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Die Stunde des Raben

Die Stunde des Raben

Titel: Die Stunde des Raben
Autoren: Boris Pfeiffer
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sagte No stolz. Dann grinste er: »Ein bisschen hast du ja auch mitgeholfen. Obwohl ich dein Gesicht nicht bemalen durfte …«
    Filine verzog den Mund und wollte eben etwas erwidern, als No schnell auf Rufus zeigte. »Guck mal, Fili!«
    Filine folgte seiner ausgestreckten Hand mit dem Blick. Dann stieß sie einen kleinen Schrei aus. »Der Wendelring! Hast du etwa die Traumflut gemeistert, Rufus?«
    Rufus nickte. »Ja, sieht so aus!«
    Er hielt ihr den Wendelring entgegen. Filine nahm ihn und fuhr ehrfürchtig mit den Fingern die verschlungenen Formen nach. »Wie hast du das geschafft? Du hast doch gedacht, es geht nicht.«
    Rufus sah sie nachdenklich an. Dann erzählte er: »Ich bin Aili im Traum begegnet. Sie ist Myrddins Schülerin geworden, und er hat sie zu mir geschickt, damit sie mir den Wendelring gibt. Sie hat mir auch erzählt, wie sie, ihre Schwester und Tyrai uns wahrgenommen haben. Das war wirklich seltsam. Sie waren von den römischen Soldaten gefangen genommen worden. Aber dann haben sie von uns geträumt, dass wir ihnen Ludere raptim beigebracht haben. Und dank unserer Hilfe haben sie die Römer zu einem Spiel herausgefordert und gewonnen.«
    »Ganz schön cool, diese Traumfluten«, meinte No.
    Filine gab Rufus den Wendelring zurück. »Ja, aber wir sollten sie doch noch weiter erforschen. Sie sind schon etwas unheimlich.«
    »Das stimmt«, bestätigte Rufus. »Es scheint da besondere Kräfte zu geben. Und da sollten wir mit Vorsicht rangehen.«
    »Komm schon, Myrddin wird dir den Wendelring nicht umsonst geschickt haben«, warf No ein.
    »Das kann sein.« Rufus betrachtete den Ring. Er dachte an Coralia und seine Mutter. »Habt ihr mitbekommen, dass meine Mutter hier gestern zufällig ein sehr wertvolles Artefakt gekauft hat?«
    »Ja, klar«, antwortete No. »Das hat Saurini doch gesagt.«
    »Ich fürchte, Coralia ist dafür verantwortlich.«
    »Coralia?« Filine sah ihn erschrocken an. »Aber warum?«
    »Ich weiß es nicht genau«, gab Rufus zurück. »Aber es gefällt mir nicht. Und bevor ich nicht weiß, wozu der Wendelring dient, möchte ich keine weitere Traumflut erleben, wenn es nicht sein muss. Stellt euch vor, ich fange hier plötzlich an, Nacht für Nacht lauter Artefakte anzuhäufen und Coralia bekommt das mit. Das könnte wirklich ein Problem werden …«
    »Mach dir nicht so viele Sorgen!«, beschwichtigte ihn No und betrachtete das gewundene Schmuckstück voller Interesse. »Wir kriegen schon raus, ob der Wendelring zu etwas nütze ist. Vielleicht dient er ja aber auch zu nichts und ist einfach nur ein Geschenk. Auf alle Fälle halten wir drei zusammen! Und ohne was zu wagen, kommen wir hier nicht weiter. Das gehört einfach dazu!«
    »Wo hat sich denn der Wendelring überhaupt materialisiert?«, wollte Filine wissen.
    »Na, hier!«, sagte Rufus. »In der Hütte. Das ist das Verrückte. Ich habe in meinem Zimmer geschlafen. Aber dann hat mich Minster nach dem Traum hergeführt. Und hier ist es passiert.«
    No erhob sich und nahm das Holzzepter auf.
    »Deswegen die Hütte!«, sagte er. »Du hast doch erzählt, dass Meister Zeitschneider nie eine Traumflut erfolgreich zu Ende führen konnte. Vielleicht hat ihm dazu einfach der richtige Ort gefehlt? Und vielleicht ist diese Hütte der richtige Ort!«
    »Das ist ein guter Gedanke, No!« Filine sah No anerkennend an. »Aber wieso ist sie es?«
    »Weil der Wagen der Königin in sie verbaut ist?«, schlug Rufus vor.
    »Deswegen könnte sie in die Akademie gekommen sein. Das hat jedenfalls Direktor Saurini für möglich gehalten«, meinte Filine. »Aber wieso sollte das der Grund sein, dass sich deine Traumflut hier vollenden konnte?«
    Rufus schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht.«
    »Und wenn es viel einfacher ist?« No breitete die Arme aus. »Die Hütte ist ein Ort aus einer anderen Zeit. Vielleicht braucht man einfach so einen Ort. Ein Artefakt, in dem man sich aufhalten kann!« Begeistert von seiner Idee sah er Rufus und Filine an.
    Rufus nickte zustimmend. »Dann müsste sich eine Traumflut auch in einem Schiff oder sonst einem Artefakt verwirklichen lassen, das groß genug ist, um sich darin aufzuhalten«, führte er den Gedanken fort.
    »Das denke ich auch«, bestätigte No.
    »Das können wir ausprobieren«, schlug Filine vor.
    »Ja«, sagte Rufus. »Wenn es das nächste Mal so weit ist.«
    Wieder musste er an Coralia denken. Wenn sie es konnte, wenn sie auch Traumfluten meistern konnte, und das hatte sie ja behauptet, und wenn
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