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Die Sünde in mir

Die Sünde in mir

Titel: Die Sünde in mir
Autoren: Alegra Cassano
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Intensivstation vorgefallen ist. Die Patientin hat sie doch nicht einfach so angegriffen, oder?“
    „Doch, das hat sie“, brauste Frank auf, „ich konnte jedenfalls keinen Grund dafür feststellen.“
    Der Professor musste Platz für den behandelnden Arzt machen.
    „Wir sind gleich fertig“, sagte der Doktor.
    „Ist es schlimm?“, wollte Wieland wissen.
    „Menschenbisse sind gefährlicher als Tierbisse“, erklärte der Arzt, während er den Verband um Franks Hand zu Ende wickelte. „Die Bakterien, die ein Mensch in seinem Speichel hat, machen viel öfter Komplikationen. Aber ich denke, wir bekommen Ihren Assistenten wieder hin.“ Er zwinkerte seinem Patienten zu.
    „Wenn Sie hier fertig sind, kommen Sie doch bitte in mein Büro“, sagte der Professor.
     
     
    Frank ließ sich Zeit. Er musste die Ereignisse erst einmal für sich sortieren. Niemals hätte er damit gerechnet, dass Nicole ihn angreifen würde. Diese kleine, zierliche Person. Er schüttelte den Kopf. Wie sollte er damit umgehen? Wie konnte er sich ihr je wieder nähern, ohne Angst zu haben?
     
     
    „Da sind Sie ja endlich“, sagte Professor Wieland, als Frank an der Bürotür klopfte.
    „Ich brauchte ein paar Minuten für mich“, gestand Frank.
    „Fühlen Sie sich jetzt in der Lage, darüber zu sprechen?“
    „Ja. Natürlich.“
    „Gut. Dann erzählen Sie mir mal, was vorgefallen ist.“
     
     
    Frank achtete bei seinem Bericht darauf, kein Detail auszulassen. Als er geendet hatte, sah er den Professor herausfordernd an.
    „Sind Sie vorher schon mal von einem Patienten attackiert worden?“, wollte der Professor wissen.
    Frank strich mit dem Zeigefinger über den Handrücken seiner unverletzten Hand.
    „Ein Patient hat eine Zigarette auf meinem Handrücken ausgedrückt, als ich gerade hier angefangen hatte“, erklärte er, „er wollte den Schlüssel für die Tür nach draußen und er wusste, dass ich einen in der Tasche hatte.“
    „Sie waren das schwächste Glied in der Kette, weil Sie neu waren“, mutmaßte Wieland. „Wie sind Sie damals damit umgegangen?“
    „Ich kannte den Patienten ja kaum. Erst war ich vorsichtiger als sonst. Ich habe immer einen Finger am Notrufknopf meines Piepers gehabt und bin schnell in einen Raum verschwunden, wenn ein Patient auf mich zukam. Aber dann wurde ich sicherer und habe gar nicht mehr daran gedacht. Ich glaube, wenn man selbstbewusst auftritt, haben die Patienten auch Respekt.“
    „Und bei Frau Schütz war das heute anders?“, hakte der Professor nach.
    Frank senkte den Kopf und starrte auf seine bandagierte Hand.
    „Ich dachte, ich könnte sie gut genug einschätzen. Sie schien sich zu freuen, mich zu sehen. Ich habe noch einen Scherz gemacht … und dann hat sie plötzlich so getan, als würde sie mich gar nicht kennen.“ Er schüttelte den Kopf.
    „Sie hat Sie nicht erkannt, weil sie glaubte, Sie wären jemand anderes“, versuchte Wieland zu erklären.
    „Ja, das ist mir bewusst“, lenkte Frank ein, „aber ich verstehe trotzdem nicht, warum sie mich gebissen hat.“
    „Und wir verstehen alle nicht, warum sie diesen armen Mann in ihrer Küche tötete.“
    „Sie meinen, sie hätte mich töten können?!“
    Frank wurde es schlagartig schlecht.
    „Wenn sie eine Waffe gehabt hätte … Aber das ist nur eine Vermutung. Wichtig ist, dass Sie verstehen, dass Frau Schütz nicht sie angreifen wollte. Sie hatte es auf jemand anderen abgesehen und sie dachte, dass sie dieser jemand wären.“
     
     
     
     
     
     
     
     

Kapitel 92
     
     
     
     
    Ich bin ganz durcheinander. Alle scheinen böse auf mich zu sein. Sie laufen an mir vorbei und werfen mir komische Blicke zu. Es fühlt sich nicht gut an. Ein fremder Arzt war bei mir und hat mich untersucht. Dann gab er mir Tabletten, die ich schlucken sollte. Ich wollte aber nicht. Er hat auch gar nicht erklärt, wofür die sind. Als ich die Tabletten ausspuckte, hat er mir eine Spritze gegeben. Die habe ich kaum gemerkt, denn er hat sie da rein gespritzt, wo auch der durchsichtige Schlauch in meine Hand läuft. Jetzt fühle ich mich müde, aber ich will nicht schlafen. Etwas in mir sagt, dass ich wach bleiben muss. Mein ganzer Körper ist in Alarmbereitschaft, so als müsste ich jeden Moment weglaufen. Es fühlt sich ein bisschen an, wie beim Verstecken spielen. Sobald man entdeckt wird, muss man loslaufen und den Platz erreichen, an dem der Fänger gezählt hat. Wenn man vor ihm da ist, ist man sicher. Ich beobachte meine
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