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Die stummen Götter

Die stummen Götter

Titel: Die stummen Götter
Autoren: Arne Sjöberg
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die Anlage nicht erreicht!
    Ach, dachte ich nochmals, hättet ihr doch auf mich gehört!
    Abermals überfiel mich der Gram mit voller Wucht, doch ich spürte schon, daß ich nun nicht mehr fern sein konnte jener Grenze, da alle Leidensfähigkeit des Menschen aufhört.
    Ich stand versunken und geistesabwesend, der Problemator lag mir zu Füßen im glasigen Sand, als mich ein leises Knirschen und Klingen zwang, den Blick zu heben.
    Da waren dann die „Spargel“ gerade dabei, im Boden unter zutauchen, dorthin zu verschwinden, woher sie gekommen. Der an ihren Fußpunkten angeschmolzene Sand brach klirrend auf, weitere Sprünge breiteten sich aus über das Lavafeld, und endlich blieben nur flache Mulden zurück, in denen das lockere, aschefarbene Quarzgeriesel in seiner ursprünglichen Beschaffen heit sogleich mit dem still ziehenden Wind sein uraltes und nur von uns für ein Weilchen unterbrochenes Spiel wieder aufnahm.
    Mit bloßen Händen kam ich, ohne Panzerung, ohne Waffen, ohne alle Gewaltabsicht, und die Anlage ergab sich mir in ver trauensvoller Friedfertigkeit.
    Doch auch jetzt hatte ich keine Tränen mehr, und so beugte ich den Kopf und nahm das Unbegreifliche und gleichzeitig doch so leicht Verständliche ergeben hin.
    Mit den „Spargeln“ jedoch war auch das Feld verschwunden, und ich vermochte ungehindert an den weißen Quadern vorbei zuschreiten, auf den Turm zu. Dort fuhr ich mit den Fingern über die schartigen Risse hin, die unsere Sprengung an der Tür hinterlassen hatte, und dann trat ich ein.
    Was soll ich noch sagen? So wie ich dort kein Wort hervor brachte, fällt es mir bis zum heutigen Tage schwer, überhaupt darüber zu reden.
    Für nichts und wieder nichts, schien es mir, hatten wir unsere Opfer gebracht!
    Der Turm war leer und hohl bis in seine Spitze hinauf, glatt- wandig und weiß auch innen. Es gab keine Rohre, keine Stufen, nichts. Auf dem Boden lag Sand, den vermutlich der nimmer müde Wind durch die klaffende Tür hereingeweht hatte, und unter ihm klang es stählern und dumpf, als ginge es dort weiter in die Tiefe. Mit den bloßen Händen scharrte ich den Sand bei seite, doch es kam nur eine fugenlos dicht schließende Platte zum Vorschein, die wiederum nur hätte aufgesprengt werden können. Doch daran war nicht einmal im entferntesten zu denken.
    „Aus und zu Ende!“ sagte ich.
    Ich ging zurück an den Kesselrand, hob Baskow auf und quälte mich mit ihm bis in den Turm hinein. Sollten uns die Tantaliden wenigstens ein Obdach gewähren, bis wir keines Obdachs mehr bedurften. Das, fand ich, waren sie uns nun doch schuldig nach allem, was geschehen. Außerdem war es hier im Turm geräumiger als in der Katze, und so etwas wie ein provisorisches Biwak ließ sich allemal herrichten.
    Ich holte aus dem Wagen unsere Nahrungsvorräte, einiges Werkzeug, Decken und die kleine Heizungsanlage, wenn sich letztere auch nur mit Mühe demontieren ließ und ihr Brennstoffvorrat sicher nicht mehr allzulange reichen würde.
    Dann war der letzte Handgriff getan, und das furchtbare Warten begann. Eine Zeitlang hatte ich noch Halt an Baskow, bei dem das Fieber mit Macht eingesetzt hatte und der nun begann, wirr zu reden. Die Augen öffnete er nicht dabei.
    Sein Gesicht und seine Hände sahen schlimm aus. Sie waren entsetzlich aufgeschwollen und im Grunde nur noch eine ein zige Blase von der Farbe eines kalten und fahlen Fischbauches.
    Ich kleidete ihn endlich aus, hüllte ihn in Decken, legte ihm weiterhin Kompressen auf, und ich sagte: „So, so!“ Und: „Nun, nun!“ Wie man einem Kinde zuredet. Doch er hörte mich nicht.
    Baskow! Ach, Baskow! Wenn ich wenigstens dich hätte be halten können!
    Die Nacht fiel ein, Sturm kam auf, Regen, Gewitter, die ganze, gewohnte Palette der Naturgewalten dieses Planeten. Und es wurde ein neuer Tag.
    Ab und an vertrat ich mir draußen die Füße, wanderte wohl auch zwischen den Quadern umher, und es kam die Stunde, da ich sogar hinüber zu unseren vernichteten Fahrzeugen zu gehen vermochte. Doch auch das brachte nichts Neues.
    Das Neue war, daß ich die Schlieren wieder sah. Der pfeil artige feine Funken löste sich von dem metallenen Ring oben am Turm, die Schlieren selber bildeten sich wieder mitten in der Luft, aber sie zogen nicht mehr meerwärts, der Küste zu, interessierten sich auch nicht für mich, sondern wandten sich in entgegengesetzte Richtung, tiefer ins Gebirge hinein. Dort drüben, jenseits des Kessels, fanden sie einen Durchschlupf hoch droben
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