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Hand in Hand in Virgin River

Hand in Hand in Virgin River

Titel: Hand in Hand in Virgin River
Autoren: Robyn Carr
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1. KAPITEL
    „Ich muss mit dir reden“, sagte Philip. „In meinem Büro.“
    Kelly Matlock, Souschefin, warf ihm einen ungläubigen Blick zu. Sie war gerade im wahrsten Sinne des Wortes dabei, einen dicken Italiener und einen ebenso korpulenten Schweden voneinander zu trennen. Der italienische Beikoch fuchtelte mit einem Pfannenwender herum, während der schwedische Koch beim Revierkampf um das Cerankochfeld die Gabel schwang. Die Bitte, sich sofort ins Büro des Restaurantmanagers zu begeben, erschien ihr so absurd, dass sie beinahe losgelacht hätte. „Ich habe hier echt alle Hände voll zu tun, Philip“, entgegnete sie. „Nicht nur, weil wir gerade eine handfeste Küchenschlägerei haben, sondern es ist sieben. Hauptansturmzeit fürs Abendessen. Sprich mich noch einmal um zehn Uhr an.“
    „Es ist dringend“, erwiderte er. „Andernfalls hätte ich dich nicht darum gebeten. Glaub mir.“
    „Wo ist Durant?“, erkundigte sich Kelly nach dem Küchenchef.
    „Der dreht seine Runde durchs Restaurant. Schadenfroh. Lass diese beiden Irren sich doch umbringen – wir sind ohnehin knapp an Fleisch.“
    Dieser Vorschlag sorgte wesentlich effektiver dafür, dass die beiden Streithähne voneinander abließen, als es Kellys Eingreifen vermocht hatte. „Ich bin gleich da“, meinte sie zu Philip. Ihm gefiel es, wenn man ihn Philippe nannte, obwohl Kelly wusste, dass nicht ein Tropfen französisches Blut durch seine Adern floss. Sein Akzent war bloß Schau. Sie ging zu ihrem Spind, zog sich die Schürze aus und tauschte ihre verfleckte weiße Jacke gegen eine saubere und gebügelte aus. Dann übertrug sie ihrem Beikoch die Verantwortung.
    Es wäre ihr nie in den Sinn gekommen, dass es sich um einen echten Notfall handeln könnte. Philip liebte melodramatische Einlagen. Sein zweitliebstes war es, seinen weiblichen Mitarbeiterinnen den Hof zu machen und sein drittliebstes, mit Durant herumzubrüllen.
    Eines Tages, wenn Kelly endlich Küchenchefin würde, gäbe es keinen Philip mehr, denn Kelly hätte einen Manager mit solch nervigen und inakzeptablen Umgangsformen niemals toleriert.
    Sie klopfte ein paar Mal an Philips Bürotür und stieß sie schließlich auf. Kelly stockte das Herz. Vor dem Schreibtisch des Managers saß Olivia Brazzi, die Frau des weltberühmten Chefkochs Luciano Brazzi. Obwohl Kelly den beiden regelmäßig über den Weg lief – bei Charity-Veranstaltungen und in diesem Restaurant –, kannten sie sich überhaupt nicht. Luca besaß die Mehrheitsbeteiligung am Lokal. Olivia war eng mit Durant befreundet, und ihre Anwesenheit war nichts Außergewöhnliches. Aber bis jetzt hatte Olivia Kelly stets ignoriert und sie wie eine normale Köchin behandelt, die ihre Aufmerksamkeit nicht wert war.
    Olivia lächelte sie dermaßen freundlich und warmherzig an, dass Kelly sich einen verwirrenden Moment lang fragte, ob sie träumte und Olivia hier aufgetaucht war, um ihr Luca auszuliefern.
    Mrs Brazzi sah in ihrem schwarzen Crêpekleid, den glänzenden gemusterten Seidenstrümpfen, sieben Zentimeter hohen Pumps und den strategisch geschickt platzierten Diamanten atemberaubend elegant aus. Sie wirkte keinesfalls wie fünfzig. Nicht einmal wie zwanzig. Sie sah wie ein junges Mädchen aus. Ein anspruchsvolles Mädchen mit eisblauen Augen.
    Kellys Magen verkrampfte sich. Was um alles in der Welt könnte sie von mir wollen? schoss es ihr durch den Kopf. Will sie vielleicht, dass ich das Catering für eine besondere Dinnerparty oder eine andere Veranstaltung übernehme?
    Olivia schaute zu Philip. „Einen Moment, Philippe? Kann ich mit Kelly kurz allein sprechen?“
    Kelly wurde schwindelig. Auf ihrer Liste der Ereignisse, mit denen sie am wenigsten gerechnet hätte, stand ein privates Gespräch mit Olivia Brazzi genauso weit oben wie eine Entführung durch Außerirdische.
    „Selbstverständlich, Olivia“, antwortete Philip und küsste ihr die Hand, bevor er den Raum verließ. Kelly hätte am liebsten laut aufgelacht.
    „Ms Matlock, bitte“, schnurrte Olivia. „Setzen Sie sich doch einen Moment.“ Sie deutete mit ihrer schmalen gepflegten Hand auf den Stuhl an ihrer Seite.
    Kelly sprach ein kurzes Gebet. Um was auch immer es hier geht, bitte lass es schnell vorüber sein!
    „Es tut mir leid, dass unser erstes Treffen so merkwürdig ist, Ms Matlock, allerdings bin ich hergekommen, um sie zu bitten, nicht mehr mit meinem Mann zu schlafen.“
    Kelly riss die Augen weit auf, obwohl sie sich vorgenommen hatte, keine
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