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Die Tänzerin von Darkover - 9

Die Tänzerin von Darkover - 9

Titel: Die Tänzerin von Darkover - 9
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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zusammengepreßten Lippen versuchte Kirsten, sie abzuwehren.
    Aber ein Angriff folgte dem anderen, es schien kein Ende zu nehmen. Sie stachen hunderte, tausende Mal zu, doch Kirsten starb nicht, auch wenn sie es sich bei all den Schmerzen wünschte.
    Lennart war beunruhigt. Der Kirian hatte offenbar die Muskelkrämpfe gelindert und das Knistern und Fauchen im Raum beendet. Kirstens Körper lag nunmehr schlaff und ermattet da; ihr Geist war weit entfernt. So viel Lennart wußte, war sie in der Überwelt verloren. Er hatte bereits davon gehört, daß es geschehen konnte, daß jemand dort auf ewig herumirrt, während der Körper als leere Hülle weiterlebt, bis er schließlich langsam aus Mangel an Wasser und Nahrung verging.
    »Ich möchte nur eines wissen: Könnt ihr mich überwachen?«
    fragte Lennart.
    Marisela war inzwischen zurückgekehrt und berichtete, daß Shoshanna nirgends aufzufinden war. Man hatte ihr gesagt, die Leronis sei in einen entlegenen Randbezirk des Gutes geeilt, um ein krankes Kind zu heilen. »Daraufhin habe ich auch bei den anwesenden Hochzeitsgästen nachgefragt«, berichtete Marisela weiter, »aber zu allem Überfluß gab es drüben in den Hellers noch einen massiven Höhleneinsturz, und alle Leroni aus der Umgebung wurden herbeigerufen, um nach Überlebenden zu suchen und die Verletzen zu heilen.« Die Frau runzelte die Stirne und fügte dann hinzu. »Ich habe alles versucht. Ich weiß wirklich nicht mehr, wo ich noch suchen soll.«
    Lennart wiederholte seine Frage: »Könnt ihr mich überwachen?«
    Helene schluckte. »Vielleicht. Wenn Hebertt und ich uns zusammentun.« Sie errötete. »Keiner von uns beiden verfügt über besonders starkes Laran. Deshalb waren wir ja auch nicht sonderlich überrascht, als Kirsten …«

    Lennart erkannte sofort, daß das Netz der Laran -Energien, das sie drei miteinander verband, äußerst schwach war. Somit konnte er bestenfalls darauf hoffen, daß Hebertt oder Helene spüren und ihn zurückholen würden, wenn er in Schwierigkeiten geriet. Denkt daran, übermittelte er ihnen, meinen Sternenstein zu berühren, falls sonst nichts hilft. Das sollte mich zurückbringen. Und falls nicht, ist es um mich geschehen, durchzuckte ihn ein Gedanke, der aber verborgen blieb.
    Die Überwelt erschien öde; kein Anhaltspunkt wies ihm die Richtung. In weiter Entfernung konnte Lennart leuchtende Spinnengewebe ausmachen, die mehrere der Kreise markierten, in denen Leroni ihre übersinnlichen Kräfte spielen ließen.
    Doch ihm blieb keine Zeit, sich darum zu kümmern. Er mußte Kirsten finden! Immer stärker weitete Lennart sein Gedankenfeld –und konnte doch nichts erspüren. So weit er feststellen konnte, war er der einzige in dieser Region der Überwelt. Versunken in der Schwellenkrankheit, mußte Kirsten bereits eine große Wegstrecke zurückgelegt haben.
    Lennart durchsuchte konzentriert das monotone Grau, rief immer wieder Kirstens Namen, lauschte auf Antwort. Er wußte nicht, wie lange er schon seinen Körper verlassen hatte und die astralen Ebenen durchstreifte, aber es erschien ihm wie Stunden. Lennart spürte, wie Verzweiflung in ihm aufstieg; schon bald würde er nicht mehr die Kraft besitzen, die Suche fortzusetzen. Und noch immer blieb Kirsten verschwunden! Verzweifelt und geängstigt rief Lennart immer wieder ihren Namen mit heiserer Stimme: »Kirsten!
    Kiiir-steeen!«
    Die bleierne Schwere der grauen Welt bedrückte sie von allen Seiten. Doch Kirsten lief noch immer, so wie sie es scheinbar schon seit Tagen tat, seitdem das Feuer in ihrer Kehle erstorben war.
    Immer noch keine Anhaltspunkte, kein Anzeichen, das ihr verriet, wo sie zuvor schon gewesen war oder wohin sie ging. Kirsten befürchtete, sich im Kreise zu bewegen, wie jener Besucher aus Thendara, der sich verirrte, als er während eines Gewitters im Wald Schutz suchte. Tagelang war er im Kreis umhergeirrt, kaum einen halben Tagesritt vom Herrenhaus entfernt, ehe Kirstens Vater ihn fand. Der Städter hatte es nicht einmal bemerkt, denn die Bäume und Sträucher sahen für sein ungeübtes Auge alle gleich aus.
    Kirsten und ihre Brüder hatten darüber gelacht, wie töricht er schien. Jedes Kind wußte doch, wie man unter den Bäumen die Richtung ablesen konnte; es gab so viele Hinweise: die Strömung in Flüssen und Bächen, die zur windabgewandten Südseite hinweisenden Äste und Zweige, die Position von Sonne, Mond und Sternen. Zu Hause war alles so einfach!
    Aber hier, an diesem unvertrauten Ort,
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