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Die Tänzerin von Darkover - 9

Die Tänzerin von Darkover - 9

Titel: Die Tänzerin von Darkover - 9
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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zumal Herrin der Falken damals einen Jugendbuchpreis erhielt!
    Diana Gill, Jahrgang 1975 und somit 16, während ich diese Zeilen schreibe, besucht die Oberstufe einer High School in einem Vorort Philadelphias. Sie möchte einmal Meeresbiologin werden; ein ehrgeiziges Ziel, das sie mit einer meiner Pflegetöchter teilt, die einmal unter 2000
    Bewerbern ein äußerst angesehenes Stipendium gewann, nur um es nach einem Jahr mit der Bemerkung aufzugeben: »Ich wollte mit den Delphinen sprechen und sie nicht sezieren.« Dem können wir, meine ich, alle n ur zustimmen.
    »Oder aber Schriftstellerin«, fügt Diana hinzu, »vielleicht auch beides.«
    Nun, zumindest eines ihrer Ziele hat sie bereits erreicht – und alles weitere liegt bei ihr …
    Es war ein klarer, fast schon warmer Tag – selbst auf den Ebenen von Armida ungewöhnlich für diese Jahreszeit. Aber Orain von Castamir achtete nicht darauf. Was ging ihn das Wetter an?
    Mit leerem Blick starrte er über das Tal, das sich vor ihm erstreckte. Er sah das satte Grün der Hügel und die Nebelwogen des Sees, die das Fundament des leuchtend weißen Turms umzüngelten, ohne sie wiederzuerkennen. Hali! Der geheiligte Ort der Götter, der rhu fead, der all das symbolisierte, was ihm immer verwehrt bleiben würde.
    In seinem Schmerz spielte Orain die morgendliche Szene wieder und wieder in seinen Gedanken nach, wie ein Straßenmusikant, der nur ein einziges Lied kennt, oder wie den scheinbar ewig wiederkehrenden Refrain einer alten Ballade. Als ob die ständige Wiederholung es ungeschehen machen und ihn aus seinem Alptraum aufwecken könnte! Stattdessen stürzte sich die Vision erneut wie ein Kyorebni auf ihn herab und hielt ihn in ihren gräßlichen Klauen gefangen …
    Er hatte sich am Morgen jenes Tages in der Halle aufgehalten, um noch etwas Brot einzustecken, bevor er zu den Ställen wollte. Als er sich in dem Raum umsah, bemerkte er, daß die Kinder des Palastes dort versammelt waren, allesamt Comyn, egal ob nun von königlicher oder niederer Geburt. Schließlich entdeckte Orain auch Ranald Ridenow, grinste und winkte ihm zu, während er weiterhin versuchte, herauszufinden, was vor sich ging. Weiter hinten saß seine Schwester Jandria bei Ranalds Schwester Maura und tuschelte aufgeregt mit ihr. Er konnte auch seinen Vater sehen, der leise mit einem Fremden sprach, der gestern eingetroffen war.
    Bekleidet mit dem scharlachroten Gewand eines Tenerezu oder Bewahrers, beeindruckte der großgewachsene Mann durch die Anmut seiner fließenden Bewegungen, die keinerlei Ungelenkigkeit verrieten. An seinen Fingern funkelten Ringe, und der Juwel an seinem Hals erstrahlte in blauem Feuer. Orain hatte sein gold-silbriges Haar, seine scheinbar farblosen, aber doch tiefen Augen und die zartgliedrigen, anmutigen Hände sofort bemerkt und bewundert. Vielleicht floß Chieri -Blut in seinen Adern. Aber warum war er hier?
    Da erinnerte sich Orain, was Carolin beim Abendessen am Tag zuvor geflüstert hatte: »Siehst du den Mann dort drüben? Er ist ein Laranzu, der vom Turm zu Hali entsandt wurde, um uns auf unser Laran zu prüfen!« hatte sein Freund ihm eifrig erklärt, und seine Augen waren ihm vor Erregung übergegangen.
    Orain hielt nach Carolins hellem Rotschopf Ausschau, doch dann fiel ihm ein, daß die Prinzen noch mit ihren Lektionen beschäftigt waren. Man würde sie erst später, nach den anderen, prüfen. Dabei war in Carolins Fall eine Prüfung gar nicht nötig; ein Mitglied der Comyn mit solch feurigen Haaren, die wie die untergehende Sonne Darkovers strahlten, konnte unmöglich kopfblind sein.
    Orain schaute sich nochmals zu seinem Vater und dem Laranzu um und bedauerte Carolins Abwesenheit. Sie waren Freunde und Patenbrüder, obwohl Carolin direkt mit König Felix verwandt war und Orain lediglich aus einer der ärmeren Comyn-Familie entstammte. Dann nickte sein Vater dem Fremden zu und gab Lyondri ein Zeichen, der daraufhin selbstbewußt strahlend den Raum verließ. Orain legte nervös seine Hand um den Knauf seines trostspendenden Dolches und wartete in einer Fensternische.
    Etwa ein halbe Kerzenstunde später kam Lyondri zurück, und es hätte des kleinen blauen Juwels, den er fest in Händen hielt, gar nicht bedurft, um zu verkünden, daß er in die Reihen der Telepathen aufgenommen worden war – sein Lächeln verriet es. Als nächster ging Rakhal; auch er kehrte mit jenem verstohlenen, glücklichen Grinsen zurück.
    Danach wurde Maura aufgerufen; sie wirkte bleich
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