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Die Stunde des Raben

Die Stunde des Raben

Titel: Die Stunde des Raben
Autoren: Boris Pfeiffer
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rotem Kopf durch den Sand. Er umklammerte das Harpastum und rannte, so schnell er konnte.
    »Coralia!«, brüllte No. »Pass auf!«
    Coralia fuhr herum. Ottmar kam direkt auf sie zu. Lächelnd streckte sie ein Bein vor und stellte es Ottmar in den Laufweg. Es war zu spät, um noch zu bremsen. Ottmar stolperte und schlug der Länge nach in den Sand.
    »Na bitte!«, frohlockte Coralia.
    Doch Ottmar wusste, was er zu tun hatte. Noch im Fallen warf er den Ball weiter zu Rufus. Gleichzeitig packte er Coralia mit einem Arm am Bein und hielt sie eisern fest. Dasselbe tat er einen Moment später mit dem zweiten Arm, als No an ihm vorbei hinter Rufus herrennen wollte.
    Der Rest des Spielzugs lief genau so, wie Lucy ihn geplant hatte. Filine war viel zu weit weg von Rufus, um ihn noch zu erreichen, und der kam ohne weitere Gegenwehr sicher mit dem Ball hinter die Grundlinie. Selbst als Rufus es schon geschafft hatte, hielt Ottmar seine beiden Gegenspieler immer noch fest gepackt.
    »Lass mich los!«, schrie Coralia giftig, während No gleichzeitig mit roher Kraft versuchte, Ottmar von sich zu schieben.
    »1 : 0«, verkündete Meisterin Abel. »Ein guter Spielzug, den ihr euch da ausgedacht habt.«
    »Ausgedacht!«, schnaufte No. »Ottmar wiegt einfach zu viel.«
    »Aber der Ball war nicht bei ihm, als der Spielzug beendet wurde«, erklärte die Meisterin. »Insofern würde ich getrost sagen, ihr seid nicht vom Gewicht eines einzelnen Spielers, sondern vom Teamgeist einer Mannschaft überwunden worden.«
    Lucy lachte ihren beiden Mitspielern zu.
    Coralia und No schäumten.
    »Jetzt haben wir den Ball!«, rief Coralia. »Und jetzt machen wir den Punkt. Jedenfalls, wenn du nicht wieder so ein Lahmesel bist, No.«
    »Wieso ich? Du hättest Rufus doch auch nachrennen können? Ich wollte Ottmar stoppen.«
    »Aber du hast mich gerufen!«
    »Nur damit du auf Rufus aufpasst. Ich war doch schon fast bei Ottmar! Wenn du dich nicht von ihm hättest festhalten lassen …«
    »Filine hätte ja auch mal was tun können, oder etwa nicht?«
    No nickte stumm, während Filine die Schultern zuckte.
    »Ich war doch auf der anderen Seite des Spielfelds!«
    »Das war ein toller Loop!«, raunte Rufus Lucy und Ottmar zu. »Aber jetzt wird es noch härter. No und Coralia sind echt richtig sauer.«
    »Aber jetzt will ich auch richtig echt gewinnen«, kicherte Lucy. »Sie werden diesmal bestimmt mit Gewalt durchbrechen wollen. Und ich schlage vor, dass wir sie das einfach tun lassen. Wenn ihnen das nämlich so leicht gelingt, werden sie sich wieder für unbesiegbar halten, und wir sparen unsere Kräfte für unseren Spielzug danach, den Rangy!«
    »Den Rangy?«, flüsterte Ottmar und schüttelte sich den Sand aus den Haaren. »Das klingt gut!«
     
    Nach dem gewonnenen Punkt bekam die Mannschaft, die im Rückstand lag, den Ball. Sie musste ihr Spiel jetzt von der Grundlinie aus aufbauen.
    Und wieder hatte Lucy recht.
    No und Coralia machten es mit Kraft und Tempo. Und sie machten es alleine, ohne Filine überhaupt miteinzubeziehen. Coralia hatte den Ball und No rannte vor.
    Er schlug einen Haken an Ottmar vorbei, dann warf Coralia ihm den Ball zu. Das Harpastum beschrieb einen hohen Bogen. No verfolgte seine Flugbahn und machte sich auf den Weg, um es im Lauf nach vorne zu fangen. Lucy lief auf No zu, offensichtlich, um ihn aufzuhalten. Aber der blonde Lehrling zeigte, was er konnte. Er streckte die Arme nach vorne aus, um Lucy abzuwehren, beugte gleichzeitig den Kopf und fing den Ball, als dieser herabfiel, mit dem Nacken auf.
    Es war eine artistische Leistung und in jedem anderen Moment hätte Rufus begeistert gejubelt. Doch jetzt schämte er sich fast. Der arme No merkte gar nicht, dass er seine Geschicklichkeit völlig umsonst einsetzte. Kaum hatte er den Ball gefangen, tat Lucy so, als würde sie stolpern und ließ ihn ziehen. Das Gleiche tat Ottmar und nach einem Spurt hinter die Line knallte No den Ball triumphierend auf den Boden.
    »1: 1«, jubelte er. »Und ich hätte den Ball sogar mit dem Knie fangen können, so schwach, wie ihr verteidigt habt. Gutes Zuspiel, Coralia! Jetzt holen wir sie uns.«
    Aus der anderen Feldhälfte sah Filine Lucy und dann Rufus an. An ihrem Blick konnte Rufus erkennen, dass sie etwas bemerkt hatte, aber sie schwieg.
    Lucy nahm den Ball auf und winkte ihre beiden Mitspieler zu sich an die Grundlinie.
    »Der Rangy«, erklärte sie, »ist noch etwas unverschämter als der Loop. Denn Rufus wird den Ball diesmal gar nicht
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