. Sie war verwirrt, und es gab nichts, an dem sie sich orientieren konnte.
    Wohin muß ich gehen, fragte sie sich, um nach Hause zu gelangen? Wo bin ich? … Ach! Kirsten schrie auf, während ihr Körper erstarrte; dann sackte sie zusammen.
    In der Küche sah Domna Helene, wie Kirstens Körper sich in gewaltigem Kampf aufbäumte und danach erschlaffte. »Avarra steh uns bei!« rief sie aus und griff nach ihr, um das Fieber zu kontrollieren, von dem sie fürchtete, es müsse ihre Tochter verzehren. Kaum hatte Helene ihre Hand auf Kirstens Stirn gelegt, da ließ ein Tumult an der Tür sie auffahren und sich umwenden; Marisela war fest entschlossen, jemanden am Eintritt zu hindern.
    »Mestra, was geht hier vor? Ich habe den Schrei gehört! Wie kann ich behilflich sein?«
    » Vai Dom. « Helene stürzte zur Tür und stand hinter Marisela. »Ihr kommt leider ungelegen. Wir, wir – «
    Die Luft erzitterte um sie herum. Lennart konnte gerade noch rechtzeitig seine Barrieren aufreißen, um die volle Wucht des erwachenden und außer Kontrolle geratenen Larans abzuwehren. Er sah, wie Domna Helene zusammenzuckte und mit schreckensgeweiteten Augen zum anderen Ende des Zimmers herumfuhr. Es war schwer auszumachen, aber Lennart glaubte, die Quelle der übersinnlichen Energie befände sich hinter einem Tisch an eben jenem anderen Ende des Zimmers. Er drängte die beiden Frauen beiseite, der Schreckensschrei, der ihn herbeigerufen hatte, klang noch immer in seinen Gedanken nach. Hinter sich hörte Lennart, wie Domna Helene einen Diener damit beauftragte, eine Leronis herbeizuschaffen. »Und auch etwas Kirian!« rief er über die Schulter nach hinten.
    »Ich bin schon unterwegs«, gab Helene zurück.
    Ein Seufzen war alles, was Lennart zur Antwort gab, als er neben jenem bleichen Gemenge aus Mehl und Teig stand. Doch dann fuhr er entsetzt zurück, als er erkannte, daß unter all dem Teig Kirsten begraben lag! An ihrer Seite kniend, hielt Lennart wenige Augenblicke später seine Hände zwei Finger breit über ihren Körper und untersuchte sie so vom Scheitel bis zu den Zehen. Er schüttelte den Kopf, blickte dann auf. »Domna, wo bleibt der Kirian?« rief er.
    Und flüsterte in Gedanken: Sie ist in einem kritischen Zustand.
    Gerechte Götter, laßt das nicht zu!

    In der Überwelt trieb Kirsten wie in einem Traum dahin. Es war ungeheuerlich kalt. Sie fühlte sich benommen, und die Farben des Sommers umkreisten, umtosten, umfingen sie. Dann schwand der Sommer, wandelte sich, und Stangen und Steine erwuchsen in einem Feld weißer Blumen. Weiße Blumen? Oder war es Schleim?
    Nein, kein Schleim, sondern klebriger Teig! Und auch Kirsten wuchs mit ihm. Mit ihnen? Jawohl, Stäbe und Steine wuchsen im Teig, und wenn sie einen berührte, wuchs er schneller oder langsamer oder verschwand gänzlich. Sie verwandelte es in ein Spiel: berührte sie einen Steinhaufen und befahl ihm »Erstirb!« – so schrumpfte er zusammen; berührte sie daraufhin einen Stab und befahl ihm
    »Wachse!« – so sah sie, wie aus ihm ein anderer entstand, und die zwei vier hervorbrachten, und die vier acht. Immer mehr Stäbe und Steine wucherten, bis es ihrer so viele gab, daß sie glaubte, von ihnen erschlagen zu werden …
    Unterdessen verbannte Lennart in der Küche des Herrenhauses seine Sorgen in einen entlegenen Winkel seiner Gedanken; sie würden Kirsten nur Schaden zufügen. Er bemerkte ihr Fieber und ihre erzitternden Glieder. Er suchte seine Gedanken zu beruhigen und sie mit seinem Laran zu erreichen, um ihrem Körper etwas Frieden zu schenken. Aber ihre Gedankenwelt, gepeinigt von ihrem erwachenden Laran, war außerhalb seiner Reichweite, und ihr Körper zitterte vor Schmerz.
    Als Domna Helene den Kirian brachte, erwies sich dieses als minderwertig. »Er ist ziemlich alt«, sagte Helene mit bedauernder Miene. »Nur Darin hat ihn gebraucht. Außer ihm schien ja keiner die … die Schwellenkrankheit zu haben.« Lennart blickte sie besorgt an und preßte die Lippen zusammen. Sorgsam flößte er Kirsten eine kleine Menge der Arznei ein und sah zu, wie sie diese hinunterschluckte.

    Kirsten spürte ein Brennen in ihrer Kehle, ein verzehrendes Feuer.
    Eine Heerschar Skorpionameisen durchtoste ihren Leib. Mit
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