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Die stummen Götter

Die stummen Götter

Titel: Die stummen Götter
Autoren: Arne Sjöberg
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zwischen zwei flachen Kegeln, die ausschauten wie die Krater erloschener Vulkane. Vielleicht also gab es dort noch mehr dieser Relaiszylinder, und dann reichte die Wirksam keit der Anlage tatsächlich über die gesamte Kontinentale Kordillere hinweg, bis tief hinein in die maßlosen Ebenen von Gondwana I.
    Und noch etwas geschah: Jeweils wenn die Schlieren auftauchten, fuhren bald danach die „Spargel“ kratzend und scha bend aus dem Boden heraus. Ich hatte nur Glück, daß ich mich beim erstenmal zwischen ihnen und dem Turm befand, denn sie bauten sogleich das Feld wieder auf und hätten mich also ausgesperrt. Kurz darauf brach eine gemäßigtere Ausgabe jener Urkräfte über Tantalus herein, die seinerzeit Nordin das Leben gekostet hatten. Das Feld jedoch schützte Baskow und mich, und damit hatte sich eigentlich das letzte Glied in der Kette der rätselhaften Vorgänge hier geschlossen.
    Die Anlage hatte uns wahrhaftig nur behüten wollen, an fänglich jedenfalls. Als sie die Wälle drunten am Ozean rund um uns aufgebaut hatte, da war das wohl der Versuch gewesen, unsere Anlagen und Bauten, soweit sie eben von Menschen benutzt waren, vor Spica zu schützen. Einzelne sich ungedeckt im Freien bewegende Lebewesen hatte sie mit den Schlieren fort geholt, wenn ich auch immer noch nicht verstand, wohin. Es war nach wie vor nur zu vermuten, daß sie sich irgendwo hier befanden, unter dem Turm, in tiefreichenden Kammern und Gängen wohlaufgehoben.
    Und dann hatten wir den ersten ihrer Relaiszylinder ver nichtet, und die Anlage hatte von Schutz auf Gleichgültigkeit umgeschaltet. Und als wir Hand an ihr eigentliches Herz zu legen versuchten, da war sie zu offener Abwehr überge gangen.
    Ich seufzte tief. Das alles hätten wir früher wissen können, wenn wir es nur gewollt hätten!
    In der zweiten Nacht erlangte der Problemator das Bewußt sein zurück. Ich merkte es daran, daß er plötzlich den sanften Druck meiner Hand erwiderte. Ich entzündete die große Stau stromlampe, deren Batterie hundert Jahre ausreichen sollte, und betrachtete ihn besorgt. Doch er stellte keine Frage nach dem, was geschehen war. Es schien, als wüßte er es auch so.
    „Nordins Traum!“ sagte er schwer und erwiderte meinen Blick unter geschwollenen, entzündeten Lidern hervor.
    „Ja, Nordins Traum“, sagte ich und verstand sofort, was er meinte. „Er hat recht gehabt, mit allem. Wenn es freilich auch keine Spiegelwelt war, mit der wir uns herumschlugen, so haben wir im Grunde dennoch nur gegen uns selber gekämpft.“ Und ich teilte ihm mit, welche Überlegungen ich angestellt hatte bezüglich des Walles, der Relaiszylinder und der Schlieren.
    Baskow hob mühsam die Lippe von den Zähnen, und ich sah zum erstenmal deutlich, wie groß die Schmerzen waren, die er hatte. „Komm“, sagte ich, „nimm diese Kapsel. Sie wird es dir leichter machen. Und dann habe ich ein wenig Suppe für dich bereitgestellt. Laß sie mich nur rasch wärmen.“ Ich war unendlich froh, endlich wirklich etwas für ihn tun zu können.
    „Laß!“ sagte er jedoch unwillig und beinahe streng. „Ich werde sterben, nicht wahr?“
    „Unsinn!“ rief ich. „Wir beide werden uns hier ein feines Leben machen, und irgendwer wird uns schon holen.“
    Seine Augen begannen sehr fern zu lächeln. „Du solltest nicht lügen“, sagte er leise. „Wer schon soll uns holen? Castor wird natürlich eine Nachricht ausgestrahlt haben, bevor es zu Ende ging. Aber bis sie auf der Basis empfangen werden wird und bis ein Hilfsschiff hier sein könnte...“ Er machte eine vage Bewegung mit seiner kaum noch als solche erkenntlichen Hand. „Jahrhunderte, Jorge“, fügte er noch hinzu, „Jahrhunderte werden vergehen.“
    „Nun ja“, erwiderte ich, „was macht es schon? Komm, iß!“ Und ich rückte ihm tatsächlich mit meiner Suppe auf den Leib.
    Da lächelten seine Augen deutlicher. „Wenn es dir Spaß macht“, sagte er und versuchte, einen ersten Löffel voll hinter die Lippen zu bringen. Doch es ging nicht. Es ging beim besten Willen nicht. Auch sein Rachenraum, der Schlund und der ganze Verdauungstrakt mußten furchtbar gelitten haben. Ich sah ein, daß es besser war, ihn zu verschonen.
    „Ich sabbere ja wie ein Säugling“, flüsterte er entschuldigend, als ich ihm vorsichtig die Spuren unseres vergeblichen Ver suches vom Kinn wischte.
    „Es wird schon werden“, entgegnete ich erstickt. „Ach, Pro- blemator, wenn ich dich nur habe!“
    Er schaute lange mit dunklem
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