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Die Sünde in mir

Die Sünde in mir

Titel: Die Sünde in mir
Autoren: Alegra Cassano
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mich nur alle ständig angelogen? Wenn Sabine lebt, dann könnten doch auch Oma und Papa noch leben, oder? Und Tanja? Vielleicht ist sie auch noch irgendwo. Ich bin so nervös, dass ich kaum im Bett bleiben kann. Ich möchte aufstehen!
    „Kommt Sabine mich heute besuchen?“, frage ich den Ersten, der in mein Zimmer kommt. Er weiß es nicht und ich werde ein bisschen wütend, vor allem weil er sagt, er wüsste nicht, wer Sabine ist. Am liebsten würde ich ihm mein Kissen gegen den Kopf werfen!
    Später, als ich schmollend da liege, kommt Frank herein. Ich freue mich so ihn zu sehen! Sofort muss ich ihm von Sabine erzählen! Frank hat einen Verband an der Hand, aber er lächelt mich an.
    „Was hast du gemacht?“, frage ich und deute auf den Verband.
    „Ich habe mich verletzt. Ist nicht so schlimm“, meint er, aber er sieht mich irgendwie komisch an.
    „Tut’s weh?“
    „Nein“, er schüttelt den Kopf, „kein Problem. Wie geht es deinem Kopf?“
    Automatisch greife ich an meine Stirn. Das Pflaster ist noch da. Ich erinnere mich nicht daran, was passiert ist, deshalb zucke ich die Schultern.
    „Ich möchte ein Spiel mit dir spielen“, sagt Frank und holt einen Flummi, der ein lachendes Gesicht hat, aus der Tasche. Den hält er mir vor die Augen.
    „Ich möchte, dass du nur noch auf den Flummi siehst.“
    Er hält ihn direkt vor meine Nase. Das lachende Gesicht des Flummis grinst mich an. Dann beginnt Frank mit einer leisen, ruhigen Stimme auf mich einzureden.
    „Du bist ganz entspannt. Deine Arme werden schwer. Lass sie einfach ruhig neben deinem Körper liegen. Jetzt werden auch deine Beine schwer. Es ist angenehm. Du fühlst dich ruhig und entspannt.“
     
     
    „Ich habe jemanden mitgebracht“, sagt Frank nach einer Weile. Ich weiß sofort, wen er meint. Sabine! Warum kommt sie nicht rein? Wir haben uns doch so viel zu erzählen! Als die Tür aufgeht, kann ich kaum noch stillliegen bleiben, aber bewegen kann ich mich auch nicht. Ich würde am liebsten aus dem Bett springen und meiner großen Schwester entgegen laufen.
    „Sabine“, sage ich mit schwerer Zunge und versuche, die Hand nach ihr auszustrecken. Der Flummi ist weg, aber ich fühle mich immer noch so, als wäre ich mit Sand gefüllt. Meine Schwester sieht unsicher zu Frank. Was ist denn los?
    „Hallo, Nicole“, begrüßt sie mich schließlich und bleibt am Fußende meines Bettes neben Frank stehen.
    Irgendwas stimmt nicht. Ich bin unsicher. Mein Blick wandert träge zwischen Frank und Sabine hin und her. Mein Magen klumpt sich zusammen.
    „Wie hieß dein Kaninchen?“, schaffe ich es zu fragen, glaube ich wenigstens. Sabines Mundwinkel zucken. Es sieht aus, als wenn sie weinen wollte. Sofort tut es mir leid, dass ich sie an Emma erinnert habe.
    „Ich weiß, dass es Emma hieß. Tut mir leid“, sage ich. Das Bild der Hasenpfoten, die an der Schranktür hängen, erscheint vor meinem inneren Auge.
    Sabine sieht wieder zu Frank hin. Was haben die beiden denn?
    „Sabine hat dir etwas zu sagen“, meint Frank und schiebt meine Schwester näher an mich heran. Ich bin ganz aufgeregt, obwohl Frank wieder sagt, ich sei ruhig und entspannt. Sabine nimmt meine Hand.
    „Ich kann nicht hier bleiben“, fängt sie an, aber ihre Stimme ist so komisch. Ich kann sie kaum verstehen.
    „Ich bin nur gekommen, um dir Lebewohl zu sagen.“
    „Nein!“
    „Es tut mir so leid. Aber du hast jetzt eine neue Familie. Um die musst du dich kümmern, nicht um mich und nicht um die anderen, die gestorben sind. Uns geht es gut. Das wollte ich dir nur sagen, damit du dir nicht weiter Gedanken machst.“
    Sie hält meine Hand ganz fest. Wenn sie ein Geist wäre, müsste dann ihre Hand nicht durch meine hindurchgehen? Könnte Frank sie dann überhaupt sehen?
    „Was für eine neue Familie?“, frage ich, wobei ich mich sehr anstrengen muss. Meine Zunge will mir nicht gehorchen. Was meint sie denn bloß?
    „Du hast einen lieben Mann, Nicole“, sagt sie, „und du hast zwei Kinder, die du sehr lieb hast. Sie vermissen dich und warten sehnlichst auf deine Rückkehr.“
    Sabine weint jetzt auch, genau wie ich.
    „Ich will aber keine neue Familie!“, schluchze ich und hoffe, dass sie mich verstehen kann.
    Sabine sieht wieder zu Frank und der nickt. Was haben die beiden sich da ausgedacht?
    „Ich habe nicht mehr viel Zeit“, erklärt meine Schwester, „wir sind alle immer bei dir, Oma, Papa und ich. Wir sind gestorben, und du musst aufhören, uns zu suchen. Mama
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