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Die Stunde des Raben

Die Stunde des Raben

Titel: Die Stunde des Raben
Autoren: Boris Pfeiffer
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schade, dass wir nicht mitspielen, Meisterin Abel«, lachte Meister Hardy. »Aber die Lehrlinge müssen es erst mal unter Anleitung lernen. Ich hätte euch gerne ein bisschen durch die Luft gewirbelt!« Meister Hardy ließ seine Muskeln spielen und wandte sich den Lehrlingen zu. »Alles ist erlaubt. Der Ball wird in der Mitte von mir eingeworfen. Die Mannschaft, die ihn unter Kontrolle bringt, muss versuchen, ihn durch das gegnerische Feld zu schaffen, bis hinter die Linie. Jeder darf jeden angreifen und behindern. Es darf geschubst, gehalten, gegrätscht, gezerrt und geschlagen werden. Dagegen ist Rugby ein Spiel für Weicheier! Ludere raptim diente Soldaten zur Ertüchtigung und jungen Männern zur Belustigung. Es gab sogar Spiele von Sklaven gegen Soldaten um Freiheit oder Tod. Man muss sich bei diesem Spiel aufeinander verlassen können. Und jetzt bildet euch selbst ein Urteil. Zwei Teams habt ihr ja bereits gebildet!«
    »Ja«, sagte Coralia. »Ich spiele mit No und Filine gegen Rufus, Lucy und Ottmar.«
    Meisterin Abel musterte die Lehrlinge. »Einverstanden. No, bist du fertig mit dem Ball?«
    »Ja«, der blonde Junge kam zurück. Die Schweinsblase in seiner Hand war jetzt rund und fest.
    »Nos Team, ihr geht nach rechts, Rufus, Ottmar und Lucy nach links«, ordnete Meister Hardy an. »Ich werfe den Ball ein.«
    Er streckte die Hand aus und No warf ihm das Harpastum zu.
    »Moment noch«, sagte in diesem Moment Coralia. Sie trat vor und warf einen herausfordernden Blick in die Runde. »Ich finde, wenn es in Rom bei dem Spiel um etwas ging, sollte es das auch bei uns. Deshalb sollten wir um einen Einsatz spielen.«
    »Um was denn?«, fragte Meisterin Abel überrascht.
    Coralias Antwort kam wie aus der Pistole geschossen. »Ich schlage vor, die Sieger dürfen von den Verlierern verlangen, dass sie sie in ihre nächste Flut mitnehmen.« Sie warf Rufus einen kurzen Blick zu.
    »Eiderwei!«, pfiff Meister Hardy. »Freier Eintritt in eine Flut. Das könnte einen interessanten Wettkampf geben, findet ihr nicht, Meisterin Abel? Darum müssten wir beide auch einmal wetten.«
    »Wir verbringen sowieso fast jede Flut zusammen«, erwiderte die Meisterin trocken. »Aber ich würde zustimmen, dieser Einsatz ist es wert, sich richtig anzustrengen. Wenn ihr euch darauf einigen könnt, habe ich nichts dagegen. Ihr spielt dann unter echten Wettkampfbedingungen.«
    »Ich bin dagegen«, sagte Filine. »Ich will nur üben.«
    »Ich bin absolut dafür«, verkündete Coralia. »Wir sollten darüber abstimmen. Aber wenn ihr Schiss habt zu verlieren …«
    »Genau, mach doch kein Drama daraus, Filine«, erhob No die Stimme. »Das ist doch eine coole Wette!«
    Ottmar sah Rufus an. »Was denkst du?«
    Rufus überlegte. Er hatte erst eine Flut erlebt, aber für ihn war ganz klar gewesen, dass die Flut selbst sich die Menschen auswählte, die an ihr teilhaben sollten. Natürlich, wer sich in der Flut befand, der konnte andere dazubitten. Nichts sprach dagegen. Aber sich von außen selbst in eine Flut einzuladen, sich irgendwie in die Flut zu drängen, wie Coralia es jetzt mit dieser Wette vorschlug, das war noch einmal etwas anderes …
    »Ich weiß nicht«, sagte er unsicher.
    »Ich bin dafür«, kicherte Lucy. »Ich finde, dann strengen wir uns alle mehr an. Und ich will gewinnen, Ottmar!«
    Ottmar senkte den Kopf. »Ich bin aber nicht so gut in solchen Spielen«, murmelte er.
    »Also, ich bin dafür«, mischte sich No wieder ein. »Ich will auch gewinnen und ich bin dafür!«
    Jetzt waren die, die eine Wette eingehen wollten, schon zu dritt. Ottmar sah immer noch Rufus an.
    »Los, Rufus, sei kein Feigling!« Coralia zwinkerte Rufus zu.
    »Genau!«, grinste No herausfordernd. »Wenn ich gewinne, nimmst du mich mit. Und wenn ich verliere, kannst du bei mir dabei sein.«
    »Aber Coralia …«, wollte Rufus sagen. Doch in diesem Moment verschwand alles Lachen aus Coralias dunklen Augen und sie sah ihn verächtlich an.
    Rufus wusste nicht warum, aber plötzlich nickte er.
    »Okay, No. Spielen wir darum.«
    »Dann bin ich auch dafür«, erklärte Ottmar.
    Die Würfel waren gefallen.
     
    Meister Hardy erklärte, dass die Mannschaft siegen würde, die zuerst drei Punkte hatte. Einen Punkt gab es für jeden erfolgreichen Versuch, den Ball hinter die gegnerische Grundlinie zu tragen. Wichtig war nur, dass ein Spieler ihn dorthin brachte, den Ball über die Linie zu werfen oder zu schießen galt nicht. Alles andere war egal.
    »Das gewinnen wir
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